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Der erste Eindruck prägt, der letzte bleibt. Deshalb ist es schade, dass am Ende immer wieder ordentlich Wirkung verschenkt wird. Während sich viele Redner intensiv damit beschäftigen, wie sie in ihre Präsentation einsteigen, wird der Schluss häufig stiefmütterlich behandelt und zum Selbstläufer deklariert. Frei nach dem Motto „Ich fasse dann einfach noch mal kurz zusammen …“.

Dass es damit nicht getan ist, zeigt sich schnell beim Blick in Meeting- und Konferenzräume. So manchem Vortragenden geht zum Ende hin förmlich die Luft aus. Weil die eigene Klarheit fehlt, die es braucht, um wirklich auf den Punkt zu kommen. Weil eingefahrene Routinen für Gähn-Effekte sorgen und das Rednerleben unnötig schwer machen. Weil sich sowohl kommunikative als auch körpersprachliche Weichmacher einschleichen, die Redner unsicher dastehen lassen.

Die folgenden Impulse helfen Ihnen, Ihre Schlusssequenzen zu reflektieren, typischen Wirkungsräubern auf die Schliche zu kommen und für ein merk-würdiges Ende zu sorgen. Hand aufs Herz, sind Sie schon mal in eine dieser 10 Fallen getappt?

1. Sie halten die vorgegebene Redezeit nicht ein.

Vortragsdauer: 20 Minuten. Aber das interessiert Sie nicht wirklich? Sie reden und reden und reden. Schließlich gibt es jede Menge wichtige Punkte, die die Zuhörer unbedingt wissen müssen. So verständlich es ist, dass Sie bei Ihrem Herzensthema kein Detail auslassen wollen, Begeisterungsstürme werden Sie damit nicht auslösen:

  • Der Veranstalter steht unter Strom, weil er die Konferenz oder das Meeting möglichst reibungslos über die Bühne bringen möchte. Läuft ein Vortrag aus dem Ruder, zerschießt das nicht selten das komplette Programm.
  • Andere Vortragende werden ebenfalls keine Luftsprünge machen, schließlich klauen Sie ihnen gerade wertvolle Redeminuten.
  • Und auch die Zuhörer wünschen sich Planbarkeit! Sie möchten pünktlich zum Zug, pünktlich in die Pause, pünktlich zum nächsten Termin.

Wenn Sie nicht zur vereinbarten Zeit zum Ende kommen, strapaziert das die Geduld Ihres Publikums enorm. Jetzt kann es passieren, dass es unruhig wird im Raum, da die Zuhörer anfangen, Ihre Sachen zu packen und der eine oder die andere sogar schon geht. Noch bevor Sie fertig sind. Ein fulminantes Finale trotz Aufbruchstimmung? Fehlanzeige. Und als „Laberbacke“ möchten Sie doch sicherlich auch nicht in Erinnerung bleiben.

 

Ihr Wirkungsverstärker: Behalten Sie bitte die Zeit im Blick! Hierbei kommt Ihnen eine sorgfältige Vorbereitung zugute. Am besten erarbeiten Sie thematische Blöcke und überlegen sich genau, welche Aspekte Sie zur Not streichen können, falls Sie spontan auf zeitliche Änderungen reagieren müssen. Außerdem hilft Ihnen ein Probelauf, das nötige Gespür für die Vortragsdauer zu entwickeln. Wichtig: Planen Sie einen Puffer von 20 bis 30 Prozent ein. Schließlich holen Sie in der Echtsituation womöglich doch weiter aus als geplant, die Zuhörer stellen Ihnen Fragen, Sie skizzieren etwas am Flipchart, es wird gemeinsam gelacht oder …

Sie suchen noch nach einen Bühnenuhr bzw. einer App, mit der Sie dezent die Zeit im Blick haben, ohne dauernd auf Ihr Handgelenk zu gucken? Dann ist vielleicht der Silent Touch Timer genau das Richtige für Sie.

