© luminastock fotolia.com

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Die ersten Minuten einer Präsentation können ganz schön unangenehm sein. Plötzlich sind alle Augen auf Sie gerichtet. Sie spüren die Erwartungshaltung Ihrer Zuhörer und wissen: „Jetzt geht es um die Wurst!“. Der innere Druck steigt.

Sie möchten sich den Anfang ein bisschen leichter machen? Dann lohnt es sich, das Publikum direkt mit ins Boot zu nehmen. Lässt es sich doch viel entspannter präsentieren, sobald Sie aus der vermeintlichen Alleinunterhalterrolle rauskommen und ein Austausch stattfindet.

Da sich auch Ihr Gegenüber erst einmal an Sie gewöhnen darf, verlangen Sie jedoch bitte nicht zu viel von Ihrer Zuhörerschaft. Schließlich möchten Sie Ihr Publikum ja nicht überrumpeln.

Hand-hoch-Abstimmungen für einen eleganten Start

Abstimmungsfragen eignen sich wunderbar, um geschickt eine Brücke zu Ihrem Gegenüber und zu Ihren Inhalten zu bauen. Nehmen wir an, Sie sprechen über ein Kommunikationsthema. Ohne einleitendes Geplänkel beginnen Sie Ihren Vortrag mit folgendem Satz: „Wer von Ihnen möchte gerne wissen, wie Mann und Frau auf Dauer glücklich zusammenleben? Bitte Hand hoch!“ Abgesehen davon, dass Sie damit das Publikum neugierig machen, wird jetzt erst einmal ein Ruck durch die Reihen gehen:

  • Mit der gezielten Frage bringen Sie die Leute ins Tun. Ihre Zuhörerschaft ist nun mittendrin statt nur dabei. Aus passiven Zuhörern machen Sie Betroffene. Ihr Vortrag wird gleich am Anfang zur „gemeinsamen Sache“ und Sie sorgen dafür, dass Sie nicht die komplette Show alleine bestreiten müssen.
  • Sie sind direkt im Dialog mit Ihrer Zuhörerschaft und bekommen erste wertvolle Informationen. Im besten Fall haben Sie mit einer humorigen Frage außerdem schon mal einen Lacher in der Tasche. So können nicht nur Sie selbst sich ein bisschen entspannen, sondern auch Ihre Zuhörer.
  • Sie zeigen, dass Sie das Ruder in der Hand haben. Das lässt Sie stärker wirken. Indem Sie etwas fragen und damit Ihre Zuhörer zum Mitdenken und Mitfühlen bringen, ist klar, wer in den nächsten Minuten das Sagen hat – im positiven Sinne.

Und wenn sich niemand meldet?

Damit Ihre Frage wirklich funktioniert, ist es natürlich entscheidend, dass das Publikum auch mitmacht. Sie wissen ja, Zuhörer legen gerne mal abwartend die Hände in den Schoß. Da kann es passieren, dass eine Frage ins Leere läuft, weil sich nur einige wenige Teilnehmer melden. Aber keine Sorge, mit diesen drei Kniffen helfen Sie auch dem trägsten Zeitgenossen auf die Sprünge:

  • Sie stellen Ihre Frage so eindeutig, dass alle Zuhörer sofort ein klares „Ja“ oder „Nein“, „kenne ich, kenne ich nicht“, „will ich, will ich nicht“ parat haben. Verneinungen oder unklare Formulierungen führen dazu, dass das Publikum für einen kurzen Augenblick irritiert ist und erst einmal über Ihre Frage nachdenken muss. Sobald Ihre Zuhörer allerdings anfangen zu grübeln, steigt die Gefahr, dass sie sich mit einer Antwort zurückhalten.

Statt: „Wer ist nicht auch für die Einführung flexibler Arbeitszeiten?“
fragen Sie also lieber: „Wer ist dafür, dass flexible Arbeitszeiten eingeführt werden? Bitte Hand hoch!“

Übrigens: Einschätzungsfragen sind für knackige Hand-hoch-Abstimmungen nicht geeignet. Ein Beispiel:

„Wer von Ihnen kennt das komische Gefühl, wenn man in eine Polizeikontrolle gerät?“

Was soll das Publikum darauf antworten? Wie sieht dieses „komische Gefühl“ denn aus? Was genau meint der Fragesteller damit?

So wäre die Frage auf Anhieb für jeden zu beantworten:

„Wer von Ihnen ist schon einmal in eine Polizeikontrolle geraten? Bitte Hand hoch! (Pause, Handzeichen abwarten) Wer von Ihnen hat sich dabei schuldig gefühlt, obwohl er gar nichts gemacht hat? Bitte Hand hoch!“

  • Sie machen eine höfliche, aber dennoch energische Ansage und bitten Ihr Publikum, die Hand zu heben. Je weniger Sie herumfackeln, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Zuhörer mitmachen. Dass Sie entschlossen sind, zeigen Sie neben Ihrer Wortwahl (kein „würde“, „könnte“, „sollte“, und sonstige Weichmacher) auch über Ihre Stimme und Körpersprache. Lesen Sie die beiden folgenden Versionen ruhig einmal laut und achten Sie dabei auf den Unterschied:

Version 1:
„Wer von Ihnen hätte denn gerne eine Geldanlage, die sicher ist?“ (Schüchterner, leicht suchender Blick in die Runde, zögerliche Stimme)

Version 2:
„Wer von Ihnen legt bei der Geldanlage Wert auf Sicherheit? Bitte Hand hoch!“ (Gerader Blick, feste Stimme)

Bei der zweiten Variante wird sicherlich ein Großteil der Zuhörerschaft reagieren, insbesondere wenn Sie dabei Trick Nr. 3 anwenden:

  • Sie heben selbst Ihren Arm, wenn Sie die Bitte nach dem Handzeichen aussprechen. Und zwar deutlich sichtbar für alle. Da wir dazu neigen, Dinge reflexartig nachzumachen, werden die Zuhörer es Ihnen gleichtun und ebenfalls die Hand nach oben strecken.

Na, wie sieht es aus: Wer von Ihnen wird die Abstimmungsfrage beim Start in den nächsten Vortrag testen? Bitte Hand hoch! :-)

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