Liebe Leserin, lieber Leser,

wie kommen Sie morgens ins Büro?

  • Fahren Sie mit dem Auto?
  • Sind Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs?
  • Gehen Sie zu Fuß?
  • Oder arbeiten Sie im Home Office?
(c) Gitte Härter

(c) Gitte Härter

Jetzt einmal Hand aufs Herz: Haben Sie gerade diese Frage beantwortet, auch wenn Sie sich möglicherweise gewundert haben, was Ihr Arbeitsweg mit dem Thema zu tun hat?

Das haben Sie Ihrem „Antwortreflex“ zu verdanken! Im Laufe unserer Erziehung haben wir zigmal von Eltern und Lehrern gehört: „Antworte ordentlich, wenn Dir eine Frage gestellt wird!“ Mittlerweile funktioniert das richtig gut – ohne mit der Wimper zu zucken, nehmen wir die Bälle auf, die uns zugeworfen werden … und antworten.

In vielen Situationen ist das wunderbar, denn dieses Pingpong aus Fragen und Antworten ermöglicht eine Kommunikation, die allen Beteiligten Spaß macht. Nicht zuletzt ist es ein Zeichen von Respekt, wenn wir auf unser Gegenüber eingehen.

Allerdings kann uns dieser Automatismus auch ganz schön in die Enge treiben. Nämlich immer dann, wenn uns jemand mit einer provokanten Frage oder einem Schuss unter die Gürtellinie aus der Reserve locken will.

Ein „Was haben Sie sich dabei nur gedacht?“ des Chefs genügt: Schwuppdiwupp sind wir mittendrin in einer Schleife aus Erklärungen und Rechtfertigungen. Wir reden uns plötzlich um Kopf und Kragen, machen uns klein. Das bringt Sie nicht weiter!

In diesen Situationen gilt: Wir müssen nicht antworten, sondern wirken!

Gezielte Rückfragen sind hier ein cleverer Schachzug, um Ihre Position zu stärken.

Mit Rückfragen wirken

  • Das können Gegenfragen sein, die allgemein darauf abzielen, die Situation besser zu verstehen:

Angriff: „Was haben Sie sich dabei nur gedacht?“

Rückfrage: „Auf was beziehen Sie sich?“, „Was meinen Sie konkret?“

  • Ein Begriff ist unklar? Dann lassen Sie sich den von Ihrem Gesprächspartner erklären:

Angriff: „Gelebte Mitarbeiterförderung sieht anders aus!“

Rückfrage: „Was genau verstehen Sie unter gelebter Mitarbeiterförderung?“

  • Oder Sie nehmen Ihr Gegenüber in die Pflicht und erkundigen sich gleich nach einer möglichen Lösung:

Angriff: „Ihr Vorschlag geht komplett an der Realität vorbei!“

Rückfrage: „Wie müsste er denn aussehen, damit er aus Ihrer Sicht praxistauglich ist?“

  • Übrigens, auch ein einfaches „Wie bitte?“ kann manchmal Wunder wirken: Sobald Ihr Gegner eine Anfeindung wiederholen muss, verliert sie häufig an Schärfe.

Bitte achten Sie unbedingt darauf, dass Sie Ihre Rückfragen in einem entspannten, freundlichen Ton rüberbringen. Damit stellen Sie sicher, dass Sie die Situation nicht noch zusätzlich aufheizen.

Ihr Vorteil: Durch die Gegenfrage gewinnen Sie Zeit und geraten nicht in den ungesunden Strudel von Rechtfertigungen und Erklärungen. Jetzt ist Ihr Gegenüber am Zug!