© Andrea Joost

© Andrea Joost

Schon als Kind habe ich gerne den Mixer geschwungen. Ob fürs Schulfest oder den Geburtstag – mein Kuchen war dabei. Damals hat es mich auch gar nicht gestört, wenn mal was nicht geklappt hat (ich kann mich gut an einen Zitronenkuchen erinnern, der völlig in die Hose gegangen ist: außen dunkelbraun und innen flüssig). Trotzdem war plötzlich Schluss mit der Backerei: Keine Zeit, keine Muße und, wie ich fand, auch kein echtes Talent in Küchendingen.

Bis ich vor zwei Jahren über ein tolles Backbuch stolpere und mich direkt ans Werk mache. Das erste Rezept funktioniert, das zweite „mmmh, auch lecker“ … und schuppdiwupp hat er mich wieder erwischt, der Backvirus.

Meine Familie und meine Freunde habe ich mit meiner neuen Leidenschaft ziemlich überrascht. Sie schmunzeln manchmal ein bisschen oder witzeln: „Mensch, mach doch ein Café auf, in dem Du Rhetoriktrainings anbietest.“ Aber wissen Sie was? Wenn wir mal genauer hinschauen, haben das Backen und das Reden tatsächlich jede Menge gemeinsam:

Kann ich nicht, gibt’s nicht. Einfach machen.

Ob Reden halten oder Kuchen backen. Die Liste der Zweifel und Ängste ist lang: „Das ist doch total kompliziert!“, „Da könnte ja was schiefgehen!“, „Seit mir dieses oder jenes passiert ist, weiß ich: Ich kann das nicht!“, … Mit solchen Gedanken stehen wir uns selbst im Weg.
Dabei verfügen wir doch alle über einen gesunden Menschenverstand und die nötigen Grundfertigkeiten – sowohl fürs Reden (sprechen!) als auch fürs Backen (rühren!). Jetzt gilt: Einfach machen! Ausprobieren! Klar, wir lernen aus gemachten Erfahrungen und werden durch Übung immer sicherer. Aber oft sind schon die ersten Ergebnisse ganz passabel … und viel besser als wir es je erwartet hätten. Sie dürfen sich selbst vertrauen.

Die Zutaten sind entscheidend.

Margarine oder Butter? Echte Vanille oder Aroma? Billige Blockschokolade oder die, die Sie auch pur genießen? Es kommt auf die richtigen Zutaten an. Je mehr Wert wir auf gute Qualität legen, desto überzeugender ist das Ergebnis. Dasselbe gilt fürs Reden: Damit der Vortrag Ihren Zuhörern schmeckt, sind griffige Argumente das A & O. Sie wissen, wovon Sie sprechen und auf was es ankommt. Falls Sie thematisch doch mal ins kalte Wasser geschmissen werden, knien Sie sich so gut wie möglich rein. Denn heiße Luft braucht kein Mensch!

Der Erfolg steht und fällt mit dem Rezept.

Ein gutes Rezept hilft uns, aus den Zutaten nach und nach etwas Leckeres zu zaubern. Aber nicht nur das: Mit einer ordentlichen Struktur lassen sich auch Vortragsinhalte sinnvoll verbinden. Je klarer Sie wissen, was Sie als nächstes tun werden, desto einfacher ist es, sich nach und nach dem eigenen Ziel zu nähern. Und bitte denken Sie dran: Schritt für Schritt. Dann behalten Sie den Überblick und Ihre Zuhörer können Ihnen am besten folgen. Beim Backen fangen Sie ja schließlich auch nicht mittendrin oder von hinten an. :-)

Handmade with love.

