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Ganz gleich, ob es darum geht, Ihr Herzensthema in der Teambesprechung durchzuboxen, ein To-do zu kommunizieren, das Ihnen irgendwie unangenehm ist oder den neuen Kunden für sich zu gewinnen: Die Gefahr, in die Höflichkeitsfalle zu tappen, lauert immer da, wo Sie unbedingt alles richtig machen wollen. Sie formulieren vorsichtiger als sonst, vermeiden Klartext, um nur ja niemandem auf die Füße zu treten und sprechen plötzlich mit angezogener Handbremse.

 

Keine Frage, ein verbindliches Miteinander zahlt sich immer aus. Aber Achtung! So manche Redegewohnheit, die unter dem Deckmantel „guter Benimm“ daherkommt, führt dazu, dass Sie sich selbst schrumpfen, möglicherweise als Bittsteller wahrgenommen werden und sich damit um die gewünschte Wirkung bringen.

Schluss mit sprachlichen Bücklingen!

Sitzen Sie manchmal dieser falsch verstandenen Höflichkeit auf? Die fünf folgenden „Zuviels“ und „Zuwenigs“ sind gute Anhaltspunkte dafür, dass Sie sich das Leben unnötig schwer machen:

  1. Zu wenig Mut, eindeutige Zuständigkeiten zu kommunizieren. „Der Betrag muss bis 20. Juli überwiesen werden!“, „Das Versuchsergebnis sollte dringend überprüft werden!“ – solche Aussagen tauchen häufig dann auf, wenn Sie nicht übergriffig sein wollen und deshalb davor zurückschrecken, konkret zu formulieren, wer für eine Sache verantwortlich ist. Gerne auch in Kombination mit einem neutralen „MAN müsste, sollte, könnte …“ Der andere wird schon wissen, dass er gemeint ist! Weiß er aber oft nicht. Die Folge: Es passiert nichts. Sprechen Sie Ihr Gegenüber lieber direkt an. Eine freundliche Bitte à la „Frau Hofmann, bitte überweisen Sie den Betrag bis 20. Juli!“ ist weder unhöflich noch aufdringlich, sondern einfach nur klar.

 

  1. Zu viel Namenswiederholerei: Ja, Menschen hören gerne ihren eigenen Namen. Übertreiben sollten Sie es damit allerdings nicht. Ein ständiges „Herr Müller hoch, Herr Müller runter“ wirkt aufgesetzt und ist auf Dauer richtig nervig. Wenn Sie sich vor Augen halten, wie Sie mit Freunden und Bekannten sprechen, finden Sie leicht das richtige Maß.

 

  1. Zu viel Konjunktiv: Die Würdehättekönnte-Ansammlungen sind wohl der Klassiker unter den vermeintlichen Höflichkeitsfloskeln. Bitte verabschieden Sie sich ein für alle Mal von diesen Weichmachern. Ein „Ich freue mich“ statt „Ich würde mich freuen“ oder „Ich schlage vor“ statt „Ich würde vorschlagen“ verleiht Ihnen und Ihren Aussagen viel mehr Kraft. Sie erwischen sich immer wieder dabei, dass Sie sprachlich den Kopf einziehen? Dann halten Sie es doch mit diesem wunderbaren Spruch, den ich kürzlich auf Facebook entdeckt habe (Quelle unbekannt): „Wäre ich der Konjunktiv, hätte ich mehr Würde!“ :-)

 

  1. Zu wenige klare Terminangaben: Fristen zu setzen fühlt sich mitunter unangenehm an und kann dadurch zu einer echten Herausforderung werden. Dennoch macht es Sinn, Ihrem Gegenüber einen Termin zu nennen, bis wann Sie mit einer Rückmeldung rechnen. Das sorgt nicht nur für Klarheit, sondern bringt den anderen auch ins Handeln. Sie schrecken davor zurück, weil Sie Ihrem Gesprächspartner nicht die Pistole auf die Brust setze wollen? Wenn Sie es eher sanft angehen möchten, können Sie zum Beispiel sagen: „Ich freue mich, wenn ich im Laufe der nächsten Woche von Ihnen höre … oder wenn Sie mir bis Ende des Monats ein Feedback geben!“ Sollte es klare Deadlines geben, dann dürfen diese selbstverständlich auch kommuniziert werden: „Bitte schicken Sie den unterschriebenen Vertrag bis 15. August an mich zurück!“ Eine Rechnung mit dem Vermerk „Wenn Sie so freundlich wären und den Betrag bei Gelegenheit überweisen …“ (kein Witz!) ist zwar gut gemeint, verfehlt aber ganz bestimmt ihre Wirkung.

 

  1. Zu viele Entschuldigungen: Natürlich macht es Sinn, dass Sie sich entschuldigen, wenn etwas schiefgelaufen ist. Am besten kurz, knackig und ehrlich. Verheddern Sie sich bloß nicht in langatmigen Erklärschleifen. Abgesehen davon, dass Sie den Fehler damit viel größer machen als er eigentlich ist, wirkt so ein ausuferndes Sorry unsicher und interessiert Ihren Gesprächspartner in der Regel auch nicht.

 

Sollten nun an der einen oder anderen Stelle Zweifel aufgetaucht sein, ob Sie sich das wirklich erlauben können: Sie können! Höflichkeit bedeutet, dass wir uns respektvoll und auf Augenhöhe begegnen und damit echte Verbindungen schaffen. Nicht, dass Sie sich unnötig klein machen!