Da haben Sie sich gut vorbereitet, stehen voller Tatendrang vor Ihrem Publikum und werden trotzdem das Gefühl nicht los, gegen eine Wand zu reden? Sie hoffen auf Feedback Ihrer Zuhörerschaft, ein zustimmendes Nicken oder einfach einen freundlichen Blick. Stattdessen schauen Sie in leere Gesichter und merken, dass Sie Ihr Gegenüber nicht wirklich erreichen. Eine Verbindung zwischen Ihnen und den Teilnehmern? Fehlanzeige.
Was ist schief gelaufen?
Die folgenden 10 Fragen helfen Ihnen, Ihren Auftritt Revue passieren zu lassen und dabei den Knackpunkten auf die Schliche zu kommen, die einen echten Kontakt zwischen Ihnen und Ihrem Publikum verhindern:
1.) Habe ich mich auf meine Zuhörer vorbereitet? Erst wenn Sie sich wirklich mit der Situation Ihrer Teilnehmer beschäftigt haben, können Sie die passenden Argumente liefern und Ihr Publikum mitreißen. Schauen Sie dabei ruhig über das Offensichtliche hinaus und stellen Sie sich ganz bewusst in die Schuhe Ihres Gegenübers: Mit wem genau haben Sie es zu tun? Welche Herausforderungen haben Ihre Zuhörer zu wuppen? Wovor haben sie möglicherweise Angst? Welche konkrete Unterstützung können Sie bieten? Diese Checkliste hilft Ihnen, Ihre Zielgruppe fest im Blick zu behalten.
2.) Habe ich eine klare Botschaft? Wischiwaschi-Aussagen lassen Ihre Zuhörer früher oder später abschweifen. Je genauer Sie wissen, auf was Sie hinausmöchten, desto prägnanter werden Sie Ihr Anliegen formulieren und desto wahrscheinlicher ist es, dass Sie die Teilnehmer für sich gewinnen. Es lohnt sich also, überzeugende Kernbotschaften herauszuarbeiten, Ihr Thema auf den Punkt zu bringen und sich nicht in Randthemen zu verzetteln.
3.) Habe ich mich auf mein Publikum gefreut? Inneren Widerstand transportieren Sie nach außen, selbst wenn Sie alles geben, Ihre wahren Gefühle zu verstecken. Ganz gleich, ob Sie genervt sind von Teilnehmern, die „eh keine Ahnung haben“ oder sich sogar ein bisschen vor Ihrem Publikum fürchten … die Zuhörer haben feine Antennen und merken sofort, wenn Sie nicht mit ganzem Herzen dabei sind. Sorgen Sie also dafür, dass Sie Lust auf Ihr Publikum bekommen! Denn: Wenn Sie mit einem guten Gefühl auf die Bühne gehen, Ihre Zuhörer mögen und ihnen auf Augenhöhe begegnen, schaffen Sie ruckzuck einen guten Draht zu Ihrem Gegenüber.
4.) Habe ich mir die Zeit genommen, wirklich anzukommen? Nicht selten geht es im Businessalltag von einem Meeting ins nächste. Den Termindruck ständig im Nacken. Da passiert es schnell, dass Sie bei Ihrem Auftritt gedanklich noch im letzten Gespräch hängen oder sich den Kopf schon über das nächste zerbrechen. Das ist absolut menschlich. Aber wie wollen Sie eine Verbindung zu Ihren Zuhörern bekommen, wenn Sie selbst total unter Strom stehen und gar nicht richtig bei sich sind? Gerade in besonders trubeligen Momenten empfehle ich Ihnen daher das 3,2,1-Ommm-Programm – es hilft Ihnen, runterzukommen und im entscheidenden Augenblick präsent zu sein.
