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Haben Sie das Gefühl, dass Sie bei Präsentationen und Moderationen im digitalen Raum stimmlich, sprachlich und energetisch noch mehr geben müssen, um die physische Distanz auszugleichen? Neigen Sie dazu, schneller, atemloser und vielleicht auch lauter zu sprechen, um Ihr Gegenüber nur ja zu erreichen? Fühlen Sie sich nach Online-Terminen regelmäßig total platt?

Dann gilt es jetzt, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen!

Ja, vor der Kamera ist volle Präsenz gefragt. Das bedeutet allerdings nicht, dass Sie sich als „Duracell-Männchen“ vor Ihrem Publikum abarbeiten sollen. Wenn Sie dauerhaft übertourig unterwegs sind, ist das vor allem eines: total anstrengend – für Sie selbst, aber auch für Ihr Gegenüber. Fühlen sich Ihre Zuhörer von Ihrer Performance „erschlagen“, ist die Gefahr groß, dass sie früher oder später abschalten.

Sie wollen Ihre virtuellen Auftritte künftig entspannter gestalten? Dann lohnt es sich, auf kleine „Miniauszeiten“ zu setzen, die für mehr Ruhe sorgen und sicherstellen, dass Sie Ihr Publikum wirklich erreichen. An diesen drei Stellschrauben können Sie drehen:

Persönlich entspannt!

Präsent zu sein bedeutet nicht, dass Sie vor der Kamera extra aufdrehen und eine anstrengende Show inszenieren. Präsent zu sein bedeutet, dass Sie völlig im Hier und Jetzt sind. Dass Sie sich bewusst wahrnehmen und bereit sind, sich auf Ihr Gegenüber einzulassen. Das gelingt Ihnen am besten, wenn Sie sich schon vor dem Meeting ein wenig Zeit nehmen, um aus dem Alltagstohuwabohu auszubrechen und sich zu fokussieren. Ich setzte dabei auf die drei Ommms, die gerade auch an langen, trubeligen Tagen vor dem Rechner wunderbare Dienste leisten: Schon fünf Minuten genügen, um die eigene Atmung zu regulieren, die Muskulatur zu lockern, sich zu erden … und damit zu verhindern, dass Sie Ihre Remote-Bühne fahrig oder hektisch betreten. Fünf Minuten, die einen Unterschied machen, denn erst wenn Sie einen guten Kontakt zu sich selbst haben, sind Sie auch in der Lage, auf Ihre ureigene Art zu überzeugen und die Zuschauer mitzureißen. Ohne Druck, dafür mit Freude und Leichtigkeit!

Sprachlich entspannt!

Im virtuellen Umfeld kommen sie häufig viel zu kurz – Pausen! Sei es aus Angst, dass Ihnen jemand ins Wort fällt. Weil Sie wissen, dass Ihre Redezeit knapp bemessen ist oder weil sich dieses kurze Innehalten online noch unangenehmer anfühlt als offline. Das Ende vom Lied sind immer wieder Monologe ohne Punkt und Komma. Bitte nicht! Trauen Sie sich, Ihre Worte wirken zu lassen und erlauben Sie sich, zwischendurch kurz durchzuschnaufen. Sie kommen viel stärker rüber, wenn Sie wichtigen Informationen den Raum geben, den sie brauchen. Lesen Sie die beiden folgenden Sätze doch einmal laut:

„Mit der Firma XY konnten wir einen wichtigen neuen Kunden gewinnen!“
„Wir konnten einen wichtigen neuen Kunden gewinnen: (Pause) die Firma XY!“

Merken Sie den Unterschied?

Sollten Sie gerade vor der Kamera zum verbalen Maschinengewehr werden, planen Sie Ihre Pausen ruhig ganz bewusst und markieren Sie sich entscheidende Stellen in Ihrem Manuskript. So gehen sie im Eifer des Gefechts ganz bestimmt nicht unter.

Übrigens: Falls Sie merken, dass Sie sich sprachlich hetzen, kann das auch daran liegen, dass Sie Ihre Stimme am Satzende nicht nach unten ziehen, sondern nach oben. Das macht es fast unmöglich, zwischendurch Luft zu holen. Gleichzeitig ebnen Sie den Weg für lästige Füllwörter, wie „und“, „äh“ und „ehm“ – aus Angst vor der Pause. Um hier gegenzusteuern, versuchen Sie doch einmal auf den Punkt zu sprechen und eine kurze Pause einzubauen, bevor Sie mit dem nächsten Satz starten.

Ob am Satzende oder als Wirkungsverstärker, um wichtige Botschaften hervorzuheben – Pausen bringen Ruhe in Ihren Auftritt! Sie sorgen dafür, dass Sie sich beim Reden nicht selbst überholen und geben Ihnen die Möglichkeit darüber nachzudenken, wie Sie Ihren nächsten Satz formulieren. Positiver Zusatzeffekt: Ihre Zuhörer sind dankbar für die kleinen Unterbrechungen, in denen sie das Gehörte sacken lassen und wirklich verarbeiten können.

Methodisch entspannt!

Interaktion ist gefragt! Nein, Sie brauchen nicht als Alleinunterhalter*in aufzutreten. Binden Sie die Zuhörerschaft ruhig in Ihre Präsentation ein: Sobald Sie eine Frage stellen und die Antwort in den Chat schreiben lassen, ein kleines Quiz durchführen, eine Umfrage via Mentimeter oder VOXR starten oder die Zuhörer in Breakout-Rooms gemeinsam arbeiten lassen, können Sie innehalten, einen Schluck Wasser trinken und für einen Augenblick von der Sprecher- in die Beobachter-Rolle schlüpfen. Während Sie in dieser kurzen Redepause neue Energie tanken, profitiert Ihr Gegenüber davon, aktiv mitzumachen. Die Gefahr von Abschweifmanövern sinkt.

Notizen machen? Ja bitte! Gerade im digitalen Raum zögern manche Teilnehmer, aktiv mitzuschreiben, weil sie nicht abwesend wirken und den Blick von der Kamera wenden wollen. Wenn Sie aber Ihr Publikum gleich zu Beginn ermuntern, Stift und Papier bereitzulegen und zu nutzen, werden Ihre Zuschauer das auch gerne tun. Sie fragen sich, was das mit Ihrem virtuellen Auftritt zu tun hat? Sobald die Teilnehmer schreiben, bremsen Sie fast automatisch Ihren Redefluss. Das ist eine prima Gelegenheit, selbst Luft zu holen – gerade auch, weil der Fokus dann nicht mehr voll auf Ihnen liegt.

Schluss mit Folienschlachten! Dass Sie Ihr Gegenüber nicht mit PowerPoint-Charts erschlagen, ist eh klar. Doch selbst bei einer richtig gut durchdachten Präsentation macht es Sinn, zwischendurch immer wieder von der Folien- in die Sprecheransicht zu switchen. Raus aus dem energieraubenden Präsentationsmodus, rein in den echten Kontakt! Sie schauen sich in die Augen, nehmen sich bewusst wahr und schaffen Verbindungen. Verbindungen, die Kraft schenken – Ihnen und dem Publikum!

 

Zum Weiterlesen:
Entspannt(er) präsentieren!