© kasto fotolia.com

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Zugegeben, als ich kurz nach dem Start in die Selbstständigkeit meinen ersten Workshop bei einer sozialen Beratungsstelle vor der Brust hatte, habe ich diesem Tag mit 35 Psychologen mit ziemlich gemischten Gefühlen entgegengeblickt. Nach 17 Jahren Bank war das einfach eine fremde Welt für mich.

Selbst wenn Sie Ihr Thema aus dem Effeff beherrschen, kann ein neuer Rahmen schon mal für Bauchkribbeln sorgen. Ganz gleich, ob Sie es plötzlich mit einer anderen Branche zu tun haben, Ihr Publikum deutlich jünger oder älter ist als gewohnt, Sie zum ersten Mal vor Kunden statt Kollegen sprechen oder … schon läuft das Kopfkino auf Hochtouren:

  • Wie sind die „unbekannten“ Teilnehmer wohl drauf?
  • Wie werden sie auf meine Botschaft und auf mich reagieren?
  • Wird alles so laufen, wie ich es geplant habe?

Überzeugend auftreten trotz Nervenflattern

Keine Frage, diese Unsicherheiten sind total normal und menschlich. Um trotzdem einen klaren Kopf zu behalten, lohnt es sich, Ihre Zielgruppe noch sorgfältiger als sonst zu analysieren und die Zuhörer vorab ganz genau unter die Lupe zu nehmen. Es liegt auf der Hand: Je klarer das Bild von Ihrem Gegenüber ist, desto zielgerichteter können Sie argumentieren. So werden Sie sich nicht nur besser fühlen, sondern auch direkt souveräner wirken.

Haben Sie alle wichtigen Informationen über Ihre potenzielle Zuhörerschaft gesammelt, gilt es nun, möglichst entspannt und offen in den Auftritt zu starten. Hat Ihr Gegenüber doch feine Antennen dafür, ob Sie sich fürchten und klein machen oder mit einer positiven Grundstimmung auf der Bühne stehen. Und ja, Sie dürfen sich sogar auf das unbekannte Terrain freuen! :-) Schließlich bietet es Ihnen …

  • … die Chance, den eigenen Horizont zu erweitern: Eine neue Zielgruppe kann Ihrem Thema einen ganz neuen Dreh verpassen. Auch und gerade dann, wenn Sie tief in Ihrem Thema stecken. Weil Bedürfnisse und Wünsche auftauchen, mit denen Sie sich vorher noch nicht beschäftigt haben und Sie gefordert sind, neue Lösungen anzubieten. Weil Sie sich nötiges Spezialwissen aneignen. Weil der Dialog mit Ihren Zuhörern Ihnen einen anderen Blick auf die Dinge ermöglicht und Input liefert, von dem Sie langfristig profitieren.
  • … die Chance, sich selbst anders zu erleben: Natürlich sollen Sie sich nicht verbiegen, um Ihrer Zielgruppe zu gefallen! Dennoch schafft es ein ungewohntes Publikum mitunter, Seiten aus Ihnen herauszukitzeln, die Sie bisher gar nicht kannten. Da merken Sie womöglich, dass Sie ein richtig gutes Händchen für Kunden haben, wunderbar mit Ihren Auszubildenden umgehen oder überraschen sich selbst mit der Tatsache, dass Sie dem neuen Geschäftsführer absolut souverän gegenüberstehen. Diese Erkenntnisse machen nicht nur Spaß, sondern runden auch Ihr eigenes Rednerbild ab.
  • … die Chance, stärker zu werden: Unabhängig davon, wie Ihr Vortrag läuft, werden Sie in diesen Momenten als Redner wachsen. Hat alles gut geklappt, ist der Erfolg ein wunderbarer Push für Ihr Selbstbewusstsein, frei nach dem Motto „Wenn ich das geschafft habe, wirft mich so schnell nichts mehr aus der Bahn …“. Aber selbst wenn es an der einen oder anderen Stelle gehakt hat, dürfen Sie sich auf die Schulter klopfen! Schließlich hatten Sie den Mut, sich der ungewohnten Situation zu stellen und können nun aus den gemachten Erfahrungen lernen.

Na, sind Sie bereit? Dann ab auf die neue Bühne! Die nächste Publikumsherausforderung lässt mit Sicherheit nicht lange auf sich warten …

Übrigens: Der Tag mit den Psychologen hat damals richtig Spaß gemacht! :-)