2. Sie werden vom Ende Ihrer eigenen Präsentation überrascht.

„Huch, das war ja schon die letzte Folie!“ – immer wieder erlebe ich Redner, die ihren eigenen Foliensatz nicht richtig kennen und ziemlich abrupt aus ihrer Präsentation stolpern. Die Krux dabei: Ein holpriger Schluss verwirrt Ihre Zuhörerschaft und vermittelt leicht den Eindruck, dass Sie sich nicht richtig vorbereitet haben. Außerdem bringen Sie sich um die Chance, Ihre Kernaussagen noch einmal klipp und klar bei den Zuhörern zu verankern.

 

Ihr Wirkungsverstärker: Sie verinnerlichen den Ablauf Ihres Vortrags im Vorfeld, so dass Sie am Ende klare Akzente setzen können. Dafür brauchen Sie nicht den kompletten Foliensatz auswendig zu lernen. Es reicht, wenn Sie sich die thematischen Übergänge einprägen und sich genau überlegen, welchen Wunsch oder welchen Appell Sie Ihren Zuhörern mit der letzten Folie auf den Weg geben möchten. Zum Beispiel: „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit! Lassen Sie uns die Ärmel hochkrempeln!“ oder „Wenn Sie sich nicht entscheiden können, ob Sie Geschichte A oder B in Ihre Präsentation einbauen, erzählen Sie die, die mehr Mut braucht. Denn die hat auch die höhere Wirkung!“.

3. Sie moderieren den Schluss mehrfach an.

„Bevor ich zum Schluss komme …“ oder „Ein letzter Satz noch …“, so kündigen Sie Ihr Vortragsende an. Nur, um dann noch einmal richtig loszulegen. Aus dem einen letzten Satz werden viele. Da diese Extraschleifen für die Zuhörer ziemlich nervig sind, laufen Sie Gefahr, dass Ihre Teilnehmer auf den letzten Metern hibbelig werden und gedanklich abspringen.

 

Ihr Wirkungsverstärker: Sie setzen auf eine Dramaturgie, die Ihnen gar keine Gelegenheit gibt, sich in Laberrunden zu verlieren. Um das Ende zielsicher anzusteuern, können Sie zum Beispiel die wichtigsten Aspekte Ihrer Präsentation noch einmal kurz zusammenfassen und dann mit Ihrer Handlungsempfehlung verknüpfen. Ihr Finale soll ein echtes Feuerwerk werden? Dann lohnt es sich, ein bisschen Zeit und Mühe in einen pfiffigen Abschluss zu investieren. Was halten Sie zum Beispiel davon, einen passenden Gegenstand zu zeigen, einen Zaubertrick einzubauen oder eine mitreißende Geschichte zu erzählen? Übrigens: Verlegenheitsformulierungen à la „So, ich bin jetzt am Ende …“ oder „Das war’s von meiner Seite …“ brauchen Sie nicht mehr, wenn Sie sich sprachlich bremsen, bei Ihren letzten Worten die Stimme senken und am Ende Ihrer Präsentation ganz bewusst einen Punkt sprechen. Stellen Sie sich vor, Sie tragen den letzten Satz in einem Theaterstück vor und danach fällt der Vorhang.

4. Sie schließen mit geflügelten Worten.

Gerade am Schluss gehören Zitate zu den Lieblingsstilmitteln vieler Redner. Klar, auf den ersten Blick sind sie ein wunderbares Stilmittel, um die eigenen Inhalte ohne großen Aufwand abzurunden. Schließlich gibt es Zitatesammlungen wie Sand am Meer. Für jedes Thema und für jeden Anlass. Praktisch ist das, aber häufig nicht besonders wirkungsvoll: Gerade Dauerbrenner, wie „In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst!“, regen nicht zum Mitdenken an, sondern lösen bei den meisten Teilnehmern eher ein müdes Gähnen aus. Insbesondere dann, wenn Sie als Vortragender oder Rednerin Ihre Natürlichkeit ablegen und die stilistisch geschliffenen Sätze auch noch ablesen, um sie nur ja richtig wiederzugeben.

