„In der Platform Integration gibt es den Initiator. Dieser steuert die gesamte Product Lane, indem er die High-speed-vertical-toasting-machine bedient.“ – Falls Sie jetzt nur Bahnhof verstanden haben … mir ging es genauso, als ich diesen Satz bei einem Training gehört habe. Dabei ist der Sachverhalt einfach :-) : Die Rede ist hier vom ersten Mitarbeiter in der Fließbandkette eines Fastfoodunternehmens, der die Hamburger Brötchen in den Toaster wirft. Hoch leben sie – die Anglizismen, Fremdwörter und Fachbegriffe!

Auch wenn das sicherlich ein extremes Beispiel ist, die einfache Sprache hat sich im Businessalltag noch nicht durchgesetzt. Da wird aggregiert, verifiziert und implementiert, was das Zeug hält. Häufig ohne Rücksicht auf Publikumsverluste: Denn sobald unser Hirn gefordert ist, komplexe Aussagen in eine verständliche Sprache zu übersetzen, können wir uns nicht mehr zu 100 Prozent auf die eigentliche Botschaft konzentrieren. Ganz schnell werden so wertvolle Punkte verspielt.

Warum Fachchinesisch so beliebt ist

Und dennoch steht Fachchinesisch bei vielen Rednern hoch im Kurs. Dafür gibt es drei Gründe:

  • Sie wollen den Zuhörern imponieren. Das ist sicherlich der gefährlichste Ansatz, denn so bauen Sie ruckzuck eine Mauer zwischen Ihnen und Ihrer Zuhörerschaft auf. Jetzt ist es nicht mehr möglich, wirklich auf Augenhöhe miteinander zu reden. Falls Sie sich angesprochen fühlen, gehen Sie doch bitte noch einmal in sich und überlegen Sie sich, was Sie mit Ihrem Auftritt erreichen wollen. Geht es darum, Macht und Dominanz zu beweisen, wird das auf diesem Weg vermutlich klappen. Menschen berühren und bewegen werden Sie so allerdings eher nicht.
  • Sie denken, dass Ihr Gegenüber eine gehobene Sprache erwartet. Klar, in Gesprächen mit Experten darf auch der eine oder andere Fachbegriff fallen. Aber unterm Strich freuen sich auch Spezialisten über einen gut verdaulichen Redestil. Schließlich denken und verarbeiten sie wie „Otto Normalverbraucher“ in Bildern. Sie werden sehen, die Qualität Ihres Auftritts leidet nicht darunter, wenn Sie Ihr „Lieblingsfremdwort“ durch ein deutsches Wort ersetzen und zum Beispiel statt Asset Allocation von der Struktur der Anlagen sprechen oder Visibility durch Sichtbarkeit ersetzen.
  • Sie sind es so gewohnt. Jede Branche hat ihr Fachvokabular. So spricht der Mediziner anders als der IT-Spezialist oder der Jurist. Möglicherweise jonglieren Sie schon seit Jahren mit den einschlägigen Fachbegriffen, so dass es Ihnen schon gar nicht mehr auffällt. Das funktioniert wunderbar, solange Sie ausschließlich unter Ihresgleichen präsentieren. Sitzt Ihnen allerdings jemand gegenüber, der nicht so tief im Thema steckt, wird er über kurz oder lang abschalten.

Warum also kompliziert, wenn es auch einfach geht? Sie möchten, dass man Ihnen gut und ohne großen Energieaufwand folgen kann? Dann schalten Sie das Fremdwörter-Sparprogramm ein und reduzieren Sie den Fachjargon auf ein Mindestmaß. Ihr Publikum wird es Ihnen danken.