© dule964 fotolia.com

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Ein provokantes Credo, ich weiß! Aber mir tut es jedes Mal in der Seele weh, wenn ich Redner erlebe, die sich nur mit cm-dicken Moderationskartenstapeln (wahlweise mehrseitigen DIN-A4-Manuskripten) auf die Bühne wagen. Ja, eine Gedankenstütze ist praktisch … aber doch bitte nicht als Paketlösung. Das lenkt nur von Ihnen als Redner ab und kostet wertvolle Wirkungspunkte.

Besonders ärgerlich ist das, wenn Sie zu den Vortragenden gehören, die zwar einen Haufen Karton mit sich herumschleppen, jedoch während ihres Vortrags keinen einzigen Blick darauf werfen. Vermitteln Sie Ihrem Publikum damit doch automatisch einen unsicheren Eindruck, nach dem Motto „Oh, da braucht aber jemand einen dicken Spickzettel …“. Schluss damit! Sie kommen wunderbar ohne Ihre Karten klar – also können Sie sie auch getrost zu Hause lassen.

Dann gibt es aber noch diejenigen, die sich tatsächlich an ihrem Kartenstapel festklammern, den Vortrag mehr oder weniger ablesen und zwischendurch immer wieder die Karten sortieren. Für Sie gilt erst recht: Bitte machen Sie sich das Leben nicht unnötig schwer! Auch wenn sich das Ablesen erst mal vertraut und sicher anfühlt, es lohnt sich verdammt noch mal :-) , frei zu sprechen. Denn:

Ablesen ist langweilig. Erst wenn Sie mit Ihren eigenen Worten formulieren, zeigen Sie, wer Sie sind und für was Sie stehen. Ihr Vortrag wirkt lebendig. So macht nicht nur Ihnen das Reden mehr Spaß, Ihr Publikum wird Ihnen auch viel lieber zuhören.

Ablesen wirkt inkompetent. Schwups, schon denkt man, dass nicht besonders viel hinter einer Präsentation steckt, die der Vortragende Wort für Wort notiert hat. Natürlich muss das so nicht stimmen. Fakt ist aber: Sie kommen deutlich souveräner rüber, wenn Sie Ihr Skript links liegen lassen und frei von der Leber weg erzählen.

Ablesen ist manchmal stressig. Kennen Sie das leicht panische Gefühl, wenn Ihnen die Karten aus der Hand rutschen oder Sie im Eifer des Gefechts etwas durcheinander bringen? Sie reden entspannter, wenn Sie sich auf sich selbst verlassen und auf das, was Sie in Ihrem Kopf gespeichert haben.

Ablesen blockiert Sie. Sobald Sie sich Zeile für Zeile durch Ihr Manuskript hangeln, haben Sie keine Chance mehr, spontan auf Ihr Publikum einzugehen. Wenn Sie frei sprechen, können Sie viel flexibler reagieren, Anregungen aufnehmen, kleine Witze einbauen oder einfach nur direkt auf Fragen antworten.

Ablesen ist unterm Strich unnötig. Schließlich haben Sie sich doch Ihr Thema erarbeitet und wissen genau, wovon Sie reden. Denken Sie daran: Sie sind der Experte. Deshalb brauchen Sie Ihren Kartenstapel auch gar nicht.

Falls Sie es jetzt gerne ausprobieren würden, aber noch nicht so richtig wissen, wie Sie das mit dem freien Sprechen anpacken sollen: Letzte Woche habe ich Ihnen drei Redestrukturen verraten, mit denen Sie Ihr Manuskript der Ablage P übergeben können und trotzdem immer einen roten Faden vor Augen haben. Trauen Sie sich!