Da habe ich mich gerade entschieden, einen Artikel über leere Worte zu schreiben, schon stoße ich im Blog der Schreibnudel auf diese wunderbare Grafik:
Das gilt auch fürs Reden!
Liebe Leserin, lieber Leser, bitte denken Sie doch einmal kurz an ein Möbelstück! – Was kommt Ihnen in den Sinn? Vielleicht ein Schrank? Ein Sofa? Ein Holztisch? Oder ein Bett? Sie merken schon, Sie können nicht an ein „Möbelstück“ denken: Das Wort „Möbelstück“ ist abstrakt und damit nicht besonders spannend für unsere grauen Zellen – die haben es gerne anschaulicher. Deshalb blättern wir gleich in unserem mentalen Lexikon und schauen, was denn gemeint sein könnte. Ähnlich ist es zum Beispiel beim Begriff „Gemüse“. Auch hier bleibt es in Ihrem Gehirn eher ruhig. Ganz anders sieht es aus, wenn Sie von Tomaten, Gurken, Paprika oder Bumenkohl hören. Da freuen sich die Neuronen! Ohne dass Sie sich anstrengen müssen, taucht sofort ein greifbares Bild vor Ihrem geistigen Auge auf.
Für Ihre Redesituationen bedeutet das: Werden Sie so konkret wie möglich! Sagen Sie „Tschüss“ zu abstrakten Formulierungen und Worthülsen. Dann muss das Gehirn Ihrer Zuhörer keine Schleifen mehr drehen.
Vielleicht denken Sie jetzt: „Das ist doch eh klar, leeres Blabla braucht kein Mensch!“ So selbstverständlich ist das leider nicht. Internetauftritte, Unternehmensbroschüren, Verkaufsgespräche und eben auch Vorträge sind voller Worte, die wichtig klingen und vertraut sind, aber unterm Strich nur wenig aussagen. Denken Sie dabei an Formulierungen wie:
Wir sind ein dynamisches Unternehmen.
Wir sind kundenorientiert.
Wir bieten eine innovative IT-Lösung.
…
Dynamisch, kundenorientiert, innovativ, optimal, zukunftsorientiert, teamorientiert, interessant, kundenorientiert, prozessorientiert, … Das hört sich alles recht nett an, aber springen Sie bei solchen Aussagen sofort auf und rufen „Hurra, DAS muss ich haben?“ Wohl kaum. Das sind Worte, die in den Köpfen unserer Zuhörer weder Bilder noch Gefühle auslösen und damit wirkungslos bleiben.
Füllen Sie Worthülsen mit Leben
Anschaulich und lebendig werden Ihre Argumente, wenn Sie sie mit handfesten Fakten und Beispielen unterlegen und damit Bilder auf die geistige Leinwand Ihres Gegenübers projizieren. Wollen Sie zum Beispiel rüberbringen, dass Sie kundenorientiert sind, dann verraten Sie Ihren Zuhörern klipp und klar, warum das so ist:
- Gibt es eine Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit mittels Hotline?
- Sind Beratungsgespräche auch an Wochenenden oder abends auf dem heimischen Sofa möglich?
- Werden regelmäßig Kundenbefragungen durchgeführt?
- Haben Sie vielleicht sogar eine Anekdote parat, die zeigt, dass Sie gerne vollen Einsatz für Ihre Kunden bringen? Je konkreter Sie werden, desto besser.
Ich hatte eine Coaching-Kundin, die in Ihrem Vortrag über ein Praktikum in einem Hotel berichten sollte. Einer Ihrer Sätze lautete: „Ich habe Einblick in die Besonderheiten verschiedener Nationalitäten erhalten!“ Um der Sache mehr Leben einzuhauchen, haben wir folgendes daraus gemacht:
„Wissen Sie, woran man erkennt, ob in einem Hotelzimmer ein Amerikaner oder Japaner wohnt?
– Beim Amerikaner liegt die Wäsche gerne über den ganzen Boden verstreut, beim Japaner hängen Unterhosen und Socken feinsäuberlich auf einem Kleiderbügel im Fenster.“ (Das hatte sie tatsächlich mehrfach erlebt. ;-) )
So werden aus glatten, oberflächlichen Botschaften überzeugende Storys, die wirklich in den Köpfen Ihrer Zuhörer hängen bleiben.