© pico fotolia.com

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Als kleines Mädchen habe ich viele Jahre Zither gespielt. Bei einem meiner ersten Vorspielabende in der Musikschule erwische ich mit meinen zittrigen und schwitzigen Fingern vor lauter Aufregung einen Ton nicht richtig. Nix Schlimmes … aber ich ärgere mich! Ganz automatisch ziehe ich die Augenbrauen zusammen.

Nach diesem Aufritt gibt mir meine Mutter einen Satz mit auf den Weg, der mir bis heute im Hinterkopf ist: „Es hätte niemand etwas gemerkt, wenn Du nicht Dein Gesicht verzogen hättest!“

Was damals im Konzert passiert ist, kommt auch in Vorträgen immer wieder vor: Da werden Zuhörer förmlich mit der Nase auf vermeintliche Fehler gestupst. Entweder nonverbal, zum Beispiel durch eine gerunzelte Stirn oder einen Kopfschüttler. Oder die Redner richten durch einen Kommentar erst recht das Spotlight drauf:

  • „Das hatte ich vorhin vergessen zu sagen …“
  • „Eigentlich wollte ich Ihnen hier noch zeigen …“
  • „Oh, da hat sich jetzt eine falsche Folie reingeschummelt …“

So, nun weiß wirklich jeder, dass hier etwas anders läuft als geplant. Und auch wenn Sie einfach nur ehrlich sind: In diesen Augenblicken schrumpfen Sie sich selbst.

Haben Sie sich dabei auch schon mal ertappt?

Keine Frage, diese Reaktionen sind total menschlich. Schließlich hatten Sie alles so schön ausgetüftelt, die Story hat perfekt gepasst … und dann das! Mist!

Fakt ist allerdings: Außer Ihnen kennt niemand Ihren Vortrag! Ihr Publikum weiß nicht, wann welche Folie geplant ist, welche Geschichten Sie erzählen oder welchen Gegenstand Sie zeigen möchten.

Machen Sie sich also bitte mit spontanen Gemütsäußerungen (verbal oder nonverbal) das Leben nicht unnötig schwer. Jetzt lohnt es sich, möglichst cool zu bleiben und auf ein Pokerface im positiven Sinne zu setzen: Reden Sie weiter, ergänzen Sie, ändern Sie die Reihenfolge – ohne diese Mini-Missgeschicke zu thematisieren.

So wirken Sie stärker und Ihre Zuhörer bekommen in den meisten Fällen gar nicht mit, dass hier gerade etwas nicht so läuft wie es eigentlich sollte.