Bei vielen Rednern ist die Beziehung zum Flipchart eher eine Hass-Liebe. Sie wissen um die Vorzüge … und dennoch: So richtig warm werden sie nicht mit dem guten Stück. Wie schade, hat es doch so einiges zu bieten.
Es gibt ein paar Basics, die Sie bei der ersten Begegnung abchecken sollten. Damit werden Sie und Ihr Flipchart zu einem echten Dreamteam:
Der Standort – zurückhaltend oder präsent? Zeigen Sie sich beide gut sichtbar auf der Bühne. Den idealen Fleck finden Sie am besten schon vor Ihrem Auftritt: Nicht zu schüchtern in der hintersten Ecke, aber bitteschön auch nicht zu dominant. So soll das Flipchart nicht die Sicht auf Folien im Hintergrund versperren. Je nachdem, wie Sie Ihren Vortrag geplant haben, kann es sinnvoll sein, mit dem Standort zu spielen und Ihre Präsentation damit lebendig zu machen. Das heißt natürlich nicht, dass Sie das Flipchart während Ihres Vortrags wild von links nach rechts schleppen sollen. Aber wenn Sie sich zum Beispiel zwischendurch mal ganz bewusst gemeinsam in der Mitte positionieren und gleichzeitig die Folien im Hintergrund „verschwinden“ lassen, haben Sie beide die volle Aufmerksamkeit.
Der Stand – Fels in der Brandung oder wankelmütig? Wie schön, wenn das Flipchart stabil im Vortragsraum steht. So manches Exemplar hat es jedoch in sich (gerade die Dreibeine). Manchmal genügt da schon ein schiefer Blick und … WUMMS legt es sich der Länge nach auf den Boden. Diese Art der Aufmerksamkeit können Sie nun gar nicht gebrauchen. Umso besser, wenn Sie vorher prüfen, auf was Sie sich da einlassen! So wissen Sie gleich, ob Sie „Ihr Gegenüber“ ein bisschen forscher behandeln dürfen oder lieber mit Samthandschuhen rangehen.
Die Höhe – hochschauen oder runtergucken? Weder das eine noch das andere ist für eine funktionierende Beziehung ideal. Sorgen Sie dafür, dass Sie und Ihr Flipchart sich auf Augenhöhe begegnen. Wenn Sie es auf Ihre Größe einstellen, lässt sich deutlich entspannter miteinander umgehen. Und wenn Sie doch mal etwas am Blattende notieren, gehen Sie bitte möglichst in die Knie. Schließlich sieht es nicht besonders elegant aus, wenn Sie Ihrem Publikum den Allerwertesten entgegenstrecken. :-)
Das Handling – widerspenstig oder geschmeidig? Sie möchten Blätter abtrennen und im Raum aufhängen? Das kann eine echte Zerreißprobe werden. Insbesondere wenn Sie es mit Papier zu tun haben, das nicht perforiert ist. Da hilft der elegante Nadeltrick: Sie fahren beherzt mit einer Stecknadel an der Abdeckklappe entlang und perforieren damit das Papier. Jetzt lässt es sich problemlos mit einem Ruck abreißen.
Das Papierangebot – großzügig oder sparsam? Machen Sie keine Zugeständnisse am falschen Fleck! Hier dürfen Sie fordern, und zwar ohne schlechtes Gewissen. Genügend Blätter sind ein absolutes Muss (für jedes neue Thema ein eigenes)! Bitte denken Sie gar nicht erst daran, die Rückseite zu verwenden. Bei den meisten Stiften scheint die Schrift durch und das wirkt einfach unprofessionell.
Die Stifte – frisch oder verbraucht? In diesem Punkt gibt es kein Pardon: Alte Stifte gehen gar nicht! Die Farben müssen leuchten. Da dies aber selbst unter besten Date-Bedingungen (tolle Hotel- und Seminarräume) nicht immer gegeben ist, dürfen Sie hier auch ein bisschen nachhelfen und Ihr eigenes Material mitbringen. Wenn Sie Stifte gestellt bekommen, probieren Sie alle vorher durch. Erschreckend oft bekommt man Marker, die überhaupt nicht schreiben.
Schließlich das Miteinander – leicht oder angestrengt? Natürlich gibt es ein paar Tricks, die Ihren gemeinsamen Auftritt spannend und professionell machen. Aber bitte gehen Sie trotzdem nicht zu verkopft an die Sache ran. Stehe ich nun als Rechtshänder links oder rechts neben dem Flipchart? Klappt das Seitenumblättern, ohne dass die Blätter sich verhaken? Je natürlicher Sie miteinander umgehen, desto wohler fühlen Sie sich und kommen besser rüber.
Und nun bitte: Ran an das Flipchart! Geben Sie ihm eine Chance! :-)