Das ist der Normalfall: Der Vortrag beginnt. Die Zuhörer lehnen sich entspannt zurück und lassen sich überraschen, was der Referent zu bieten hat.

© Gitte Härter

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Strampeln Sie sich nun als Alleinunterhalter munter vor der Gruppe ab, kann das ganz schön anstrengend werden. Für Sie, aber auch für Ihre Teilnehmer. Denn so angenehm es ist, sich zwischendurch mal berieseln zu lassen, auf Dauer ist das verdonnerte Nichtstun vor allem eines … ziemlich öde.

Locken Sie Ihr Publikum lieber aus der Reserve! Mitdenken und mitfühlen ist angesagt.

Wie aus passiven Zuhörern ruckzuck Betroffene werden

Sie möchten ohne großen Aufwand das komplette Publikum ins Geschehen einbinden? Dann bringen Sie doch mal die Zuhörer untereinander ins Gespräch. Das funktioniert immer dann wunderbar, wenn Sie die Leute zum Nachdenken und Reflektieren anregen wollen, die Ergebnisse aber nicht für Ihren Vortrag brauchen. Fragen Sie nach Erfahrungen, Erlebnissen und Wünschen, die die Teilnehmer zu Ihrem Thema haben und lassen Sie die Sitznachbarn einen kurzen Moment die Köpfe zusammenstecken.

  • So wird aus einer stillen, passiven Gruppe ganz schnell ein munter plaudernder Haufen. Es kommt Schwung in den Raum. Abgesehen davon, dass Sie als Redner von diesem höheren Energielevel profitieren, wird auch Ihr Publikum bei guter Stimmung mehr mitnehmen als in einem trägen Umfeld.
  • Sie bringen die Leute ins Tun, aber nicht in eine peinliche Situation. Da wird niemand vor versammelter Mannschaft zu Mitmachaktionen verdonnert oder gar vorgeführt. Die Teilnehmer fühlen sich wohl, weil sie etwas tun, sich aber gleichzeitig in der „Anonymität der Gruppe“ verstecken können.
  • Die Zuhörer rücken ein bisschen näher zusammen und lernen sich untereinander besser kennen. Gute Voraussetzungen, um auch nach Ihrem Auftritt an dem Thema dranzubleiben und die Diskussion fortzusetzen.

Wichtig: konkret werden

Aber Achtung! Ob der Publikumsplausch tatsächlich seinen Zweck erfüllt, hängt vor allem davon ab, wie Sie fragen. Diese drei Do’s sorgen dafür, dass Sie mit Ihrem Impuls die Teilnehmer wirklich erreichen und trotz der kleinen Redeauszeit die Zügel in der Hand behalten:

  • Formulieren Sie Ihre Fragen klar und eindeutig, so dass jeder sofort weiß, was gemeint ist. Damit vermeiden Sie Irritationen und ermöglichen den Zuhörern, direkt loszulegen. Statt „Haben Sie sich nicht auch schon Gedanken darüber gemacht, welche Argumente dafür sprechen, neuen Kollegen einen Paten an die Seite zu stellen?“ fragen Sie zum Beispiel „Was genau gefällt Ihnen besonders gut an der Idee, eine Patenschaft für neue Kollegen einzuführen?“.
  • Geben Sie Ihren Zuhörern maximal fünf Minuten und kommunizieren Sie das eindeutig, um zu vermeiden, dass die Stillen von den Vielrednern in Grund und Boden gequatscht werden: „Ab jetzt stecken Sie bitte fünf Minuten mit Ihrem Nachbarn die Köpfe zusammen. Jeder von Ihnen bekommt also 2,5 Minuten. Zur Halbzeit gebe ich ein Zeichen ….“.

So kommt jeder zum Zug und Sie stellen sicher, dass Sie die plaudernde Meute wieder „eingefangen“ bekommen. Denn haben sich die Leute erst einmal so richtig festgequatscht, wird es schwierig, die Aufmerksamkeit zurückzugewinnen. Damit die Gesprächspartner dennoch in dieser kurzen Zeit sinnvolle Antworten finden, überlegen Sie sich am besten Fragen, die thematisch eng gefasst sind. Während „Wie sieht für Sie eine gelungene Work-Life-Balance aus?“ sehr schnell ins Nirwana führen kann, kommen die Zuhörer zum Beispiel mit dieser Frage schnell auf den Punkt: „Wie können Sie nach einem anstrengenden Arbeitstag am besten entspannen?“

Übrigens: Auch wenn Sie die Ergebnisse nicht laut besprechen, sollte Ihre Frage relevant für den Vortrag sein, das Publikum aufrütteln und Ihnen anschließend ermöglichen, nahtlos mit Ihrem Thema weiterzumachen. Plaudern um des Plauderns Willen hilft weder Ihnen noch dem Publikum.

  • Berücksichtigen Sie die Privatsphäre Ihrer Zuhörer. Auch im „geschützten Umfeld“ auf dem eigenen Platz ist nicht jeder gewillt, über sehr persönliche Themen zu sprechen. Oder möchten Sie zum Beispiel mit einem halbfremden Sitznachbarn über Ihre größte berufliche Niederlage diskutieren? Das kann schnell peinlich werden und im schlimmsten Fall Widerstand auslösen. Konzentrieren Sie sich deshalb lieber auf Fragen, bei denen die Zuhörer Ihr Gesicht bewahren und nicht die Hosen runterlassen müssen.

So, und nun lassen die angeregte Teilnehmerplauderei einfach einmal auf sich wirken und genießen Sie gleichzeitig Ihre kleine Redepause.