© shjmyra fotolia.com

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Herbst 1994. Frau Gauch, unsere VWL-Dozentin, bittet mich in einer der ersten Vorlesungen im Studium, das Bruttosozialprodukt zu definieren. Ich antworte prompt. Allerdings in einem solchen Affentempo, dass für einen kurzen Augenblick irritierte Stille herrscht. Dann geht ein Lachen durch die Reihen und ich habe meinen Spitznamen weg – „Andrea, das verbale Maschinengewehr“.

Sicherlich war das damals nicht das erste und letzte Mal, dass der Gaul mit mir durchgegangen ist. Denn wenn Sie zu den eher schnellen Rednern gehören, geben Sie insbesondere in den Momenten zusätzlich Gas, in denen Sie emotional besonders betroffen oder angespannt sind (wie ich in besagter Vorlesung).

Damit kommen Sie zwar zunächst einmal lebendig rüber und zeigen, dass Power in Ihnen steckt. So ein Redeschwall ohne Punkt und Komma kann für Ihre Teilnehmer auf Dauer allerdings ganz schön anstrengend sein. Da es für die Zuhörer schwierig ist, konzentriert dabeizubleiben und Ihre Botschaft zu verarbeiten, laufen Sie Gefahr, Ihr Gegenüber früher oder später totzureden.

Dass es Sinn macht, das Tempo zu drosseln, liegt deshalb auf der Hand. Allerdings ist das leichter gesagt als getan. Schließlich hängt Ihre Sprechgeschwindigkeit stark mit Ihrer Persönlichkeit zusammen: Vermutlich gehen Sie insgesamt recht flott durchs Leben – denken schnell, handeln schnell.

Tempo rausnehmen, Ruhe reinbringen

Sie möchten trotzdem auf die Bremse treten, damit das Publikum Ihnen leicht und ohne großen Energieaufwand folgen kann? Dann helfen Ihnen diese drei Tipps, mehr Ruhe in Ihre Vorträge zu bringen:

  • Mehr Ruhe durch Gelassenheit: Je entspannter Sie sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass Sie ein moderates Sprechtempo einschlagen. Stehen Sie allerdings unter Strom oder sind nervös, sprudelt es meistens von ganz alleine. Gönnen Sie sich deshalb gerade in Stressmomenten ein paar Minuten, um sich zu sammeln und bei sich anzukommen. Dieses 3,2,1-Omm-Entspannungsprogramm hilft Ihnen dabei.
  • Mehr Ruhe durch Pausen: Unabhängig davon, ob Sie besonders wichtige Aussagen mit einer gezielten „Wirkpause“ hervorheben oder nach thematischen Blöcken kurz innehalten. Sobald Sie Ihrem Publikum durch bewusste Unterbrechungen immer wieder Zeit geben, nachzudenken und das Gesagte sacken zu lassen, wirken Sie automatisch langsamer. Mal ganz davon abgesehen, dass Sie so auch selbst zwischendurch Luft holen können, um sich gedanklich darauf vorzubereiten, was Sie als Nächstes sagen.
  • Mehr Ruhe durch „Präsentieren unplugged mit dem Flipchart“: Während reine PowerPoint-Präsentationen dazu einladen, sich mal eben schnell durch die Folien zu klicken und entsprechend flott zu sprechen, können Sie mit kleinen Sequenzen am Flipchart Tempo rausnehmen: Jetzt stellen Sie nicht einfach ein fertiges Ergebnis vor, sondern erarbeiten etwas gemeinsam mit dem Publikum. Während Sie schreiben oder zeichnen, haben die Zuhörer genügend Zeit, die Inhalte zu verdauen und Ihnen zu folgen.

Falls sich das erst einmal ungewohnt anfühlt und Sie sich plötzlich total lahm vorkommen. Keine Sorge, die Gefahr, dass Sie als Schnellsprecher plötzlich zu langsam unterwegs sind, ist äußerst gering. :-)