Zu einem gelungenen Vortrag gehört sie einfach dazu – die Möglichkeit, am Schluss noch einmal Fragen zu stellen. Schließlich ist das für die Zuhörer oft die einzige Chance, offene Punkte zu klären. Und Sie als Redner erfahren dabei direkt, wie Ihre Botschaft angekommen ist: Welche Aspekte waren besonders interessant? Wo hängt es möglicherweise? Was ist unklar geblieben?
Außerdem können Sie jetzt noch einmal mit klugen Antworten punkten und Ihren Expertenstatus verstärken. Denn einen vorbereiteten Vortrag zu halten ist das eine, sich ohne Netz und doppelten Boden offenen Fragen auszusetzen etwas ganz anderes.
Was aber ist, wenn das Publikum schweigend zurückschaut, statt Sie zu löchern?
Keine Sorge, das heißt nicht, dass Ihr Thema langweilig oder der Vortrag schlecht war. Manchmal trauen sich die Zuhörer einfach nicht, den Mund aufzumachen, weil sie Angst haben, sich mit einer vermeintlich dummen oder überflüssigen Frage zu blamieren. Je größer die Gruppe, desto größer ist häufig die Zurückhaltung. Immerhin ist auch so eine Wortmeldung eine öffentliche Rede.
Brechen Sie einfach das Eis!
So vermeiden Sie peinliche Stille und sorgen dafür, dass Ihr Publikum aus der Deckung kommt:
- Sie eröffnen den Frageteil mit einer einladenden Formulierung: Oft hört man am Ende einer Präsentation die Floskel „Haben Sie noch Fragen?“. – Besonders motivierend ist das nicht! Es klingt sogar eher nach „Sie haben doch nicht etwa noch Fragen?“. Pflichtprogramm eben. Kommen Sie Ihren Zuhörern lieber bewusst entgegen und animieren Sie sie mit einer freundlichen, offenen Frage zum Reden, zum Beispiel:
„Welche Fragen liegen Ihnen auf dem Herzen?“
„Welche Punkte interessieren Sie noch zum Thema xyz?“
„Wer möchte den Anfang machen?“
Und dann schauen Sie erwartungsvoll-freundlich in Ihr Publikum. Halten Sie unbedingt einen Moment inne, um den Leuten auch die Möglichkeit zu geben, Ihren Mut zu sammeln und eine Frage zu formulieren.
- Sie beziehen sich auf Gespräche, die Sie mit Ihren Teilnehmern geführt haben: Gehen Sie mit offenen Augen durch den Tag! Immer wieder tauchen in einer angeregten Diskussion vor der Veranstaltung oder in einer Kaffeepause clevere Fragen auf, die Sie als Eisbrecher in den Raum werfen können:
„In der Pause ist vorhin die Frage aufgekommen …“
„Mit einem Ihrer Kollegen habe ich heute Morgen folgende Frage diskutiert …“
- Sie greifen auf Ihre Erfahrung zurück: Manche Fragen werden zu einem bestimmten Thema einfach immer wieder gestellt. Nutzen Sie diese „Dauerbrenner“, um eine Brücke zu Ihrer Zuhörerschaft zu bauen. Vielleicht bietet es sich ja auch an, bestimmte Inhalte im Vortrag bewusst auszublenden, um sie dann im Frage-Antwort-Teil aufzugreifen:
„Ich werde häufig gefragt …“
„In meinen Vorträgen zu diesem Thema kommt immer wieder die Frage …“
- Sie briefen eine Person Ihres Vertrauens: Bitten Sie schon vor der Veranstaltung den Moderator oder einen ausgewählten Zuhörer die erste Frage zu stellen und damit die Diskussion zu eröffnen. Das hilft, den Bann zu brechen und die Zuhörer in Fragelaune zu versetzen. Verzichten Sie allerdings auf vorformulierte Fragen und auswendig gelernte Antworten!
- Sie drehen den Spieß einfach um: Wer sagt denn, dass die Fragen immer aus dem Publikum kommen müssen? Wenn Sie einen guten Draht zu Ihren Zuhörern haben, können Sie sich zum Beispiel nach deren Erfahrung bzw. Meinung erkundigen:
„Wie gehen Sie mit dem Thema xy um?“
„Wie haben Sie das in der Praxis erlebt?“
„Wo sehen Sie Ansatzpunkte/Knackpunkte?“
Oder greifen Sie nonverbale Signale Ihres Gegenübers auf:
„Sie schauen gerade fragend/kritisch, ist noch etwas offen geblieben …?“
„Ich habe den Eindruck, es liegt Ihnen etwas auf der Zunge …?“
„Sie sehen so aus, als wollten Sie gerade etwas sagen …“
Achtung: Dabei ist es wirklich wichtig, dass Sie charmant und freundlich auf die Zuhörer eingehen und sie nicht unter Druck setzen.
Ist der Anfang erst einmal gemacht, ergibt meistens ein Wort das andere. Sollte tatsächlich einmal nichts oder nicht viel kommen (zum Beispiel bei sehr persönlichen Vortragsthemen), dann ziehen Sie die Fragerunde nicht unnötig in die Länge. Formulieren Sie lieber einen knackigen Schluss und bieten Sie ein persönliches Gespräch im kleinen Kreis an: „Wenn jetzt noch Fragen auftauchen, ich bin gerne für Sie da!“