Sie sitzen im Plenum, warten auf Ihren Auftritt und lauschen den Worten Ihres Vorredners. Plötzlich zucken Sie zusammen. Was Sie da vorne hören, kommt Ihnen nur allzu bekannt vor. Sie denken: „Mist, DAS wollte ich doch eigentlich sagen!“
Und schwupps gerät das eigene Redekonzept ins Wanken. Schließlich haben Sie sich gut überlegt, wie Sie Ihren Vortrag aufbauen, um Ihre Botschaft bestmöglich rüberzubringen. Pfuscht Ihnen nun ein anderer Referent ins Handwerk, kann das ordentlich an der eigenen Souveränität kratzen. Nicht gerade die beste Voraussetzung, um gut gelaunt und voller Tatendrang vor das Publikum zu treten.
Schluss mit unangenehmen Überraschungen!
Damit Sie gar nicht erst in so eine unangenehme Situation kommen, kümmern Sie sich am besten schon im Vorfeld um Ihren Vorredner:
- Sie sind nach einem Kollegen an der Reihe? Bitte schließen Sie sich vor Ihrem gemeinsamen Auftritt kurz. Ein Telefonat genügt, um abzustimmen, wer welche Schwerpunkte setzt. Das macht Ihnen das Leben leichter und erspart den Zuhörern langatmige Doppelungen.
- Sie kennen Ihren Vorredner nicht? Hier hilft ein klärendes Briefing-Gespräch mit dem Veranstalter, um Ihr eigenes Thema möglichst eng zu zurren und herauszufinden, welche Inhalte Ihr Vorredner abdeckt. Falls Sie auf Organisatoren stoßen, die sich selbst noch nicht so viele Gedanken gemacht haben, dürfen Sie ruhig hartnäckig und freundlich nachbohren. Schließlich ist es im Interesse aller Teilnehmer, wenn die Vorträge gut aufeinander abgestimmt sind.
- Ein Moderator stellt Sie vor? Dann überlassen Sie ihn bitte nicht komplett sich selbst. Unterstützen Sie ihn lieber, indem Sie ihm vorab die wichtigsten Eckpunkte für seinen Sprechzettel liefern. So sorgen Sie dafür, dass er in der Regel auch die Dinge sagt, die Ihnen tatsächlich den Weg bereiten und sich nicht eine eigene Story zusammenbastelt. Im schlimmsten Fall kann eine unabgesprochene Anmoderation nämlich bedeuten, dass Sie eine Kurzfassung Ihres eigenen Vortrags zu hören bekommen. Und diesen Schreckmoment brauchen Sie nun wirklich nicht.
Ist das Kind doch in den Brunnen gefallen und Ihr Vorredner plaudert über Ihr Thema, heißt es erst einmal: Cool bleiben, auch wenn es innerlich noch so sehr brodelt.
Straffen, streichen oder wiederholen?
Diese Gedanken helfen Ihnen, im Eifer des Gefechts einen klaren Kopf zu behalten und möglichst schnell zu entscheiden, wie Sie weiter vorgehen:
- Streichen: Man hat Ihnen einen echten Hingucker „geklaut“: Das passende Zitat, eine pfiffige Demonstration, den amüsanten Videoeinspieler …? Dann hilft leider nur eins: Raus damit!
Im Idealfall haben Sie eine Alternative im Ärmel, ansonsten machen Sie direkt mit dem nächsten Punkt weiter. Und zwar ohne Erklärungen, wie „Eigentlich wollte ich hier noch zeigen …“ oder „An dieser Stelle war … geplant“. Auch wenn es noch so sehr pikst, diese kleineren oder größeren Pointen loszulassen, bitte halten Sie sich vor Augen: Nur Sie alleine kennen Ihre Präsentation. Die Zuhörer bekommen also von der kurzfristigen Planänderung in der Regel gar nichts mit.
- Straffen: Doppeln sich Inhalte oder gibt es tatsächlich einmal größere Überschneidungen, gilt es zu entscheiden:
Ist der Inhalt nicht so relevant, dann verzichten Sie darauf und konzentrieren sich auf Ihre weiteren wichtigen Aussagen. Wo genau Sie den Rotstift ansetzen, hängt von Ihrem Thema und Ihrem Bauchgefühl ab. Vertrauen Sie sich selbst! Sie sind der Experte und wissen am besten, welche Schwerpunkte Sie wählen.
Wenn es thematisch passt, können Sie hier auch wunderbar einen Bogen zu Ihrem Vorredner schlagen, à la: „Ich freue mich, dass wir in diesem Punkt die gleiche Meinung haben. Deshalb fasse ich mich an dieser Stelle etwas kürzer …“.
Sollten Sie deshalb nun früher als geplant zum Ende kommen, freuen Sie sich über die gewonnene Zeit und steigen sie doch mit Ihren Zuhörern zum Beispiel in eine weiterführende Diskussion ein.
- Wiederholen: Inhalte, die Sie dringend für Ihre Botschaft brauchen, dürfen Sie ruhig noch mal in Ihren eigenen Worten wiedergeben, getreu dem Motto: „Hammer your Message!“ :-) Da die Zuhörer ohnehin nur einen Bruchteil der Präsentation behalten, brauche Sie sich deshalb keine grauen Haare wachsen zu lassen. Vielleicht haben Sie ja auch noch ein persönliches Beispiel auf Lager, mit dem Sie Ihre Ausführungen ausschmücken. Je persönlicher Sie werden, desto besser bleiben Sie in Erinnerung und desto geringer ist die Gefahr, dass Sie sich mit anderen Rednern in die Quere kommen.
Ganz gleich, welchen Weg Sie wählen, bitte verzichten Sie unbedingt auf die Formulierung „Wie mein Vorredner schon sagte …“. Abgesehen davon, dass sie wohl zur TOP 10 der ausgelutschten Redefloskeln gehört, brauchen Sie Ihr Publikum nicht extra mit der Nase auf die Wiederholung zu stupsen und sich damit mit Ansage zum „Nachplapperer“ zu machen.