Vor wenigen Tagen bin ich im Blog der Schreibnudel auf folgende Infografik gestoßen:

(c) Gitte Härter

(c) Gitte Härter

Das gilt nicht nur fürs Schreiben!

Als ich ein kleines Mädchen war, hatte ich eine Freundin, die ich wirklich bewundert habe: ihre Frisur, ihre Kleidung, ihr Charme, ihre Coolness – ich fand einfach alles toll und habe zu Hause dauernd von ihr erzählt, bis mir eines Tages meine Mutter auf die Finger geklopft hat (natürlich nur verbal): „Mensch, konzentriere Dich doch mal auf Dich!“

Wie recht sie doch hatte! Ohne es zu merken, hatte ich meine Freundin auf ein Podest gestellt und mich selbst dabei klein gemacht.

Auch im Erwachsenenalter sind wir vor solchen Situationen nicht gefeit. Gerade beim Reden erlebe ich immer wieder, dass Menschen nach links und rechts schielen, um zu schauen, wie es denn der Kollege, die Bekannte oder der Promi aus dem Fernsehen so machen. Plötzlich lassen sie kein gutes Haar mehr an sich, da die anderen aus ihrer Sicht humorvoller, prägnanter, schlagfertiger, mitreißender … und und und … sind.

Aus einer grundsätzlich sinnvollen Analyse wird ungesunde Vergleicherei à la „So ein toller Redner wie xy wäre ich auch gerne!“. Und nicht selten die Schlussfolgerung „Das kann ich nie!“.

So bringt das natürlich nichts. Das zieht Sie nur runter und behindert Sie in der Entwicklung einer eigenen Rednerpersönlichkeit.

Um nicht in dieser Negativspirale zu landen, gilt der Rat meiner Mutter: Konzentrieren Sie sich zunächst auf sich. Machen Sie sich ein Bild, wie gut Sie schon sind, bevor Sie nach den anderen linsen.

Sich selbst bewusst werden

DEN tollen Redner gibt es nicht. Dafür sind wir alle viel zu verschieden. Während der eine mit Humor punktet, kommt der andere mit seiner geradlinigen, sachlichen Art prima an und der Dritte überzeugt mit leisen Tönen durch sein Gespür für das Publikum.

Erst wenn wir wissen, was uns ausmacht, wirken wir echt und überzeugend.

Das Publikum merkt ganz schnell, ob Inneres und Äußeres im Einklang sind oder ob wir nur eine Rolle spielen.

Die nachfolgende Checkliste aus meinem Buch hilft Ihnen dabei, sich selbst kennenzulernen. Sie sehen ruckzuck, welche Eigenschaften Sie bereits heute als Redner auszeichnen. Schnappen Sie sich doch gleich mal einen Stift und los geht’s!

=> Checkliste „Selbsteinschätzung“ herunterladen (PDF)

Boah, er/sie ist wirklich gut!

So, jetzt wissen Sie schon konkreter um Ihre Stärken und Schwächen. Mit diesem Selbstbewusstsein können Sie gleich viel differenzierter auf die Fähigkeiten der anderen schauen.

Sie kennen einen Redner, den Sie sehr schätzen? Dann füllen Sie die Checkliste nun mal als Fremdeinschätzung aus. Schauen Sie bei den einzelnen Punkten ruhig genauer hin, um herauszufinden, warum Sie diese Person so bewundernswert finden.

Fertig?

Dann können Sie sich jetzt jeden Pluspunkt, den der andere hat, näher ansehen und daraufhin abklopfen, inwiefern Sie sich davon etwas abschauen wollen.

Nehmen wir an, Ihr Vorbild schafft es, die Aufmerksamkeit von Anfang an bis zum letzten Wort zu halten:

  • Wie gelingt ihm/ihr das? Mit Geschichten? Einer bildhaften Sprache? Durch Interaktion mit dem Publikum? …
  • Was gefällt Ihnen dabei besonders gut? (Bitte ganz konkret beantworten!)
  • Passt das auch zu Ihnen und Ihrem Redestil?
  • Was möchten Sie auch einmal testen?
  • Wie genau werden Sie das für sich ausprobieren und bei welcher Gelegenheit?

Mit dieser Analyse haben Sie die Chance, wirklich von anderen zu profitieren und zu lernen, ohne sich selbst aufzugeben.

Er/sie hat sich das auch erarbeitet und geübt

Reden lernt man durchs Reden. Je häufiger Sie den Schritt vor das Publikum wagen und je mehr Sie in öffentlichen Situationen sprechen, desto geübter werden Sie. Das gilt auch für große, routinierte Redner!

Klar gibt es furchtlose Menschen, die auf der Bühne zu Hause zu sein scheinen. Aber lassen Sie sich da nicht täuschen! Wirklich lampenfieberfrei sind die wenigsten (nicht mal die großen Stars!). Was so gelassen und beiläufig rüberkommt, ist in der Regel das Ergebnis langer und intensiver Arbeit.

Also, üben Sie, was das Zeug hält!

Suchen Sie sich ab sofort ganz bewusst Gelegenheiten, um vor einer kleineren oder größeren Runde öffentlich zu sprechen, ob im Team-Meeting, in der Präsentation beim Kunden, beim Familienfest oder im Verein.

Wenn Sie sportlich aktiv sind, gehen Sie auch regelmäßig ins Training. Das Reden will ganz genauso trainiert werden!

So gut werde ich auch mal! Mindestens :-).

Ja, ja, ja! Keine Frage, wie bei vielen Dingen im Leben ist beim Reden eine Portion Talent sicherlich hilfreich. Aber auch wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen das Präsentations-Gen nicht gerade in die Wiege gelegt wurde, lassen Sie lieber die Finger von selbstzerstörerischen Vergleichen.

Sie können es lernen – das Reden!
Wie gesagt: Übung macht hier tatsächlich den Meister.

Charismatische Redner unter die Lupe zu nehmen und zu schauen, warum sie denn so erfolgreich sind, kann dabei eine gute Unterstützung sein. Aber behalten Sie bitte immer Ihre eigenen Stärken im Blick!

In meinem Blog begleite ich Sie auf Ihrem Weg, unabhängig davon, ob Sie noch am Anfang stehen oder schon erfahren sind und einfach mehr Schwung in Ihre Auftritte bringen möchten. Ich freue mich auf den Austausch mit Ihnen!