© Style-Photography fotolia.com

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Kennen Sie dieses Stimmchen im Ohr, das sich immer genau dann meldet, wenn eine Präsentation ansteht: Hast Du daran schon gedacht … Was, wenn Frau X folgendes fragt … An dieser Stelle solltest Du noch mal feilen …

Und das, obwohl Sie eigentlich schon zigmal über Ihr Thema gesprochen haben und Ihnen niemand etwas vormachen kann?

Argh, zum Haare raufen ist das! Sie wissen, was Sie drauf haben und können trotzdem nicht aus Ihrer Haut. Gut ist einfach nicht gut genug. Sie tun alles, was in Ihrer Macht steht, um nur ja nichts dem Zufall zu überlassen und das perfekte Ergebnis abzusichern. Warum eigentlich?

  • Haben Sie eine schlechte Erfahrung gemacht und sich geschworen, dass Ihnen so etwas nie wieder passiert?
  • Wollen Sie das Publikum nicht enttäuschen oder fürchten Sie sich vor den Folgen, wenn mal was daneben geht?
  • Vielleicht haben Sie aber auch Angst, Ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden? … und die sind oft viel höher als die Erwartungen Ihres Gegenübers.

Keine Frage, wenn Sie Ihr Bestes geben wollen, zeigt das, dass Sie Ihr Thema und Ihr Publikum ernst nehmen. Aber Achtung, dieser Vorbereitungsperfektionismus hat auch seine Tücken:

  • Immer alles richtig machen zu wollen, kann „zwanghaft“ werden. Das äußert sich gerne mal in: „Ich MUSS das Ganze mindestens x-mal durchgehen, sonst kann der Vortrag gar nicht gut werden!“ Wenn Sie nur fest genug daran glauben, wird aus solchen Glaubenssätzen ganz schnell eine selbsterfüllende Prophezeiung. Abgesehen davon, dass diese ständigen Korrekturschleifen nicht nur anstrengend und manchmal ziemlich öde sind, kosten sie auch richtig viel Zeit. Zeit, die Ihnen an anderer Stelle fehlt.
  • „Erstens kommt es anders …“: Sie können nie für ALLES gewappnet sein. Schließlich haben Sie keine hellseherischen Fähigkeiten, die Ihnen schon vor der Veranstaltung verraten, wie die Teilnehmer drauf sind, welche Fragen gestellt werden und ob die Technik reibungslos funktioniert. Viele Dinge sind einfach nicht planbar und verlangen im Fall der Fälle eine gewisse Spontaneität.
  • Sie stehen sich im schlimmsten Fall selbst im Weg: Ihr ausgeklügeltes Konzept ist dazu da, um eingehalten zu werden. Da sind wir bei der Kehrseite ausgeklügelter Pläne: Sie legen einen viel mehr fest – die Reihenfolge, die Inhalte, der Medieneinsatz. Und wehe, Sie vertun sich! Da bringen Sie sich schnell selbst aus dem Konzept. Außerdem ist es viel schwieriger, auf das Publikum einzugehen. So können Sie – trotz, nein wegen (!) intensiver Vorbereitung – gar nicht Ihre ganze Stärke zeigen.

Was halten Sie davon, sich ab sofort das Leben ein wenig leichter zu machen? Mit einer Portion Mut den Perfektionismus einfach mal sein zu lassen und sich selbst zu vertrauen?

Das Wissen und die Erfahrung sind in Ihrem Kopf.

Sie haben schon mehrfach gezeigt, dass Sie es drauf haben und die Leute mitreißen können. Warum lassen Sie sich nicht von dieser Gewissheit tragen?

Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan. Wenn Sie sich beweisen wollen, dass Sie auch ohne die 150 Prozent Vorbereitung einen tollen Job machen, dann gibt es nur eines: ins kalte Wasser springen. Sie dürfen am eigenen Leib erfahren, dass es funktioniert.

Ich kann mich gut an den Tag erinnern, als ich zum ersten Mal gesprungen bin. Als ich für meine Verhältnisse unvorbereitet eine Rede gehalten habe, einfach um zu testen, was passiert. Sie können mir glauben, ich hatte ordentlich Bammel. Erst recht, als ich gemerkt habe, dass ich es mit durchaus anspruchsvollen Zuhörern zu tun habe. Und für einen Augenblick war da auch dieser Zweifel: „Oh, Andrea, vielleicht hättest Du Dich doch besser vorbereiten sollen.“ Da mir in der Situation allerdings gar nichts anderes übrig blieb, habe ich es laufen lassen. Ich war voll konzentriert, aber gleichzeitig offen für alles, was um mich herum passierte … und überwältigt von den Rückmeldungen der Teilnehmer. Eine großartige Erfahrung!

Sie möchten sich selbst auch mal „ausprobieren“. Dann los! :-) Es muss ja nicht gleich die wichtige Präsentation beim neuen Kunden sein. Sicherlich gibt es kleinere, unkritische Auftritte, bei denen Sie ganz bewusst mal auf Ihre perfektionistische Vorbereitung verzichten und sich in dieses kleine Abenteuer stürzen können.

Sobald Sie sich wirklich auf die Situation einlassen, werden Sie sehen: Sie können mehr, als Sie denken!