(c) Bernhard Becker

(c) Bernhard Becker

Gerade im Businessalltag werden wir darauf getrimmt, möglichst schnell auf den Punkt zu kommen. Dabei kann es insbesondere an Schlüsselstellen Ihrer Präsentation durchaus sinnvoll sein, nicht direkt mit dem Ergebnis herauszuplatzen. Denn mit bewusst eingesetztem verbalen Nebel erhöhen Sie die Spannung und bringen die Zuhörer dazu, Ihnen förmlich an den Lippen zu kleben.

Das heißt aber natürlich nicht, dass Sie „wirres Zeug“ reden sollen! Mit der Vernebelungstaktik verschleiern Sie ganz bewusst Ihre Botschaft, sorgen für ein Informationsdefizit bei Ihren Zuhörern und machen sie damit neugierig.

Die Menschen beginnen zu rätseln, um was es geht, und warten gespannt auf Ihren nächsten wertvollen Hinweis. Erst wenn Sie das Publikum lange genug auf die Folter gespannt haben, lösen Sie den Nebel auf und lassen die Katze aus dem Sack.

Nehmen wir an, Sie erzählen Ihrem Gegenüber von einer Stadt, die Sie sehr mögen, dann klingt das normalerweise so:

„Ich finde, dass Köln eine tolle Stadt ist. Ich mag den Rhein, das abwechslungsreiche kulturelle Angebot, die Ausgehmöglichkeiten … und: seitdem ich dort gewohnt habe – auch den Karneval.“

Nun schauen Sie, was passiert, wenn Sie die Vernebelungstaktik nutzen und Ihre eigentliche Botschaft an den Schluss stellen:

„Auch wenn ich meine Heimatstadt Nürnberg sehr mag – nach dem Studium ist mir klar geworden, dass ich gerne noch mehr von Deutschland sehen möchte. Also habe ich das Frankenland verlassen und bin in eine neue wunderbare Stadt umgezogen: Diese Stadt liegt an einem großen Fluss. In rund 30 Minuten sind Sie im Grünen – in einer Gegend, wo die Leute Urlaub machen. Und in einer Stunde haben Sie sogar die Grenze erreicht und können im Nachbarland europäische Luft schnuppern. Die Stadt, die ich meine, hat eine historische Altstadt und eine nette Fußgängerzone. Auf die Einwohnerzahl bezogen, gehört diese Stadt zu den Orten mit der höchsten Kneipendichte – überall Cafés und Restaurants. Aber auch das Kulturelle kommt nicht zu kurz. Es gibt einige interessante Museen, viele Kirchen … besonders geprägt wird das Stadtbild durch den Dom. Einmal im Jahr findet dort ein großes Fest statt, bei dem die Stadt Kopf steht. Das Fest ist das Brezelfest und die Stadt, von der ich spreche, ist … Speyer ;-).“

Sie merken schon, sobald Ihr Ergebnis nicht bereits nach dem ersten Satz klar ist, machen Sie die Zuhörer wirklich heiß auf das, was kommt.

Die Liste der „Objekte“, über die Sie in dieser anonymen Form sprechen können, ist übrigens lang: Die Methode eignet sich prima, um über Menschen zu reden, zum Beispiel im Rahmen einer Anmoderation. Ebenso können Sie in dieser Form aber auch über Projekte, Produkte, Technologien, Regeln, Informationen, Erfindungen oder Unternehmen berichten.

Damit Sie die Vernebelungstaktik tatsächlich durchhalten und ihr gleichzeitig Nachdruck verleihen, helfen Ihnen folgende Formulierungen:

  • „Die Erfindung, von der ich spreche …“
  • „Das Unternehmen, das ich meine …“
  • „Die Person, an die ich denke …“

Bitte berücksichtigen Sie, dass die Dinge, von denen Sie sprechen, spannend sind und zum Nachdenken anregen. Wenn Sie eine Stadt in Bayern vorstellen, in der es ein Olympiastadion gibt, die Leute gerne Tracht tragen und Weißwürste essen, wird das bei der Zuhörerschaft vermutlich eher ein müdes Gähnen denn Begeisterungsstürme auslösen.

Außerdem wirkt die Methode umso besser, je länger Sie „vernebeln“. Beschränken Sie sich also nicht nur auf ein bis zwei Sätze.

So, und  nun wünsche ich Ihnen viel Spaß dabei, Ihre Zuhörer ein bisschen an der Nase herumzuführen :-)!