5.) Habe ich mich getraut, echt zu sein? Jede Menge Redner schalten bei wichtigen Vorträgen in den „Ich-bin-seriös“-Modus. Sie wollen einen guten Eindruck hinterlassen, kompetent und professionell rüberkommen. Haben Sie sich auch schon dabei erwischt, dass Sie zum Beispiel plötzlich total gewählt sprechen, stocksteif dastehen, ein Lachen verkneifen oder Ihren Dialekt unterdrücken? Achtung, damit vertuschen Sie die eigene Persönlichkeit! Das merkt auch Ihr Publikum und reagiert mit Rückzug. Haben Sie den Mut, sich selbst zu zeigen und sich auf die Menschen einzulassen, mit denen Sie zu tun haben. Oder – um es mit den Worten des amerikanische Stand-up-Comedians, Leigh Glickstein, zu sagen: „Stop performing, start connecting!“
6.) Habe ich mich hinter der Technik versteckt? Gleicht Ihre Präsentation einer Folienschlacht, bei der die Teilnehmer von den Inhalten förmlich erschlagen werden? Solche Charts mit Zahlenwüsten und jeder Menge Kleingedrucktem sind der schnellste Weg, um Sie und Ihr Publikum auseinanderzubringen. Während Sie reden, sind die Teilnehmer mit Lesen beschäftigt. Das wollen Sie doch wirklich nicht?!
7.) Habe ich mich auf der Bühne versteckt? Okay, gerade auf großen Bühnen mag ein Rednerpult im ersten Augenblick Sicherheit vermitteln. Allerdings ist selbst das luftigste Rednerpult wie eine Mauer, die zwischen Ihnen und der Zuhörerschaft steht. Das lässt Sie distanziert und unnahbar wirken. Übrigens, auch wenn Sie sich über längere Zeit an die äußeren Bühnenränder verkrümeln, nimmt Ihnen das Präsenz. Wählen Sie lieber die Mitte der Bühne, um sich den Teilnehmern voll und ganz zu zeigen und somit auch körpersprachlich auf das Publikum zuzugehen.
8.) Habe ich Blickkontakt gehalten? Wann haben Sie Ihren Zuschauern das letzte Mal in die Augen geschaut? Ich meine … so richtig. Nicht nur dieser schweifende Blick einmal quer durch den Raum, der Ihnen zwar hilft, die Grundstimmung zu erfassen, letztendlich aber an den Menschen vorbeigeht. Wirklich gesehen fühlen sich die Teilnehmer erst, wenn Sie genauer hinschauen. Nur so haben Sie Gelegenheit, Ihre Zuhörer tatsächlich wahrzunehmen, auf die Gruppe zu reagieren und Ihren Vortrag zu einem echten Erfolg zu machen.
9.) Habe ich sprachlich alles getan, um eine Verbindung zu schaffen? Je verständlicher Sie sich ausdrücken, desto mehr Lust haben die Zuhörer, Ihren Gedanken zu folgen. Während trockene Zahlen-Daten-Fakten und Fachjargon das Publikum eher abschrecken, machen konkrete Beispiele und Geschichten aus dem Alltag Ihre Themen greifbar. Trauen Sie sich, bildhaft, einfach und konkret zu sprechen. So werden Sie zum Menschenfänger – im positiven Sinne.
10.) Habe ich Fragen meiner Zuhörer ernst genommen? Im Eifer des Gefechts passiert es immer wieder, dass Anmerkungen der Teilnehmer „abgebügelt“ werden. Um den roten Faden zu behalten und im Zeitrahmen zu bleiben. Freilich können Sie nicht jedes Detail ausdiskutieren, aber geben Sie den Zuhörern dennoch das Gefühl, dass sie gehört werden und Sie sich um ihr Anliegen kümmern. Da genügt es häufig schon, wenn Sie eine Notiz machen und zum Beispiel einen Rückruf zusichern.
Hand aufs Herz, haben Sie sich bei dem einen oder anderen Punkt ertappt? Dann lohnt es sich jetzt, dranzubleiben und die Verbindung zu Ihrer Zuhörerschaft weiter auszubauen. Für noch mehr Freude und Leichtigkeit bei Ihren Auftritten – im kleinen Kreis und auf der großen Bühne.