Falls Sie sich bei der Überschrift gerade gewundert haben: Natürlich wollen Sie mit Ihrer Botschaft beim Publikum punkten und als eloquenter, sympathischer Redner in Erinnerung bleiben. Manchmal kann es allerdings passieren, dass eine Präsentation danebengeht. Da machen Ihnen aufmüpfige Zuhörer das Leben schwer, Sie verheddern sich in Ihren eigenen Argumenten, haben auf inhaltliche Schwerpunkte gesetzt, die an der Zielgruppe vorbeigehen oder …
Das ist Gift fürs Selbstbewusstsein. Sie fühlen sich elend und der eine oder andere hat sich in solchen Momenten wohl schon geschworen: „Ich stelle mich nie wieder da vorne hin!“
Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen
Bitte machen Sie sich selbst nicht fertig! Okay, manchmal braucht es ein bisschen Abstand, um wieder klar zu denken. Doch so schmerzhaft diese Niederlage im ersten Augenblick ist, sie hat auch ihr Gutes und hilft Ihnen, sich als Redner weiterzuentwickeln:
- Sie werden mutiger: Oft macht einem allein die Angst vor dem Scheitern das Leben schwer. Was passiert, wenn ich meinen roten Faden verliere? Was passiert, wenn ich auf Widerstand stoße? Was passiert, wenn die Technik versagt? Und, und, und … Dieses Kopfkino schwächt ungemein. Ist der Worst Case dann erst mal eingetreten, haben Sie endlich eine Antwort auf diese Fragen. ;-) Sie wissen erstens, dass Sie ihn überlebt haben und zweitens, dass die Konsequenzen normalerweise bei weitem nicht so furchtbar waren, wie Sie es sich vorher ausgemalt hatten. Diese Erfahrung lässt Sie gelassener werden und hilft Ihnen, künftig entspannter in Ihre Auftritte zu starten.
- Sie behalten die Bodenhaftung: Gerade wenn Sie immer wieder zu gleichen oder sehr ähnlichen Themen referieren, kann es passieren, dass sich Routine einschleicht und Sie sich Ihrer Sache ein bisschen zu sicher sind. Die Gefahr dabei: Sie fangen an zu schludern. Womöglich bereiten Sie sich nicht mehr richtig vor oder nehmen den Auftritt selbst auf die leichte Schulter. Bläst Ihnen jetzt Gegenwind ins Gesicht, ist das ein „Weckruf“, der unterm Strich wertvoll ist. Er erinnert sie daran, dass Vorträge nur dann gut sind, wenn Sie wirklich konzentriert und mit vollem Einsatz bei der Sache sind sind. Das nächste Mal werden Sie sicher wieder alles geben, um Ihre Zuhörerschaft für sich und Ihre Botschaft zu gewinnen.
- Sie bekommen den Anschub, Ihr Thema weiterzuentwickeln: Solange alles rund läuft, gibt es häufig keine Notwendigkeit, Dinge zu ändern. Sie setzen auf Bewährtes. Das ist angenehm, bringt Sie allerdings auch nicht weiter. Deshalb sind Flops immer wieder ein wunderbarer Anlass, die eigenen Inhalte auf den Kopf zu stellen, zu hinterfragen und eine neue Argumentation zu erarbeiten. Um sich motiviert ans Werk zu machen, muss es manchmal eben zunächst weh tun. Abgesehen davon, dass Ihnen kritisches Feedback aus der Zuhörerschaft häufig einen völlig neuen Blickwinkel eröffnet und damit erst echten Fortschritt möglich macht.
- Sie werden schlauer: Sind Sie auf die Nase gefallen, geht es darum, Ihren Auftritt einer konstruktiven Manöverkritik zu unterziehen: Was hat geklappt? Ja, es gab mit Sicherheit auch brauchbare Passagen! Was ist schiefgelaufen und warum? So bekommen Sie Klarheit, können aus den Fehlern lernen und sich neue Strategien zurechtlegen. Beste Voraussetzungen, um immer besser zu werden und der nächsten Herausforderung locker(er) entgegenzublicken.
- Sie haben etwas zu erzählen: Gefühlte Niederlagen sind voller Emotionen. Und genau die interessieren unsere Zuhörer. Haben Sie das Erlebte erst einmal verarbeitet, lassen sich der vermurkste Auftritt und Ihre Erkenntnisse daraus im besten Fall sogar als Anekdote in einen Ihrer nächsten Vorträge einbauen. Aus der Praxis für die Praxis. Damit erreichen Sie sowohl den Kopf als auch das Herz Ihrer Zuhörerschaft und halten das Publikum bei der Stange.
Bitte verteufeln Sie sich also künftig nicht für Ihre Fehltritte. Sie müssen sich nicht gleich freuen – aber dankbar dürfen Sie sein für die gemachte Erfahrung. Denn die bringt sie ganz bestimmt weiter!