 

Ihr Wirkungsverstärker: Wollen Sie das letzte Wort wirklich jemandem in den Mund legen, der möglicherweise längst verstorben ist? Da das Publikum erfahren möchte, was Sie zu sagen haben, wirken Sie viel stärker, wenn Sie persönliche Erkenntnisse mit der Zuhörerschaft teilen. In Ihren eigenen Worten. Setzen Sie also lieber auf einen echten Mayer, Hofmann oder Müller statt auf Goethe oder Schiller.

5. Sie nutzen die letzte Folie für Ihre Kontaktdaten.

Die Sprechen-Sie-uns-an-Folien sind weit verbreitet. Dabei sind Telefonnummern, Namen und E-Mail-Adressen weder spannend noch unterstützen Sie Ihre Aussagen. Abgesehen davon, dass sich das viele Kleingedruckte eh kein Mensch auf die Schnelle merken kann und Sie wohl keinen Ihrer Geschäftsabschlüsse der Tatsache zu verdanken haben, dass Sie auf der letzten Folie für Ihre Person geworben haben.

 

Ihr Wirkungsverstärker: Die letzte Folie ist die Folie, die Ihr Publikum in der Regel am längsten zu sehen bekommt. Sie bleibt während der Fragerunde an die Wand geworfen, manchmal sogar noch in der Pause. Punkten Sie mit einem Hingucker-Bild oder einer Aussage, die Ihr Redeziel unterstreicht und beim Publikum wirklich hängen bleibt.

6. Sie schrumpfen sich selbst.

„Ich hoffe, Sie konnten heute etwas mitnehmen …“, „Ich hoffe, das Thema war nicht zu trocken!“ ,“Ich hoffe, die Aspekte XYZ sind trotz der Kürze der Zeit klar geworden“ … Achtung, selbst wenn solche Statements gut gemeint sind, stellen Sie mit diesen Weichmachern Ihr Licht unter den eigenen Scheffel und geben den Zuhörern womöglich noch einen Grund, an Ihren Inhalten zu zweifeln. Wenn Sie schon nicht zu 100 Prozent hinter Ihren Aussagen stehen, wie sollen es dann bitte die Teilnehmer?

 

Ihr Wirkungsverstärker: Setzen Sie auf einen knackigen Abschluss und schlucken Sie auf der Bühne alle selbstzweiflerischen Kleinmacherformulierungen hinunter. Sie möchten wirklich Feedback haben und wissen, wie Ihr Auftritt angekommen ist? Dann schnappen Sie sich einen Zuhörer Ihres Vertrauen und stecken nach Ihrem Vortrag die Köpfe zusammen: Na, wie war ich?

7. Sie bedanken sich für die Aufmerksamkeit.

Hey, fanden Sie Ihren eigenen Auftritt so langweilig, dass Sie sich beim Publikum fürs Zuhören bedanken müssen? – Auch die „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!“– Floskel macht Sie klein … und lässt Sie noch dazu sperrig und aufgesetzt wirken. Stellen Sie sich vor, ein guter Freund hat Ihnen sein Ohr geschenkt. Dann würden Sie vermutlich einfach „Danke schön!“ sagen oder „Danke, dass Du mir zugehört hast!“, aber sich ganz bestimmt nicht für die Aufmerksamkeit bedanken. Warum tun Sie es dann auf der Bühne?

 

Ihr Wirkungsverstärker: Bitte verbannen Sie diese Floskel ein für alle Mal aus Ihrem Rederepertoire! Sollten Sie sich so ganz ohne Abschlussformulierung ein bisschen nackig fühlen, machen Sie eine kurze Pause, schauen freundlich ins Publikum und sagen einfach nur „Danke!“.

