Falls Sie jetzt direkt an das lästige „Ich-kann-das-nicht-Stimmchen“ denken, das Ihnen manchmal das Rednerleben schwer macht: Heute geht es nicht um Ihre innere Kopfhaltung, sondern um die äußere. Ihre Körpersprache.
Freilich wissen wir, dass wir bei einer Präsentation aufrecht stehen und den Kopf möglichst gerade halten sollen, schließlich sorgt eine aufrechte Kopfhaltung dafür, dass Sie
- sympathisch und sicher rüberkommen. Sie wirken nicht nur präsenter, sondern vermitteln auch den Eindruck, dass Sie etwas zu sagen haben.
- besser sprechen. Da die Luft frei zirkuliert und der Kehlkopf beweglich ist, schaffen Sie so die besten stimmlichen Voraussetzungen.
- guten Blickkontakt zu Ihrem Publikum aufbauen können. Ist der offene Rundblick mit einer geknickten Haltung doch schlicht unmöglich.
Trotzdem kann es passieren, dass wir ein bisschen schludern und plötzlich nicht mehr wie eine Eins vor unserem Publikum stehen.
Schief, geknickt oder hoch erhoben?
Vielleicht macht sich Ihr Innenleben gerade unkontrolliert bemerkbar. Oder Sie haben sich eine bestimmte Haltung im Laufe der Jahre angewöhnt. Möglicherweise sind Sie auch einfach nur müde. Ganz gleich, welche Gründe Sie finden: Der Neigungswinkel Ihres Kopfes kann Sie ordentlich Wirkungspunkte kosten.
Am kritischsten sind die folgenden Kopfhaltungen, besonders wenn Sie länger andauern:
- In der typischen „Klein-Mädchen-Pose“ ist der Kopf leicht nach unten und auf die Seite geneigt, möglicherweise noch in Verbindung mit einem Dauerlächeln. Das lässt Sie schutzbedürftig wirken statt kompetent und souverän.
- Stehen Sie in der „Hans-guck-in-die-Luft-Pose“ vor Ihrer Zuhörerschaft, tragen Sie den Kopf hoch erhoben und etwas zurückgebeugt. Ob berechtig oder nicht, wenn es Ihnen in die Nase regnet, wird Ihnen schnell Arroganz unterstellt.
- Bei der „Schneckenhaus-Pose“ ziehen Sie den Kopf ein und die Schultern nach oben, als ob Sie sich verstecken möchten. Auch diese Haltung wirkt eher schüchtern und duckmäuserisch denn überzeugend.
In ihrem lesenswerten Buch „Die Macht der Stimme“ schreibt Ingrid Amon: „Wie man sich beHAUPTet, ist eine KOPFgeschichte …“
Recht hat sie, denn Ihre Kopfhaltung kann sich erheblich darauf auswirken, ob Ihre Zuhörer Sie sympathisch oder unsympathisch, sicher oder unsicher, kompetent oder inkompetent finden … und beeinflusst damit, ob Sie mit Ihrer Botschaft das Publikum erreichen.
Deshalb beobachten Sie sich doch bei Ihren nächsten Auftritten mal selbst und finden Sie heraus, was Sie mit Ihrem Kopf anstellen. Falls Ihnen das schwer fällt, bitten Sie einen Kollegen um Feedback oder lassen eine Kamera mitlaufen: Halten Sie den Kopf gerade oder neigen Sie im Eifer des Gefechts auch schon mal zu einer der genannten Posen?
Kopf hoch!
Diese drei Schritte helfen Ihnen, ein gutes Gespür für Ihre Kopf-Nacken-Partie zu bekommen und sich bewusst aufzurichten:
- Lockern: Massieren Sie sich zunächst selbst behutsam die Nackenpartie. Anschließend stellen oder setzen Sie sich aufrecht hin. Der Blick ist nach vorne gerichtet. Die Schultern hängen entspannt nach unten. Beim Einatmen drehen Sie den Kopf ganz vorsichtig nach rechts und schauen über Ihre rechte Schulter nach rechts hinten. Beim Ausatmen gehen Sie zurück zur Mitte. Dann folgt der Blick über die linke Schulter. Wiederholen Sie diese Übung drei- bis viermal. Zum Abschluss lassen Sie Ihr Kinn in Richtung Brustkorb sinken. Der Kopf bleibt für ein paar Atemzüge in dieser Position, bevor Sie ihn beim Ausatmen wieder aufrichten. Spüren Sie, wie Ihre Nackenpartie lockerer wird?
- Aufrichten: Die richtige Kopfhaltung finden Sie, indem Sie sich ein Marionettenfädchen vorstellen, das an Ihrem oberen Hinterkopf angebracht ist. Es zieht Sie leicht in die Höhe und schenkt Ihnen Länge. Bitte achten Sie darauf, dass das Kinn gerade ist. Der Kopf sollte nicht nach hinten überdehnt sein oder nach vorne kippen.
- Gerade halten: Stellen Sie sich vor, Sie tragen eine Krone auf dem Kopf bzw. balancieren mit einem Buch. Das funktioniert nur mit einer aufrechten, ruhigen Kopfhaltung und einem aufgerichteten Hals, weder hochnäsig noch zu demütig.
Nehmen Sie wahr, wie präsent und ausbalanciert Sie nun stehen.
Keine Sorge, falls Ihnen das jetzt ziemlich kompliziert vorkommt. Wenn Sie diese Übung ein paar Mal gemacht haben und sich das Gefühl einprägen, können Sie die ideale Kopfhaltung bald auf Knopfdruck abrufen und sich im Fall der Fälle bestens beHAUPTen. :-)