Pssst

© blende11.photo fotolia.com

Es liegt in der Natur der Sache: Die meisten Redetipps beschäftigen sich mit dem Reden. Sie erfahren, wie Sie lebendig sprechen, klar und deutlich formulieren, mit den richtigen Worten Spannung aufbauen, … Dass es viele gute Gründe gibt, ab und an nichts zu sagen und innezuhalten, wird im Eifer des Gefechts häufig vergessen. Einfach einmal Pause machen – das gehört ebenso zu einer gelungenen Präsentation wie das gesprochene Wort:

1.) Die Pause, um in den letzten Minuten vor Ihrem Auftritt runterzukommen. Sie nehmen sich ganz bewusst einen Augenblick Zeit für sich. Nur still sein, sich gedanklich aus dem Veranstaltungstrubel ausklinken und auf die eigene Botschaft konzentrieren. 3 bis 4 Minuten genügen, um in den Vortragsmodus zu wechseln und auf den Punkt da zu sein.

2.) Die Pause, um stark zu starten. Statt direkt loszuplappern, beginnen Sie Ihre Präsentation mit einem festen Blick ins Publikum. Sie legen erst dann los, wenn alle zur Ruhe gekommen sind und Sie die volle Aufmerksamkeit haben. Ihre ersten Worte sind jetzt wie ein Paukenschlag!

3.) Die Pause am Satzende, um entspannter zu sprechen. Wenn Sie Ihren Redefluss immer wieder gezielt unterbrechen, können Sie in diesen kurzen Momenten des Nichtstuns Sauerstoff nachtanken und sich gedanklich auf das vorbereiten, was Sie als nächstes sagen möchten. Sie stellen sicher, dass Ihnen nicht die Luft ausgeht – im wahrsten Sinne des Wortes.

4.) Die Pause, um eine wichtige Aussage hervorzuheben. Ob Sie eine Information eindrucksvoll verpacken, eine Pointe wirkungsvoll präsentieren oder eine rhetorische Frage spannend in Szene setzen wollen … all das lebt von der Pause.

5.) Die Pause, um sich auf Ihr Publikum einzulassen. Häufig sind Redner auf der Bühne vor allem mit sich selbst beschäftigt. Weil es ein Stressmoment ist, weil die eigene Begeisterung sie fortträgt oder weil sie sich total auf Ihr Thema konzentrieren. Da bleibt nur wenig Platz für das Publikum. Holen Sie zwischendurch ruhig mal Luft, schauen Sie in die Runde, nehmen Sie die Teilnehmer wahr. So bleiben Sie miteinander im Gespräch und riskieren nicht, an Ihrer Zuhörerschaft vorbeizureden.

6.) Die Pause, um das Gesagte sacken zu lassen. Bitte denken Sie daran: Sie wissen, was Sie sagen werden. Aber auf Ihre Zuhörer prasselt gerade viel Neues ein. Die Gefahr ist groß, dass sich der eine oder andere unterwegs ausklinkt. Damit Ihre Teilnehmer mitdenken und die Inhalte verarbeiten können, gönnen Sie ihnen doch hin und wieder einen Augenblick der Stille.

7.) Die Pause, um langsamer zu sprechen. Es passiert immer wieder, dass Sie ohne Punkt und Komma plaudern? Aus einem Schnellredner wird so leicht kein Langsamredner – hängt die Sprechgeschwindigkeit doch stark mit Ihrer Persönlichkeit zusammen. Trotzdem können Sie mit kleinen Auszeiten Ihr Tempo drosseln und mehr Ruhe in den Auftritt bringen, wenn wieder einmal der Gaul mit Ihnen durchgeht.

8.) Die Pause, um das Flipchart gekonnt einzusetzen. Indem Sie erst schreiben, dann reden bauen Sie einen echten Spannungsbogen auf. Da die Leute nicht wissen, was sie erwartet, werden sie Ihnen gebannt folgen. Ihr Publikum ist voll dabei!

9.) Die Pause, um in kritischen Momenten die Emotionen einzufangen. Plötzlich bläst Ihnen Gegenwind um die Ohren? Ein Teilnehmer stellt Ihre Aussagen in Frage, provoziert mit einem lästigen „Ja, aber“ oder versucht, Sie mit einer kritischen Aussage aufs Glatteis zu führen? Bevor Sie sich zu einer vorschnellen Antwort hinreißen lassen, atmen Sie lieber einmal tief durch. Danach fällt es Ihnen deutlich leichter, cool zu bleiben.

10.) Die Pause, um wirklich Raum für Fragen zu geben. „Welche Fragen haben Sie noch?“ – keine? Okay, dann weiter im Text. Auch wenn es manchmal verlockend ist, die Fragerunde charmant zu umgehen, geben Sie Ihren Zuhörern ein wenig Zeit, sich zu sortieren und Ihre Gedanken zu formulieren. Erst dann wird ein echter Austausch möglich.

11.) Die Pause am Ende, um Ihren Schlussapplaus zu genießen. Sind die letzten Worte gesprochen, beschleicht so manchen Redner nur ein Gedanke – nix wie weg hier! Bitte widerstehen Sie der Versuchung, fluchtartig das Feld zu räumen oder mit Verlegenheitsgeplapper zu reagieren. Bleiben Sie in Ruhe stehen, lassen Sie den Blick durch das klatschende Publikum schweifen … und genießen Sie!

Ein Hoch auf die stillen Momente in Ihrer Präsentation!

Sie sehen, mit „einfach mal die Klappe halten“ lässt sich noch mehr aus Ihren Auftritten herausholen, selbst wenn sich das Schweigen erst einmal verdammt lang anfühlt. Es lohnt sich, diese kleinen Auszeiten bewusst einzuplanen und auszuhalten.