© Gitte Härter

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„Ich freue mich, dass Sie so zahlreich erschienen sind!“ – Uääch, dieser Einstiegssatz gehört wohl zu den gängigsten Redefloskeln … langweilig und nichtssagend. Deshalb streichen Sie ihn am besten ein für alle Mal aus Ihrem Repertoire.

Freuen dürfen Sie sich natürlich trotzdem! ;-) Aber bitte bewusst und nicht nur so dahingesagt: Zum Beispiel mit einem ehrlichen „Ich freue mich, dass ich heute für Sie sprechen darf!“ oder „Ich freue mich, dass Sie da sind!“. Das brauchen Sie übrigens auch gar nicht laut auszusprechen. Es reicht, wenn Sie sich kurz gedanklich auf Ihre Teilnehmer einstimmen. Denn: Die eigene Einstellung ist entscheidend. Wenn Sie mit einem positiven Gefühl auf die Bühne gehen und Ihre Zuhörer mögen, sorgen Sie ruckzuck für einen guten Draht zu Ihrem Gegenüber.

Wie bitte, ich soll mich freuen?

Hier liegt allerdings häufig der Hund begraben. Löst der Gedanke an das Publikum doch bei so manchem Redner eher ein mulmiges Gefühl aus. Statt sich zu freuen, ist der erste Impuls dann eher ein „Nein, ich will das gar nicht!“. Möglicherweise

  • weil Sie sich ein bisschen vor den Zuhörern fürchten oder
  • weil Sie genervt sind von Teilnehmern, die „eh keine Ahnung oder kein Interesse“ haben.

Das Gemeine dabei: Diesen inneren Widerstand transportieren Sie nach außen. Selbst wenn Sie alles geben, um Ihre wahren Gefühle zu verstecken.

Fühlen Sie sich durch Ihre Zuhörer bedroht, werden Sie automatisch unsicher wirken. Stellen Sie sich hingegen über Ihr Publikum, kommen Sie schnell selbstgefällig und arrogant rüber. Beides kostet Sie Sympathiepunkte und provoziert im schlimmsten Fall genau die kritischen Reaktionen, die Sie vielleicht befürchten.

Lust aufs Publikum – ja, bitte!

Ganz anders ist es, wenn es Ihnen gelingt, sich wirklich auf Ihr Publikum zu freuen und den Zuhörern damit auf Augenhöhe begegnen. Das funktioniert nicht immer von jetzt auf gleich. Geht es hier doch auch darum, sich selbst und den eigenen Fähigkeiten zu vertrauen.

Um offen und unvoreingenommen in Ihren Vortrag zu starten, hilft es aber sehr, wenn Sie sich nicht an den vermeintlich negativen Eigenschaften Ihrer Teilnehmer festbeißen (die wollen mich fertigmachen, die haben keine Lust, die wissen nicht, von was ich rede oder die wissen alles besser), sondern sich auf deren positive Seiten konzentrieren. Schließlich kann Ihnen Ihre Zuhörerschaft jede Menge bieten:

  • Jetzt dürfen Sie zeigen, was Sie drauf haben! Durch Ihr Publikum haben Sie die Chance, Ihrer Botschaft nach außen zu tragen. Die beste Idee nützt nichts, wenn Sie sie nur im stillen Kämmerlein ausbrüten.
  • Die Zuhörer fordern Sie. Sie geben Ihnen die Möglichkeit, dem inneren Schweinehund ins Gesicht zu schauen und sich weiterzuentwickeln. Denken Sie nur daran, wie gut es sich anfühlt, wenn Sie eine unangenehme Situation gemeistert haben.
  • Ein guter Vortrag ist immer ein Austausch zwischen Referent und Publikum. Da geben Sie nicht nur, sondern bekommen auch eine Menge zurück. Selbst wenn Sie mal nicht gut drauf sind, können Sie bei den Zuhörern auftanken und damit Ihre gute Laune zurückzuerobern.
  • Es wird nicht nur Energie ausgetauscht, sondern auch Wissen. So profitieren Sie von den verschiedensten Publikumsstandpunkten und gewinnen neue Impulse für Ihre Arbeit.
  • Im Kontakt mit Ihren Zuhörern bekommen Sie wertvolles Feedback. Ausgesprochen oder nonverbal. Das schärft den Blick, was funktioniert und hilft Ihnen, Ihre Stärken weiter auszubauen.

Was meinen Sie? Sind das nicht Gründe genug, um sich auf Ihre Zuhörer zu freuen und mit einem echten Lächeln in Ihren nächsten Auftritt zu starten?! :-)