„Schon allein beim Gedanken an 100 Zuhörer beginnt mein Herz zu klopfen!“ – Aussagen wie diese begegnen mir immer wieder in meinen Workshops und Beratungen.
Ganz ehrlich, als mir vor vielen Jahren mein erster Vortrag vor größerem Publikum bevorstand, hatte ich ordentlich Muffensausen. Der Raum so groß, dass man die Teilnehmer in den letzten Reihen kaum noch erkennen kann. Das Mikrofon, das sich wie ein Fremdkörper anfühlt … und eine echte Bühne, die den Redner ins Rampenlicht stellt. Alles in allem ganz schön Respekt einflößend!
Einige Auftritte später ist mir jedoch eines klar geworden: Hat man sich erst mal an die ungewohnten Bedingungen gewöhnt, sind Präsentationen im größeren Rahmen nicht nur weniger schlimm als ihr Ruf, sie können Ihnen das Rednerleben sogar erleichtern:
- Der Platz auf der Bühne verschafft Ihnen Autorität: Sobald Sie, möglicherweise leicht erhöht und mit Mikrofon, vor Ihrem Publikum stehen, hört man Ihnen fast automatisch zu. Sie brauchen sich nicht erst mühevoll die Aufmerksamkeit Ihrer Zuhörerschaft zu erkämpfen, sondern können direkt mit Ihrem Thema loslegen.
- Sie haben die Chance, Ihr Ding nach Plan durchzuziehen: Während im kleinen Kreis gerne mal dazwischengequatscht wird, halten sich Zuhörer bei Veranstaltungen mit mehr als 30 Teilnehmern mit Unterbrechungen tendenziell zurück. Wird doch in diesem Umfeld auch jeder Zuhörerbeitrag zu einem kleinen Auftritt. Das ermöglicht Ihnen, sich voll und ganz auf Ihre Botschaft konzentrieren und Ihre Zeit optimal zu nutzen.
- Das Risiko, von Trollen zerlegt zu werden, sinkt: Freilich kann es auch bei größeren Auftritten Nörgler oder Besserwisser geben, die Sie auf die Probe stellen wollen. Allerdings habe ich immer wieder festgestellt, dass diese kritischen Zeitgenossen die große Bühne eher meiden. Versucht dann doch mal einer auf den Putz zu hauen, erledigt sich das Intermezzo mit ein paar genervten Stöhnern oder passenden Kommentaren aus dem Zuschauernachbarschaft häufig von alleine.
- Je mehr Zuschauer vor Ihnen sitzen, desto größer ist die Dynamik im Raum. Sobald einer zu klatschen oder zu lachen beginnt, gibt es immer genügend andere, die mitziehen. Gleiches gilt auch für Einheiten, bei denen Sie das Publikum aktiv einbinden. Kann sich in kleinen Gruppen schnell mal eine einheitliche Mitmachunlust breit machen, wird es im großen Kreis immer genügend Teilnehmer geben, die sich auf Sie und Ihre Ansagen einlassen. Diese Energie pusht Sie selbst und lässt Ihre Botschaft besser wirken.
Um sich an ein größeres Publikum heranzutasten, hilft es übrigens, schrittweise vorzugehen. Sprechen Sie normalerweise vor Gruppen mit bis zu 10 Teilnehmern, suchen Sie sich zum Beispiel erst mal einen Redeanlass mit 50 Zuhörern. Haben Sie dann die Erfahrung gemacht, dass es gar nicht soooo dramatisch war, gehen Sie die 100 an. Das Spannende: Ist eine Schwelle geknackt, wird Ihnen diese künftig ganz bestimmt keine Angst mehr einjagen. :-)