8. Sie lassen sich in der Fragerunde die Butter vom Brot nehmen.

Fragerunden sind total wertvoll, um die Verbindung zum Publikum weiter auszubauen. Trotzdem: Wenn Sie sich mit Ihren Zuhörern NACH Ihrem Vortrag austauschen, können Dinge passieren, die Sie nicht mehr in der Hand haben und Ihre Wirkung verpuffen lassen. Kommen keine Fragen oder ist die Diskussion schleppend, sorgt die träge Stimmung dafür, dass statt der guten Energie Ihres Auftritts ein fader Nachgeschmack bleibt. Vielleicht haben Sie aber auch Besserwisser-Kandidaten im Publikum, die sich unbedingt wichtig machen möchten? Ein nicht enden wollendes Co-Referat, das Ihnen die Show stiehlt oder eine bewusste Provokation können Ihnen den Schluss ziemlich vermasseln.

 

Ihr Wirkungsverstärker: Um das Ruder in der Hand zu behalten, packen Sie die Fragerunde doch mal IN Ihren Vortrag. Und zwar an das Ende Ihrer Ausführungen – als letzten Tagesordnungspunkt. Aber vor Ihren Schlussakkord. So können Sie Ihre Präsentation durchziehen, haben die Zeit im Griff (was bei Fragen WÄHREND des Vortrags oft eine echte Herausforderung ist) und behalten trotzdem bis zum allerletzten Satz die Kontrolle über das Geschehen.

9. Sie verschwinden so schnell wie möglich von der Bühne.

Kaum sind die letzten Worte gesprochen, beschleicht so manchen Redner nur ein Gedanke: Nix wie weg hier! Da wird eilig das Manuskript zusammengepackt und dann direkt, womöglich mit leicht gesenktem Blick, der Weg zurück zum Platz angetreten. Sie sind froh, dass es vorbei ist und wollen sich jetzt bloß nicht länger als nötig den bohrenden Blicken Ihrer Zuhörerschaft aussetzen? Das Problem dieses Aufunddavons: Sie kommen unsicher rüber und verschenken auf den letzten Metern jede Menge Wirkung.

 

Ihr Wirkungsverstärker: Bitte widerstehen Sie der Versuchung, fluchtartig das Feld zu räumen. Atmen Sie entspannt durch, lassen Sie den Blick noch mal durch das klatschende Publikum schweifen, um bis zum Ende den Kontakt zu Ihren Zuhörern zu halten … und genießen Sie den Applaus. Ihr Ziel war es doch, die Teilnehmer zu begeistern. Nun dürfen Sie auch damit klarkommen, wenn Ihr Gegenüber berührt ist. ;-)

10. Sie handeln nach dem Motto „Von der Bühne, aus dem Sinn“.

Nach getaner Vortragsarbeit sind Sie im wahrsten Sinne des Wortes fertig. Jetzt ist Durchschnaufen angesagt. Da Sie Ihre Ruhe haben möchten, verkrümeln Sie sich in der nächsten Kaffeepause oder beim Mittagessen in die hinterste Ecke oder vertiefen sich in ein Gespräch mit dem Lieblingskollegen, der Ihnen eh jeden Tag gegenübersitzt. Der Wunsch nach Rückzug ist verständlich, kommt allerdings bei Teilnehmern häufig nicht gut an. Da passiert es schnell, dass Sie in die „Der oder die ist aber unnahbar!“-Schublade gesteckt werden.

 

Ihr Wirkungsverstärker: Schluss ist noch lange nicht! Sie wirken weiter. Über Ihren Vortrag hinaus. Nutzen Sie deshalb die Chance, nach Ihrem Auftritt mit den Zuhörern ins Gespräch zu kommen, weitere Fragen zu beantworten und Inhalte zu vertiefen. Je greifbarer Sie nicht nur als Redner, sondern auch als Mensch sind, desto besser wird man Sie in Erinnerung halten … und spannend ist dieser Austausch obendrein!