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Klartext steht hoch im Kurs. Wir schätzen es, wenn wir wissen, woran wir sind und freuen uns, wenn wir mit Menschen zu tun haben, die Position beziehen.

Trotzdem gibt es Momente, in denen Sie sich nicht trauen, Tacheles zu sprechen. Momente, in denen Sie unsicher sind oder Ihr Gegenüber schützen wollen. Und zack ist es passiert: Sie schwurbeln herum!

Ein ausgesprochenes oder auch unausgesprochenes „Hä?!?“ Ihrer Gesprächspartner und Zuhörer lässt dann meist nicht lange auf sich warten und sorgt dafür, dass die Verbindung erst mal unterbrochen ist. Wenn Sie Pech haben, fängt Ihr Gegenüber nun direkt an zu interpretieren, was Sie gemeint haben könnten. Dass es da schnell zu Missverständnissen kommt, ist nicht verwunderlich. Aber ärgerlich, denn jetzt brauchen Sie jede Menge Zusatzenergie, um den kommunikativen Draht wieder aufzubauen – sofern er denn überhaupt noch zu retten ist.

Redegewohnheiten, die Sie nebulös daherkommen lassen

Schluss mit der Herumeierei! Die fünf folgenden Punkte sind sichere Indizien, dass Wischiwaschi-Gefahr in Verzug ist:

  1. Sie haben Ihr Rede-/Gesprächsziel nicht klar definiert. Was soll bei Ihrer Gesprächspartnerin hängen bleiben? Wie sollen sich Ihre Zuhörer fühlen? Was sollen sie tun? Erst wenn Sie selbst handfeste Antworten auf diese Fragen parat haben, können Sie eindeutig kommunizieren. Falls Sie nicht wissen, ob Ihr Zielbild scharf genug ist, beobachten Sie sich ganz genau bei Ihren Vorbereitungen: Stolpern Sie über Inhalte, bei denen Sie schwimmen und hin und her überlegen, wie Sie es am besten sagen? Dann darf nachgebessert werden. Übrigens, auch wenn Ihnen Ihre Botschaften noch so selbstverständlich vorkommen, schreiben Sie sie auf! Prägnant und auf den Punkt. So merken Sie direkt, ob wirklich alles so klar ist, wie es scheint.

 

  1. Sie setzen auf „man“ statt „ich“. Gerade wenn es um Themen geht, die emotional berühren, switchen viele Rednerinnen und Redner vom persönlichen „ich“ ins neutrale „man“, koppeln damit die Botschaft von der eigenen Person ab und versuchen, sich vor ihrer Zuhörerschaft zu verstecken: „Beim Blick in die Absatzzahlen bekommt man ein komisches Gefühl im Bauch …“, „Wenn die gewünschte Reaktion des Kunden ausbleibt, fühlt man sich ratlos …“ Achtung, auch wenn Ihnen heikle Inhalte so leichter über die Lippen kommen, die Kraft Ihrer Aussagen leidet darunter. Ein „Wenn ich sehe, wie viele ungeklärte Punkte es derzeit im Projekt gibt, vergeht mir die Lust am Weitermachen!“ klingt doch viel dringlicher als der gleiche Satz in der „man“-Version.

 

  1. Sie formulieren passiv statt aktiv. Diese Redemarotte kommt meistens dann zum Zug, wenn Sie Sachverhalte abstrakt verpacken wollen und davor zurückschrecken, konkrete Zuständigkeiten zu benennen. Unterschlagen doch Passivsätze häufig die handelnden Personen. Das klingt dann zum Beispiel so: „Das Versuchsergebnis muss dringend bis Ende nächster Woche überprüft werden!“ Ob die zuständigen Kollegen bei einer solchen Arbeitsanweisung tatsächlich wissen, wer gemeint ist und ins Handeln kommen, sei dahingestellt. Um sicherzugehen, dass Ihre Botschaft wirklich ankommt, setzen Sie deshalb lieber auf Aktivsätze, in denen Sie Ross und Reiter nennen: „Herr Müller aus der Forschung überprüft das Versuchsergebnis bitte bis Ende nächster Woche!“ Das wirkt viel greifbarer und dynamischer als das Passivgemauschel.

 

  1. Sie neigen in kritischen Momenten zum Vielreden. Erwischen Sie sich manchmal dabei, dass Sie ins Labern geraten, wenn es darum geht, Grenzen zu ziehen oder Nein zu sagen? Sie erklären, rechtfertigen, entschuldigen sich, um die gute Beziehung nicht zu gefährden. Hoch lebe das Hab-mich-lieb-Gen! Der Haken dabei: Sie liefern Ihrem Gesprächspartner jede Menge Futter für Diskussionen und finden sich ruckzuck in einer Wiesoweshalbwarum-Debatte wieder, die Ihr eigentliches Thema nur unnötig verwässert. Diese lästigen Extraschleifen vermeiden Sie, indem Sie freundliche, aber bestimmte Ansagen machen. Denn Klartext braucht nur wenige Worte. Beim Neinsagen hilft Ihnen übrigens die Formulierung „Nein, und ich sage Dir auch warum …“ (hier kommt jetzt kurz und knackig die Wahrheit)

 

  1. Sie verwenden Worthülsen. Keiner will sie und dennoch tauchen sie in den meisten Gesprächen und Präsentationen auf – abstrakte Worte, die sich erst einmal toll anhören und uns total vertraut sind, aber nur wenig sagen. Denken Sie zum Beispiel an innovativ, kreativ, ganzheitlich, kundenorientiert, … Alles Worte, die in den Köpfen unserer Zuhörer weder Bilder noch Gefühle auslösen und damit ohne Wirkung bleiben. Schade um die verschenkte Chance! Verabschieden Sie sich von diesem verbalen Nebel, indem Sie die oberflächlichen, glatten Botschaften mit konkreten Fakten und Beispielen hinterlegen und Ihrem Gegenüber verraten, was beispielsweise „kundenorientiert“ genau für Sie bedeutet. So werden aus pauschalen Aussagen Storys, die ganz bestimmt hängen bleiben.

Mehr Klartext im Redealltag!

Sie wollen den Klartext-Räubern das Handwerk legen? Dann schreiben Sie doch gleich mal auf, welcher Punkt Sie am meisten berührt hat. Diesen Zettel legen Sie, gut sichtbar, an Ihrem Arbeitsplatz bereit, so dass Sie in den nächsten Tagen Ihre persönliche „Butter bei die Fische“-Hausaufgabe immer im Blick haben. Möglicherweise wird Ihnen diese eine Extraportion Mut oder Vorbereitungszeit abverlangen. Aber sicher ist: Ihr Einsatz lohnt sich! Klare Worte machen Sie glaubwürdig, schaffen Vertrauen und sorgen dafür, dass Sie wirklich gehört werden.