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Ein guter Redeeinstieg ist der erste Eindruck, den Sie auf Ihrer Bühne hinterlassen. Da wundert es nicht, dass die Liste der Dos und Don‘ts für die ersten Vortragsminuten entsprechend lang ist. So lang, dass der eine oder die andere Vortragende auf der Suche nach DEM gelungenen Start auch schon mal das Handtuch schmeißt … und alles so macht wie immer. Weil die Zeit knapp ist und einem partout nichts Tolles einfallen mag. – Schade um die verschenkte Wirkung! Genügen doch oft schon kleine Veränderungen, um einen Unterschied zu machen.

Die nachfolgende Redeschablone hilft Ihnen, auch im hektischen Arbeitsalltag einen klaren Kopf zu behalten und nie wieder über der „Wie fange ich bloß an?“-Frage zu verzweifeln. In drei einfachen Schritten können Sie künftig die Anfangshürde leichter nehmen und direkt einen guten Kontakt zum Publikum aufbauen. Ohne sich dabei verkünsteln zu müssen.

Auf die Ohren im Podcast? Oder lieber zum Lesen? Heute haben Sie die Wahl:

 

Leichter starten in drei Schritten

 

  1. Pause statt Anfangshektik

Viele Redner*innen beginnen ihren Vortrag schon beim Nachvornegehen oder plappern einfach los, um irgendwie die Nervosität zu überspielen.

Trauen Sie sich, erst einmal nichts zu machen und gönnen Sie sowohl sich selbst als auch Ihren Zuschauern einen kurzen Augenblick, um anzukommen und sich ganz bewusst auf Ihren Vortrag zu fokussieren. Einfach nur atmen und den Blick durch die Reihen gleiten lassen, bis sich die anfängliche Unruhe im Raum gelegt hat. Auch wenn sich diese Stille zunächst ziemlich ungewohnt anfühlt … es lohnt sich, sie auszuhalten. Die Ruhe, die Sie jetzt vermitteln, lässt Sie viel stärker wirken. Sie sind voll und ganz präsent und stellen sicher, dass Ihre ersten Worte echtes Gewicht bekommen.

Übrigens: Falls Sie zu den Vortragenden gehören, die ihren Auftritt regelmäßig mit „so“, „los geht’s“, „okay“ oder „also“ beginnen, dann ist die anfängliche Wirkpause ein wunderbares Instrument, um sich von dieser Redemarotte zu verabschieden. Sie schlucken Ihre Lieblingsfloskel runter, atmen stattdessen und legen anschließend mit den Inhalten los.

 

  1. Hinhörer statt 08/15-Eröffnungsblabla

„Herzlich willkommen, ich freue mich, dass Sie den Weg zu uns gefunden haben …“, „Schön, dass Sie so zahlreich erschienen sind …!“, „Besonders begrüßen darf ich heute …“ – mit diesen Floskeln werden Sie Ihr Publikum wohl nicht hinter dem Ofen hervorlocken. Im besten Fall schalten Ihre Teilnehmer nur vorübergehend auf Durchzug, im schlimmsten sind sie gleich ganz weg. Deshalb macht es Sinn, ein bisschen Zeit und Hirnschmalz in einen Einstieg zu investieren, der die Teilnehmer überrascht. Am einfachsten gelingt Ihnen das, wenn Sie das Publikum direkt ins Thema schubsen. Bam! Ohne Vorgeplänkel.

Vielleicht gibt es einen Gegenstand, der zu Ihrem Thema passt oder eine provokante These, die alle aufrüttelt? Können Sie zwischen dem Veranstaltungsdatum und Ihren Inhalten eine Verbindung herstellen? Haben Sie eine Anekdote im Ärmel, mit der Sie Ihr Publikum berühren können? Oder genügt womöglich schon ein kurzer Blick hinter die Kulissen, um die Teilnehmer neugierig zu machen?

Wichtig: Bitte verabschieden Sie sich von zu hohen Ansprüchen. Sie brauchen hier kein Riesenfeuerwerk zu inszenieren. Schon kleine Schritte links und rechts der bekannten Präsentationspfade reichen, um bei den Zuhörern dieses „Oh-heute-ist-irgend-etwas-anders!“-Gefühl auszulösen. Erlaubt ist alles, was zu Ihnen, Ihrem Publikum und Ihrem Thema passt und die Teilnehmer hinhören statt wegzappen lässt.

