© BillionPhoto fotolia.com

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Herbst 2015. Auf dem Schreibtisch liegt die Einladung zu einer Veranstaltung bei der 6 Vorträge à jeweils exakt 10 Minuten auf das Publikum warten! Als ich meine Präsentation für diesen Abend vorbereite, merke ich wieder mal: Kurz ist viel schwieriger als lang. Ist einem doch völlig klar, dass man sich auf das wirklich Wesentliche konzentrieren muss, um die Zuhörer für sich und das eigene Thema zu gewinnen. Aber genau das ist leichter gesagt als getan – plötzlich scheint alles irgendwie wichtig.

Jetzt besteht die Gefahr, Ihre Zuhörerschaft entweder totzureden und mit Informationen zu überfrachten oder zu stark an der Oberfläche zu kratzen. So oder so, ein zeitlich sehr begrenzter Auftritt fordert Sie als Referent ganz besonders. Unabhängig davon, ob Sie einen knackigen Impulsvortrag halten, im Meeting die Projektergebnisse zusammenfassen, beim Netzwerktreffen Ihr Unternehmen vorstellen oder …

Wo fange ich an? Wo höre ich auf?

Die fünf folgenden Kniffe helfen Ihnen, das Chaos im Kopf zu reduzieren, auf den Punkt da zu sein und damit Ihre wenigen Redeminuten optimal zu nutzen:

1. Die Überschrift: Ob bewusst oder unbewusst, der Vortragstitel steuert Ihre Denke! Mit einem weit gefassten Thema, wie „Initiativbewerbungen leicht gemacht!“, kommen Sie fast automatisch gedanklich ins Schwafeln. Da Sie in der Kürze der Zeit ohnehin nicht auf alle Aspekte eingehen können, hilft es, von Anfang an einen inhaltlichen Schwerpunkt herauszupicken und diesen als Arbeitstitel zu formulieren, zum Beispiel: „3 Tipps, die Ihnen helfen, bei einer Initiativbewerbung den richtigen Ansprechpartner zu finden“. Da Sie sich im positiven Sinne selbst limitieren, laufen Sie nicht mehr Gefahr, sich zu verzetteln. Ihr Hirn wird automatisch in eine bestimmte Richtung gelenkt. Nun haben Sie die Chance, mit Ihrem sehr konkreten Thema richtig in die Tiefe zu gehen und Ihre Kernbotschaft deutlich fokussierter herauszuarbeiten.

2. Zahlen-Daten-Fakten: Sie möchten einen fundierten Vortrag abliefern? Wunderbar. Bitte kommen Sie jedoch bloß nicht auf die Idee, Ihre Zuhörerschaft mit zu vielen fachlichen Details zu überschütten. Abgesehen davon, dass Teilnehmer nur begrenzt Informationen aufnehmen können, ist es gerade bei kurzen Vorträgen besonders wichtig, dass Sie schnell auch einen guten persönlichen Draht zu Ihrem Publikum aufbauen. Das gelingt Ihnen am einfachsten, indem Sie Ihr Gegenüber einbinden und sich nicht nur als Fachspezialist, sondern auch als Mensch präsentieren … selbst wenn Sie das im ersten Moment als Zeitverschwendung empfinden. Mit einer passenden Anekdote aus dem Alltag oder einem bildhaften Vergleich ebnen Sie sich ruckzuck den Weg in die Herzen Ihrer Zuhörer.

3. Der Blick von außen: Gerade wenn Sie sehr tief in Ihrem Thema stecken, fällt es oft besonders schwer, Dinge wegzulassen. Sobald „liebgewonnene“ Details fehlen, drängt sich rasch das Gefühl auf, dass Sie nur noch an der Oberfläche kratzen oder Zusammenhänge nicht mehr nachvollziehbar sind. Je länger Sie nun im eigenen Saft schmoren, desto unsicherer werden Sie. Um sich das Leben ein bisschen einfacher zu machen, lohnt es sich, im Vorfeld Ihres Vortrags einen Sparringspartner zu suchen. Häufig reicht schon ein kurzer Austausch mit einem neutralen Dritten (idealerweise aus Ihrer Zielgruppe), um wertvolles Feedback zu bekommen, klarer zu sehen und damit selbstbewusster in Ihren Auftritt zu starten.

4. Die Choreographie: Wollen Sie Ihre Botschaft in 10 oder 15 Minuten wirkungsvoll rüberzubringen, ist jeder Satz wichtig und ein gut durchdachtes Konzept unabdingbar. Schließlich ist die Zeit für Blabla einfach viel zu knapp. Je genauer Sie wissen, was Sie sagen möchten, desto überzeugender wird Ihre Botschaft ankommen. Natürlich heißt das nicht, dass Sie einen auswendig gelernten Text herunterrattern sollen. Mit einem bewusst ausgewählten, schlanken Foliensatz, wohl überlegten Medienwechseln und runden Übergängen schaffen Sie allerdings einen Rahmen, der Ihnen nicht nur Sicherheit gibt, sondern Sie auch dabei unterstützt, Ihr Ziel zu erreichen.

5. Der Probelauf: Wurde Ihnen eine Redezeit vorgegeben, sollten Sie diese möglichst auch einhalten. Im Interesse des Veranstalters, der den Ablauf genau geplant hat. Im Interesse der anderen Referenten, die mit Überziehungen gehörig in die Bredouille kommen. Aber auch in Ihrem eigenen Interesse – denn je nach Veranstaltungskonzept kann es passieren, dass Überziehern schon mal das Wort entzogen wird. Um ein Gefühl für die Zeit zu bekommen, starten Sie am besten vor Ihrem Auftritt einen Testlauf, mit Stoppuhr. Bitte berücksichtigen Sie bei Ihrer Planung, dass Sie in der Echtsituation noch mal gut 20 bis 30 Prozent Zeit aufschlagen dürfen, weil das Publikum lacht, eine Frage auftaucht oder Sie doch tiefer in ein bestimmtes Thema einsteigen. Sollten Sie also schon zu Hause eine Punktlandung hinlegen oder gar Ihr zeitliches Limit überziehen, ist weiteres Streichen angesagt.

„Ich habe keine Zeit, mich kurzzufassen!“

Keine Frage, kurz, knapp, knackig ist mitunter richtig harte Arbeit. Haben Sie den Schmerz über die eine oder andere Streichposition aber erst mal verwunden, kann so ein Vortragsquickie auch richtig Spaß machen. Lässt er Sie doch mit einer ganz neuen Überzeugungskraft auf der Bühne stehen! Wann setzen Sie sich sonst schon so genau mit Ihren inhaltlichen Schwerpunkten auseinander? ;-)

Gleich weiterschmökern:
Weniger sagen, besser wirken