© Abundzu fotolia.com

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Liebe Rednerin, lieber Redner,

gestatten Sie mir, dass ich mich kurz vorstelle: Ich bin es – das Gehirn Ihrer Zuhörer.

Da mein Arbeitsspeicher begrenzt ist, bin ich ständig gefordert, Platz zu schaffen und zu entscheiden, was möglicherweise wichtig ist und was nicht. Letzteres fliegt rigoros raus bzw. wird von neuen Informationen überschrieben.

Aber nicht, dass jetzt ein falscher Eindruck entsteht! Von Grund auf bin ich äußerst wissbegierig und sehr gespannt, was Sie mir zu bieten haben. Ich freue mich, wenn Sie mir neue Impulse vermitteln. Dafür ist es allerdings unerlässlich, dass ich Ihnen gerne zuhöre und möglichst sofort verstehe, was Sie mir sagen wollen – ohne Durcheinander, umständliche Denkschleifen oder gar Missverständnisse.

Wie Sie bei mir punkten …

Sie möchten wissen, wie ich ticke? Um Ihnen und mir das Leben einfacher zu machen, verrate ich Ihnen heute, was wichtig ist, wenn wir beide uns begegnen und wie Sie mich so kitzeln können, dass ich aufnahmebereit für Ihre Botschaft bin:

  • Bauen Sie mir Nutzenbrücken!
    Sobald ich erkenne, dass Ihre Ausführungen einen echten praktischen Nutzen für mich haben und mich meinen Zielen näher bringen, können Sie sich meiner Aufmerksamkeit gewiss sein. Wenn Sie mir gleich zu Beginn Ihres Auftritts eine klare Antwort auf die Frage „Was bringt mir das?“ geben, weiß ich, dass sich das Zuhören lohnt und bin voll dabei. Sie stellen sicher, dass wertvolle Informationen ganz bestimmt nicht an mir vorbeiplätschern.
  • Machen Sie es mir so einfach wie möglich!
    Mein Alltag ist extrem schnell und komplex. Deshalb freue ich mich über jeden Redner, der mir mundgerechte, gut verdauliche Häppchen präsentiert. Bitte sorgen Sie dafür, dass ich mich nicht anstrengen muss. Sobald ich anfange zu grübeln, was Sie möglicherweise meinen, bin ich blockiert. Die Aufmerksamkeit ist nicht mehr bei Ihnen und Sie laufen Gefahr, mich zu verlieren. So halten Sie mich bei der Stange:

-> Mit einer einfachen und verständlichen Sprache. Ich mag es, wenn Sie auf Schachtelsätze und sperrige Substantivmonster verzichten. Denn die sind nicht nur umständlich und schwerfällig, sondern auf Dauer auch ziemlich beschwerlich.

-> Mit einem Sprechtempo, das es mir ermöglicht, Ihnen gut zu folgen. Haben Sie das Gefühl, dass manchmal der Gaul mit Ihnen durchgeht? Dann lohnt es sich, bewusst Ruhe in Ihren Auftritt zu bringen.

-> Mit gezielten Pausen, die es möglich machen, die Informationen sacken zu lassen.

-> Mit einer klaren, logischen Struktur. Ich bin ein echter Ordnungsfanatiker und versuche alle Informationen, die bei mir ankommen, umgehend zu ordnen und zu sortieren. Eine präzise Kernbotschaft und ein erkennbarer roter Faden machen mir das Leben deutlich einfacher.

-> Mit Argumenten, die nicht an der Oberfläche bleiben. Statt abstrakter Ratschläge liefern Sie mir konkrete Tipps und Beispiele, die ich ohne Umschweife in meinen Alltag übertragen kann.

-> Mit Klartext. Kommen Sie auf den Punkt: Was empfehlen Sie mir und warum? Was wünschen Sie sich von mir?

-> Mit Wiederholungen. Die brauche ich, um Informationen langfristig zu speichern. Trauen Sie sich ruhig, wichtige Dinge immer wieder einfließen zu lassen, auch wenn Sie sich komisch dabei vorkommen.

  • Ich bin ein großer Fan von Bildern!
    Ich denke in Bildern und kann diese viel schneller erfassen als das gesprochene Wort. Deshalb bin ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir Ihre Botschaften bildhaft begreiflich machen. Ganz gleich ob Sie zum Beispiel Fotos zeigen, Geschichten erzählen oder einen Gegenstand mitbringen . Das ist nicht nur effektiver für uns beide, sondern hat gleichzeitig noch einen anderen, wichtigen Vorteil : Sobald Sie Bilder sprechen lassen, wecken Sie damit bei mir Gefühle und schaffen den Zugang zum Unterbewusstsein, wo ein Großteil aller Entscheidungen getroffen wird. Und genau dorthin möchten Sie doch, oder?!
  • Ich liebe Neuigkeiten!
    Mit Aha-Effekten wird es Ihnen gelingen, mich aus der Reserve zu locken. Sobald Sie etwas präsentieren, das für mich neu und bedeutend ist, kann ich gar nicht anders, als es mir zu merken. Das Langzeitgedächtnis wird stimuliert. Bestimmt erinnern Sie sich doch auch noch gut an einschneidende persönliche Ereignisse, wie etwa den ersten Kuss, Ihre Hochzeit oder die erste Fahrstunde?

Liebe Rednerin, lieber Redner, wenn Sie diese Bitten berücksichtigen, werde ich Ihren Worten gerne lauschen. Versprochen. :-)

 

(Aus meinem Buch: Mit Worten bewegen: Präsentationen und Reden, die wirklich begeistern)