Es gibt Geschäfte, da überlegt man zweimal, ob man sich wirklich hineinwagt. Je kleiner, feiner und leerer der Laden, desto größer ist schließlich die Gefahr, sofort in die Fänge einer hartnäckigen Verkäuferin zu geraten.

Diese charmante Tafel an der Tür einer Heidelberger Boutique ließ mich allerdings direkt schmunzeln:

© Andrea Joost

© Andrea Joost

Wenn Sie so nett begrüßt werden, bekommen Sie doch gleich Lust, sich drinnen ein wenig umzuschauen. So haben Anfangshemmungen keine Chance.

Sie wundern sich, was das mit Ihren kleinen und größeren Auftritten zu tun hat? Auch als Redner stoßen wir immer wieder auf Schwellenangst (manchmal mehr, manchmal weniger ausgeprägt). Nämlich dann, wenn sich Zuhörer erst einmal skeptisch zurücklehnen, weil sie sich nichts „aufschwätzen“ lassen möchten und abwarten, was der da vorne wirklich zu bieten hat.

Distanz abbauen, Nähe schaffen

Um Ihr Publikum für sich zu gewinnen, gilt es daher, möglichst flott Sympathiepunkte zu sammeln. Aber bitte, ohne sich anzubiedern! Mit den folgenden Türöffnern sorgen Sie schon in den ersten Minuten Ihres Vortrags dafür, dass Ihre Zuhörer auftauen – auf angenehme Art:

  • Sie zeigen sich … und zwar wortwörtlich: Stellen Sie sich am Anfang Ihres Auftritts in die Bühnenmitte. So sind Sie total präsent und jeder kann Sie gut wahrnehmen. Bitte verschanzen Sie sich nicht hinter einem Rednerpult. Das wirkt nicht nur wie eine Barriere zwischen Ihnen und dem Publikum, sondern weckt auch ganz schnell den Eindruck, dass Sie sich verstecken möchten. Echte Nähe zu Ihrem Publikum lässt sich damit nur schwer aufbauen. Sie brauchen Platz für Ihre Unterlagen? Dann leistet ein Bistrotisch gute Dienste und wirkt auch gleich viel lockerer als ein sperriges Pult.
  • Sie sind natürlich. Um nur ja kompetent zu wirken, schlüpfen wir bei Auftritten oft in eine professionelle Rolle. Da verkneifen wir uns unseren Dialekt. Versuchen, uns gewählt auszudrücken. Stehen irgendwie steif da … Dieser Seriositätsvorhang sorgt für Distanz. Also, weg damit. Je mehr Sie sich selbst zeigen, desto eher vertrauen Ihnen die Zuhörer. Sie möchten entspannt rüberkommen? Dann stellen Sie sich vor, Sie plaudern mit Freunden über Ihr Herzensthema. So fühlen Sie sich nicht nur besser, sondern wirken auch viel überzeugender.
  • Sie überraschen. Wenn alles so ist wie immer, werden sich Ihre Teilnehmer ziemlich schnell langweilen. Deshalb streichen Sie zum Beispiel nicht enden wollende Begrüßungslitaneien oder Vorstellungsrunden. Sobald Sie sich einen etwas anderen Einstieg einfallen lassen, merkt Ihr Publikum, dass Sie sich wirklich Gedanken gemacht haben. Das gibt Pluspunkte. Mal ganz davon abgesehen, dass Sie Ihre Zuhörer so wirklich aufrütteln können und neugierig machen auf das, was kommt. Ideen für pfiffige Anfänge finden Sie zum Beispiel hier und hier.
  • Sie werden konkret. Eine Frage beschäftigt wohl alle Zuhörer: „Was bringt mir das heute?“ Je schneller Sie eine überzeugende Antwort liefern, desto offener wird das Publikum auf Sie reagieren. Deshalb umreißen Sie grob Ihre Kernbotschaft und verraten den Zuhörern, welchen Nutzen Sie bieten: „Ich habe Ihnen heute drei Ideen mitgebracht, wie Sie das Problem X lösen …“, „Wir werden uns heute gemeinsam fünf Punkte anschauen, die das Thema Y einfacher machen …“. Damit zeigen Sie, dass Sie sich mit Ihren Teilnehmern beschäftigt und tatsächlich etwas zu sagen haben.
  • Sie setzen auf Gemeinsamkeiten. Sobald wir auf jemanden stoßen, der uns irgendwie ähnlich ist, macht das sympathisch. Deshalb lohnt es sich, vor Ihrer Präsentation zu schauen, was Sie mit dem Publikum verbindet: Vielleicht haben Sie einen besonderen Bezug zum Veranstaltungsort. Vielleicht ist Ihr beruflicher Werdegang vergleichbar. Vielleicht suchen Sie gemeinsam nach einer Lösung für ein bestimmtes Problem. Oder oder oder … Wenn Sie solche Dinge in Ihren Vortrag einstreuen, spüren die Zuhörer direkt „Das ist eine/r von uns!“ und werden Ihnen lieber zuhören.

Je mehr Sie sich zeigen und auf Ihr Publikum eingehen, desto schneller gelingt es Ihnen, einen guten Kontakt zu Ihrem Gegenüber aufzubauen. Das lohnt sich! Denn ist der Funke auf der Beziehungsebene erst einmal übergesprungen, wird es viel einfacher, Ihre Botschaft zu transportieren. Es ist der Mensch, der überzeugt.