(c) pressekultur.de fotolia.com

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So mancher Referent steht mit dem Flipchart auf Kriegsfuß. Abgesehen von den Argumenten „Ich kann nicht zeichnen!“ oder „Meine Schrift ist nicht so toll!“ treibt viele die Sorge um: „Mensch, ist das nicht einschläfernd für meine Zuhörer, wenn ich vorne so lange vor mich hinschreibe?!“.

Es kommt darauf an! :-)

In der Tat ist es für die Leute nicht besonders prickelnd, wenn Sie erst zu Stift und Papier greifen, nachdem Sie Ihre Botschaft transportiert haben und das Publikum eigentlich schon alles weiß.

Ein Beispiel: Nehmen wir an, Sie informieren das Publikum in Ihrem Vortrag darüber, dass der Quartalsumsatz auf 100.000 Euro gestiegen ist. Sie verraten die Zahl und halten Sie anschließend auf dem Flipchart fest. Eine ganz normale Vorgehensweise, wie Sie sie in vielen Vorträgen beobachten können. Da erfährt der Zuhörer allerdings nichts Neues – er schaut Ihnen beim Schreiben zu. Das setzt Sie unter Druck und ist langweilig für Ihr Gegenüber.

Drehen Sie den Spieß doch einfach um und schreiben zuerst.

Gleiche Situation. Sie leiten Ihre Ergebnispräsentation mit folgenden Worten ein: „Im letzten Quartal ist der Umsatz gestiegen auf …“. Bevor Sie jetzt aber die Zahl verraten, machen Sie eine bedeutungsschwangere Sprechpause (ca. zwei Sekunden), rücken demonstrativ das Flipchart zurecht und fangen an, die Ziffer hinzuschreiben … gaaaaanz langsam, ohne dabei zu reden. Erst wenn Sie bei der vorletzten Null der 100.000 angekommen sind, lüften Sie das Geheimnis und sprechen die Zahl laut aus. Den Rest schreiben Sie dann zügig zu Ende.

Damit bauen Sie einen echten Spannungsbogen auf. Da die Leute nicht wissen, was sie erwartet, werden Sie Ihnen gebannt folgen. Sie haben die volle Aufmerksamkeit! Weiterer Vorteil: Ihre Zuhörer merken sich die Botschaft besser, denn Sie haben das Ergebnis gemeinsam „erarbeitet“. Das ist viel wirkungsvoller als fertige Kost mittels PowerPoint-Folie zu servieren.

Naja, und über eine kleine Verschnaufpause im Redefluss werden sich die meisten sicherlich auch freuen. So haben Ihre Zuhörer die Chance, das Gesagte sacken zu lassen und wirklich zu verdauen.

PS: Übrigens, was mit Zahlen funktioniert, klappt auch wunderbar mit Worten! Stellen Sie sich vor, Sie möchten Ihre Kollegen dafür sensibilisieren, dass es im Vertrieb neben einer ausgefeilten Verkaufstechnik insbesondere auf die innere Einstellung ankommt. Sie starten folgendermaßen: „Im Verkauf entscheidet neben der richtigen Technik vor allem ein Faktor über Ihren Erfolg oder Misserfolg … das ist …“ Nun beginnen Sie, das Wort „Einstellung“ zu schreiben. Sie zelebrieren Buchstabe für Buchstabe, ohne etwas zu sagen, bis Sie beim zweiten „l“ angekommen sind. Erst jetzt sprechen Sie das Wort laut aus und schreiben es flott zu Ende.