Haben Sie schon mal einen Kuchen gebacken, weil Sie es „mussten“? Für die Geburtstagsfeier im Büro oder weil sich spontan Besuch angekündigt hat? Gerade wenn wir so lustlos ans Werk gehen, läuft häufig etwas schief. Bei solchen „Hudelkuchen“ werden Zutaten vergessen, Temperaturangaben falsch gelesen oder das gute Stück fällt einem beim Aus-dem-Ofen-holen aus der Hand. – Ganz anders, wenn wir Spaß haben und konzentriert bei der Sache sind. Dann läuft es einfach. Genauso ist es mit einem guten Vortrag. Die Menschen merken, ob Sie zu 100 Prozent dabei und von Ihrem Thema begeistert sind. Oder ob Sie nur eine lästige Pflicht erfüllen. Je wohler Sie sich selbst fühlen, desto überzeugender kommen Sie rüber.

Sie bringen Geduld mit.

Hey, ein guter Kuchen ist nicht mal eben in 15 Minuten fix und fertig. Da wird gerührt, gewartet, gebacken, geschichtet … Gut Ding will Weile haben. Auch eine pfiffige Präsentation entsteht nicht im Handumdrehen: Da wollen Inhalte gesichtet werden. Und manchmal müssen Sie Ideen „gehen lassen“, bevor Sie sie sinnvoll weiterverarbeiten können. Verabschieden Sie sich also von schnell-schnell und nehmen Sie sich Zeit für die Vorbereitung einer gelungenen Rede.

Sie improvisieren.

Sie sind gerade voll in Back-Action, da stellen Sie fest: „Oh je, es sind ja gar keine Heidelbeeren mehr im Tiefkühlfach. Okay, macht nichts! Dann kommen halt Himbeeren in die Heidelbeermuffins.“ Beim ersten Naschen stellen Sie fest: „Ui, das schmeckt ja noch viel besser!“ Selbst bei einer bestens geplanten Rede läuft es manchmal anders als geplant. Jetzt heißt es: Flexibel bleiben und schauen, welche Lösungsmöglichkeiten die Situation bietet. Lassen Sie sich überraschen: Was da so spontan passiert, ist häufig sogar besser als der ursprüngliche Plan.

Das Auge isst mit.

Ein Kuchen muss schmecken. Fluffig soll er sein und schön saftig. Aber: Hübsch aussehen soll er bitteschön auch. Da greift man doch gleich noch lieber zu. Deshalb her mit Puderzucker, Fondant, Kuvertüre und frischen Früchten. Eine ansprechende Deko gehört einfach dazu. – Auch bei einer gelungenen Präsentation. Natürlich sind die Inhalte wichtig. Je appetitlicher Sie Ihre Botschaft allerdings verpacken, desto mehr Lust bekommen die Zuhörer auf Ihr Thema. Ob Sie Geschichten erzählen, Fotos zeigen, Ihren Zuhörern etwas demonstrieren oder Ihr Gegenüber durch gezielte Fragen aufrütteln – erlaubt ist alles, was Ihnen und dem Publikum schmeckt.

Glänzende Augen sind der beste Lohn.

Wie schön ist es, wenn sich Familie und Freunde über das fertige Backwerk hermachen und die gefräßige Stille zeigt: Ja, es schmeckt! Die Arbeit hat sich gelohnt. Dieses Glücksgefühl gibt es immer wieder auch auf der Bühne. Nämlich dann, wenn die Zuhörer an Ihren Lippen kleben und Sie merken: Wow, das ist heute eine runde Sache. Von den Zutaten über die Form hin zur Dekoration – es passt einfach alles!

Nach so viel Einsatz ist jetzt genießen angesagt – Ihre selbstgemachten Lieblingszimtschnecken und Ihren Redeerfolg. Macht einen doch beides ein bisschen stolz, oder?

Na, und was ist Ihr Erfolgsrezept? Wie machen Sie Ihre Zuhörer glücklich? Ich freue mich auf Ihre Kommentare. Dabei sein lohnt sich, denn unter allen Antworten bis zum 11. Juli 2014 (12 Uhr) verlose ich zwei süße Überraschungen.