Stellen Sie sich vor, Sie sind zu einer Veranstaltung eingeladen, bei der Sie einen Best-Practice-Bericht zu einer Marketingmaßnahme halten dürfen. Ein herkömmlicher Einstieg würde wohl so oder so ähnlich aussehen: „Herzlich willkommen auch von meiner Seite … Mein Name ist … Ich freue mich, dass Sie heute hier sind und ich Ihnen berichten darf, wie wir das Produkt XYZ erfolgreich am Markt positioniert haben …“

Merken Sie, wie sich die Wirkung verändert, wenn Sie folgendermaßen starten:

„2018. Ein Montagmorgen im Juli. Die ganze Abteilung hat sich zum Teammeeting versammelt. Der gemeinsame Blick in die Umsatzzahlen des ersten Halbjahres zeigt deutlich: Unser neues Produkt läuft nicht so wie es laufen könnte und sollte. Wie üblich wird jetzt erst mal das Wiesoweshalbwarum diskutiert. Aber nur kurz, denn allen ist klar: Reden hilft nicht, TUN ist angesagt. Zu hoch waren die Entwicklungskosten und Erwartungen an die neue Lösung XYZ. Plötzlich sprudeln die Ideen und in nicht mal einer Stunde steht ein Maßnahmenpaket, das uns geholfen hat, den Umsatz im zweiten Halbjahr zu verdreifachen. Trotz angespannter Situation auf dem Markt.“

 

  1. Mehrwert statt Gliederungsfolie

Zuhörer sind dankbar, wenn sie bereits am Anfang Ihrer Präsentation in etwa einschätzen können, mit was sie zu rechnen haben. Das schenkt Struktur und macht im Idealfall Lust auf das, was kommt. So mancher Vortragende meint es an dieser Stelle allerdings besonders gut und startet mit einer detailgetreuen Schilderung sämtlicher Tagesordnungspunkte. Begleitet von einer Gliederungsfolie, die bis zum dritten Unterpunkt sortiert ist. Das Problem dabei: Zum einen sind diese „Zunächst zeige ich Ihnen … dann werde ich …“-Ausführungen total langweilig. Zum anderen ersticken Sie damit jede Spannung im Keim. Das ist, als ob Sie bei einem Krimi den Mörder und den Tathergang bereits am Anfang verraten. Von Überraschung keine Spur.

Was halten Sie davon, wenn Sie künftig nicht nur Fakten aufzählen, sondern aus der Sicht Ihrer Zuhörer denken und ihnen klipp und klar aufzeigen, welchen Mehrwert sie mit Ihrer Präsentation erwarten können. Ich selbst setze an dieser Stelle meistens auf drei knackige Aussagen. Damit beantworten Sie direkt in der Einstiegssequenz die immer präsente Teilnehmerfrage „Was geht mich das heute an?“, zeigen den Zuschauern, dass Sie sich mit deren Wünschen und Bedürfnissen beschäftigt haben und sorgen dafür, dass Ihr Gegenüber dranbleibt.

In unserem Best-Practice-Beispiel könnte sich das dann so anhören:

„ In den nächsten 30 Minuten zeige ich Ihnen, wie wir es innerhalb eines halben Jahres geschafft haben, den Umsatz des Produktes XYZ zu verdreifachen. Trotz angespannter Marktsituation.

Wir werden uns gemeinsam ansehen, mit welchen internen Hindernissen wir zu kämpfen hatten, wie wir diese bewältigt haben und wie Sie mögliche Stolpersteine in Ihren Häusern umgehen.

Außerdem habe ich Ideen für Sie im Gepäck, wie Sie auf die „Ja Abers“ Ihrer Kunden reagieren können, sprachlich und menschlich clever. Für mehr Geschäft, das beide glücklich macht. Sie und Ihren Kunden!“

Jetzt sind Sie dran!

Am besten drucken Sie die Redeschablone gleich aus, um die drei Schritte mit eigenem Leben zu füllen:

-> Redeeinstieg in drei Schritten herunterladen (pdf)

Extra-Tipp, damit Sie sich nicht verzetteln: Setzen Sie sich ruhig selbst ein bisschen unter Druck, indem Sie Ihren Timer stellen. 10 Minuten, nicht länger … und dann lassen Sie sich überraschen, was Ihnen plötzlich alles in den Sinn kommt. Bühne frei für einen Start, mit dem Sie aus der Reihe tanzen. Im positiven Sinne natürlich. :-)

 

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