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Eines vorweg: Platt ist nicht gleich platt. Vor anderen zu sprechen ist eine Situation, die körperlich und geistig vollen Einsatz fordert. Da ist es ganz normal, dass Sie anschließend wissen, was Sie getan haben. Kritisch wird es allerdings, wenn Sie nach Ihren Auftritten nicht „wohlig“ erschöpft sind, sondern sich regelmäßig völlig ausgepowert fühlen … und das, obwohl eigentlich alles nach Plan verlaufen ist.

Müssen Sie immer wieder Ihre letzten Energiereserven anzapfen, nimmt Ihnen das nicht nur die Freude an Ihren Vorträgen, sondern führt häufig über kurz oder lang auch zu dem Schluss: Das Reden ist einfach nix für mich!

Bitte lassen Sie es nicht so weit kommen!

Den Saboteuren auf der Spur

Auch wenn sich entspanntes Reden sicherlich nicht auf Knopfdruck abrufen lässt: Um Ihre Energieräuber dingfest zu machen, gilt es erst einmal herauszufinden, mit welchen Gedanken oder Verhaltensweisen Sie sich selbst derart unter Stress setzen. Denn in der Regel wird der Druck nicht von außen ausgeübt, sondern ist tatsächlich hausgemacht. Er entsteht,

  • weil Sie über Ihre eigenen Ansprüche stolpern. Halbe Sachen kommen für Sie nicht in Frage. Wenn Sie auf der Bühne stehen, sollte bitte möglichst alles perfekt sein: Story, Folienauswahl, persönliche Wirkung … da wird nichts dem Zufall überlassen. Ihr ausgeklügeltes Konzept ist dazu da, um eingehalten zu werden. Wollen Sie sich selbst gerecht werden, ist Ihre Denke jetzt nur noch darauf gepolt, alles richtig zu machen und jedes Minidetail einzuhalten. Dass das eine Wahnsinnsanspannung erzeugt, ist nicht verwunderlich! Dabei könnten Sie doch ruhigen Gewissens auf Ihr Know-how und Ihre Erfahrung vertrauen. Ihnen fällt es schwer, über den eigenen Perfektionismus-Schatten zu springen? Was halten Sie davon, sich nach und nach ein bisschen mehr Mut zur Lücke zu erlauben? Schritt für Schritt, in Ihrem eigenen Tempo? So machen Sie sich nicht nur das Redeleben leichter, sondern schaffen sich auch den Raum, spontan auf Dinge zu reagieren und damit unterm Strich Ihre ganze Stärke zu zeigen.
  • weil Sie glauben, performen zu müssen, um beruflich weiterzukommen. Sie sind fest überzeugt, dass von der Präsentation Ihre Beförderung, Ihr nächster Auftrag oder Ihre Gehaltserhöhung abhängt? Puh, schwingt permanent der „Ich muss jetzt toll sein“-Gedanke mit, ist das auf Dauer ziemlich belastend. Mal abgesehen davon, dass Sie sich selbst im Weg stehen. Je mehr Sie anderen gefallen wollen, desto weniger sind Sie bei sich selbst und Ihrem Thema. Was tun, wenn nun aber das vermeintliche Damoklesschwert über Ihnen schwebt? In diesen Augenblicken hilft es, sich ganz bewusst darauf zu besinnen, welchen Nutzen Sie Ihrer Zuhörerschaft stiften können. Sobald es Ihnen gelingt, den eigenen Fokus auf diesen Mehrwert zu richten und gedanklich nicht mehr nur um Ihre eigene Wirkung zu kreisen, können Sie Ihrem Publikum deutlich selbstbewusster und entspannter gegenübertreten.
  • weil Sie nicht hinter Ihrer Botschaft stehen. Ein Thema, das Ihnen nicht liegt. Ein Produkt, das Sie nicht gut finden. Immer wieder gibt es Präsentationen, bei denen Sie mit Botschaften auf die Bühne müssen, hinter denen Sie nicht zu 100 Prozent stehen. Da gilt es Arbeitgeber- und Kundeninteressen gerecht zu werden oder einem bestimmten Rollenbild zu entsprechen. Häufig ist das der Startschuss für einen Eiertanz, der einfach nur anstrengend ist. Sehr anstrengend. Sie haben keine Lust mehr auf diese Verbiegerei und wollen gezielt Druck rauszunehmen? Jetzt gilt es, ein bisschen Zeit und Hirnschmalz zu investieren, um Ihre Botschaft so zu gestalten, dass sie trotz ungünstiger Ausgangslage zu Ihnen passt. Das Ergebnis: Ein glaubwürdiger Auftritt, bei dem Sie jede Menge Kraft sparen und mit einem viel besseren Gefühl im Bauch vor Ihrem Publikum stehen.
  • weil Sie sämtliche Zuhörerreaktionen auf sich beziehen. Die Teilnehmer im Auge zu behalten und auf Stimmungen im Raum zu achten, gehört zu einem gelungenen Vortrag dazu. Schwierig wird es allerdings, wenn Sie jeden Stirnrunzler oder finsteren Blick persönlich nehmen und als unausgesprochene Kritik interpretieren. Abgesehen davon, dass Sie mit Ihrer Einschätzung häufig völlig daneben liegen, blockieren Sie sich mit diesem negativen Kopfkino nur selbst. Wollen Sie den vermeintlichen Widersacher nun auch noch auf Teufel komm raus von sich überzeugen, wird’s ruckzuck krampfig. Besser: Sie verabschieden sich von dem Gedanken, es allen recht machen zu müssen und drücken direkt die mentale Stopptaste, um Ihre selbstzerstörerischen Gedanken in Schach zu halten.
  • weil Sie sich nicht Ihre eigene Bühne schaffen. Wirklich gut und locker reden Sie nur dann, wenn Sie sich vor Ihren Zuhörern wohlfühlen. Stimmen die Rahmenbedingungen nicht (falsches Mikro, fehlendes Flipchart, ungünstige Bestuhlung, …), führt das dazu, dass Sie abgelenkt sind, sich nicht mehr frei bewegen können und schnell als „halber Redner“ fühlen. Freilich, die räumlichen und technischen Bedingungen können Sie sich nicht immer aussuchen. Dennoch brauchen Sie nicht alles als gegeben hinnehmen. Bitte achten Sie auf Ihre eigenen Bedürfnisse! Es ist ausdrücklich erlaubt, dass Sie (am besten schon rechtzeitig vor Ihrem Aufritt) klar und freundlich Ihre Wünsche formulieren und sich am Tag X Ihre eigene Spielwiese gestalten.

Mal unter uns, war der eine oder andere Punkt dabei, bei dem Sie sich angesprochen gefühlt haben? Wunderbar. ;-) Mit diesem neuen, klaren Blick haben Sie konkrete Ansatzpunkte, wie Sie künftig energiesparender reden können. Jetzt gilt es, gezielt dranzubleiben – für langfristig mehr Spaß und Leichtigkeit in Ihrem Vortragsleben!