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Es gibt jede Menge Redner, die ihre Vorträge fast wörtlich herunterschreiben, bevor sie damit auf die Bühne gehen. Weil sie so den roten Faden leichter im Blick behalten, während des Auftritts nicht nach Formulierungen suchen müssen und sich unterm Strich einfach sicherer fühlen.

Allerdings erlebe ich auch immer wieder Vortragende, die über ihr eigenes Manuskript stolpern:

  • Trotz bester Vorbereitung fällt es ihnen schwer, bestimmte Passagen flüssig wiederzugeben.
  • Fröhliche, entspannte Menschen wirken plötzlich hölzern. Irgendwie scheint beim Schreiben die Persönlichkeit flöten gegangen zu sein.
  • Obwohl sie eigentlich ganz genau wissen, von was sie sprechen, können sie sich während des Vortrags kaum von ihren Redenotizen lösen.

Haben auch Sie sich bei dem einen oder anderen Punkt ertappt? Dann sind Sie möglicherweise in die „Geschliffenheitsfalle“ getreten: Ihre Schreibe ist zwar superkorrekt, nur würden Sie im normalen Leben niemals so sprechen! Sie kommen gestelzt rüber und bauen Distanz zu Ihrer Zuhörerschaft auf.

Schreiben Sie, wie Sie reden!

Je lebendiger Sie Ihre Notizen formulieren, desto überzeugender können Sie sie anschließend vortragen. Deshalb behalten Sie am besten von Anfang an diese fünf schreiberischen Wirkungsräuber im Blick:

  • Lange Sätze mit Einschüben! „Wenn wir Kunden für die neuen Beratungspakete gewinnen möchten – nicht nur, um unserer Abläufe zu vereinfachen, sondern auch um die Kundschaft langfristig an uns zu binden – sind folgende Schritte nötig: ….“ Hand aufs Herz, solche Formulierungen sind schon beim Lesen kompliziert. Servieren Sie die Informationen lieber in mundgerechten Häppchen, die auch entsprechende Sprechpausen ermöglichen: „Die neuen Beratungspakete sind wichtig für uns. Zum einen helfen Sie, unsere Abläufe zu vereinfachen. Zum anderen binden sie die Kundschaft langfristig an uns. Dafür sind die folgenden Schritte nötig …“
  • Substantivmonster! Diese Ungeheuer sind weit verbreitet und klingen in etwa so: „Eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit ist die Voraussetzung für Kundenbegeisterung.“ Dabei kommt Ihnen der gleiche Satz doch viel leichter über die Lippen, wenn Sie ein paar Verben einbauen: „Wir brauchen zufriedene Mitarbeiter, um unsere Kunden zu begeistern!“
  • Fremdwortanhäufungen! „Absentismus und Präsentismus haben monetäre Auswirkungen auf deutsche Unternehmen.“ – Sätze wie diesen würden Sie in der gesprochenen Sprache ganz bestimmt nicht verwenden und sich im Dialog mit einem Kollegen wohl eher für diese Variante entscheiden: „Es gibt Mitarbeiter, die feiern krank, obwohl sie gesund sind. Andere schleppen sich zur Arbeit, obwohl sie krank sind. Beides kostet deutsche Unternehmen viel Geld.“ Tun Sie das auch beim Schreiben!
  • Relativpronomen „welcher, welche, welches“! Sobald Sie diese durch „der, die, das“ ersetzen, kommt Ihre Aussage viel lockerer rüber. Aus „Die neue Software, welche wir seit Anfang des Jahres nutzen …“ wird dann „Die neue Software, die wir seit Anfang des Jahres nutzen …“ . Merken Sie den Unterschied?
  • Perfekte Grammatik! Die gesprochene Sprache ist deutlich „schlampiger“ als die geschriebene. Da dürfen Sie Sätze schon mal mit „und“ beginnen oder Satzfragmente verwenden. Statt „Die Kollegin kritisierte zu Recht die unglückliche Kommunikation.“ schreiben Sie dann zum Beispiel: „Die Kollegin kritisierte die unglückliche Kommunikation. Zu Recht!“

Sie sehen, ein paar einfache Kniffe genügen, um Ihre schriftlichen Notizen redetauglich zu machen und Ihnen einen natürlichen Auftritt zu ermöglichen. Am besten lesen Sie sich Ihren Text nach dem Schreiben einmal laut vor. So merken Sie ganz schnell, ob sich sperrige Konstruktionen eingeschlichen haben und können direkt gegensteuern.