© antonioguillem fotolia.com

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Eine gemeinsame Demonstration, eine kleine sportliche Einlage, ein kurzes Frage-Antwort-Pingpong – sobald Sie einen Teilnehmer aus dem Publikum nach vorne holen, fiebern Ihre Zuschauer so richtig mit. Schließlich steht da nun auch einer von ihnen auf der Bühne.

Immer wieder erlebe ich allerdings, dass der oder die „Auserwählte“ gar nicht freiwillig mitmacht, sondern vom Redner förmlich verdonnert wurde:

  • Da gibt es Referenten, die arglos einen Mitstreiter herauspicken und dabei im Eifer des Gefechts ganz vergessen, dass sich viele Teilnehmer überhaupt nicht wohlfühlen, wenn alle Augen auf sie gerichtet sind.
  • Andere wiederum wollen sich peinliche Pausen ersparen. Ist doch manchmal Geduld gefragt, bis sich Zuhörer aus freien Stücken melden.
  • Vielleicht haben Sie es aber auch mit einem Redner zu tun, der als gefühlter Herr im Ring einfach seinen „Freiwilligen“ bestimmt.

Ob unüberlegt oder bewusst gesteuert: Dieses Verhalten ist ziemlich übergriffig. Schließlich lässt es dem unfreiwilligen Freiwilligen nur wenig Handlungsspielraum – müsste er schon sehr stark sein, um vor versammelter Mannschaft ein „Nein, ich will nicht!“ zu formulieren.

Die Folgen?

Wenn Sie Glück haben, findet sich Ihr Opfer mit der Situation ab und lässt sich, trotz des Überfalls, auf Sie ein. Die Gefahr ist allerdings groß, dass Sie auf jemanden stoßen, dem es einfach nur unangenehm ist, im Mittelpunkt zu stehen. Dann bringen Sie nicht nur Ihren Teilnehmer gehörig in die Bredouille, sondern schaden außerdem noch sich selbst:

  • Die Leichtigkeit fehlt. Damit sowohl Sie als auch Ihr Gegenüber auf der Bühne gut rüberkommen, ist es wichtig, dass Sie gemeinsame Sache machen, locker und mit Spaß auf beiden Seiten. Haben Sie es allerdings mit einem überrumpelten, schüchternen Teilnehmer zu tun, wird genau DAS schwierig. Stattdessen wirkt Ihr Auftritt schnell angestrengt oder sogar peinlich.
  • Sie kommen möglicherweise nicht zum gewünschten Ergebnis. Je nach Aufgabe braucht Ihr Bühnenpartner einen klaren Kopf. Wenn nun aber der Stress im Rampenlicht einen Blackout auslöst, kann es schon mal passieren, dass die erhofften Reaktionen oder Antworten ausbleiben. Abgesehen davon, dass das für Ihren Teilnehmer schrecklich ist, müssen Sie jetzt nicht nur die vertrackte Situation retten, sondern dürfen auch noch den inhaltlichen Bruch in Ihrer Präsentation ausbügeln.
  • Sie riskieren, Ihr Publikum gegen sich aufzubringen. Ein Unfreiwilliger, der sich offensichtlich mies fühlt, erzeugt automatisch Mitgefühl bei der Zuhörerschaft: Da Ihre Zuschauer es nicht mögen, wenn „einer von ihnen“ vorgeführt wird, ergreifen sie innerlich Partei. Das kostet Sie Sympathiepunkte und sorgt direkt für eine Mauer zwischen Ihnen und dem Publikum. Im schlimmsten Fall sogar über Ihren Auftritt hinaus. Wie schade, wenn dann trotz eines eigentlich guten Vortrags ein „War das denn wirklich nötig?“-Geschmäckle zurückbleibt.

Damit die interaktive Einheit ein echter Erfolg wird, „nötigen“ Sie also besser niemanden, mitzumachen. Sobald Sie auf echte Freiwillige setzen (auch wenn die sich manchmal ein bisschen bitten lassen), stellen Sie sicher, dass Ihr Gegenüber mit Freude und vollem Einsatz dabei ist. Das Ergebnis: Positive Energie, von der unterm Strich alle Beteiligten profitieren.