Sie gehören zu den Lieblingsstilmitteln vieler Redner – die geflügelten Worte großer Persönlichkeiten. In manchen Unternehmen sind sie so beliebt, dass ich schon Veranstaltungen erlebt habe, bei denen ein Vortrag nach dem anderen sowohl mit einem Zitat begonnen als auch mit einem Zitat beendet wurde. Abwechslung sieht anders aus.
Klar, auf den ersten Blick sind diese klugen Worte oft ein ideales Stilmittel, um die eigene Botschaft abzurunden. Und das Ganze ohne großen Aufwand! Schließlich gibt es Zitatesammlungen wie Sand am Meer. Für jedes Thema. Für jeden Anlass.
Das ist zwar sehr praktisch, häufig allerdings nicht gerade wirkungsvoll:
- Es begegnen uns immer wieder die üblichen Verdächtigen. Denken Sie nur an: „In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst.“ oder „Lächele und die Welt lacht zurück!“ Solche Dauerbrenner regen nicht zum Mitdenken an, sondern lösen beim Gros der Zuhörer eher ein müdes Gähnen aus.
- Sie bringen sich um Ihre Natürlichkeit. Abgesehen davon dass Sie diese stilistisch geschliffenen Sätze in der Regel ablesen, um sie auch wirklich richtig wiederzugeben, verfallen viele Referenten beim Zitieren in einen ganz besonders tragenden Tonfall. Kommt dann noch ein einleitender Satz à la „Wie schon Konfuzius sagte …“ dazu, geht Ihre eigene Frische flöten.
- Die Zuhörer möchten wissen, was Sie zu Ihrem Thema zu sagen haben und nicht irgendeine längst verstorbene Berühmtheit. Der kluge Satz eines weisen Menschen lässt Sie weder glaubwürdiger, kompetenter noch überzeugender wirken. Viel spannender ist es doch, wenn das Publikum von Ihrer Lebenserfahrung profitieren darf.
Machen Sie Ihre eigenen Zitate!
Geben Sie Ihrem Publikum Ihre persönlichen Erkenntnisse mit auf den Weg. Formulieren Sie das, was Sie sagen möchten, in eigenen Worten. Ein Beispiel:
Version 1: „Wie schon Henry Ford sagte: Unsere Fehlschläge sind oft erfolgreicher als unser Erfolg!“
Version 2: „Ich habe etwas gelernt vom Leben: Es ist gut, Fehler zu machen! Denn Fehler zeigen uns, wo wir besser werden können. So haben wir die Chance, an uns zu arbeiten und uns weiterzuentwickeln. Diese Chance haben wir nicht, wenn immer alles rund läuft. Deshalb: Auch wenn es manchmal schmerzt, seien Sie dankbar für Pannen und machen Sie etwas daraus!“
Entscheiden Sie selbst, welche Variante stärker wirkt.
Übrigens, um Ihre eigene Lebensklugheit zu transportieren, eignen sich zum Beispiel folgende Formulierungen: „Eines Tages ist mir etwas klar geworden …“, „Ich habe einen Leitsatz, der mir schon oft geholfen hat …“ oder „Ich will Ihnen einen Tipp geben …“
So werden Sie merk-würdig! :-)