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Schon über ein Jahr begleitet uns nun die intensive Arbeit vor und mit der Kamera. Sie hat Dinge ermöglicht, die vorher undenkbar waren und ist aktuell sicherlich der beste Weg, um mit Kollegen, Kundinnen, Vorgesetzten und Mitarbeiterinnen in Kontakt zu bleiben.

Allerdings macht sich an so mancher Stelle auch Müdigkeit breit: Remote-Treffen werden im Vergleich zu Live-Begegnungen von vielen als deutlich anstrengender empfunden. Kein Wunder! Abgesehen davon, dass wir den ganzen Tag auf den Bildschirm starren und unsere Gegenüber oft nur im Briefmarkenformat wahrnehmen, haben Online-Meetings eine andere Dynamik als Präsenztreffen. Um in der Kürze der Zeit alle wichtigen Themen zu platzieren und die Menschen wirklich zu erreichen, wird häufig noch mehr, noch schneller, noch lauter gesprochen als sonst. Dass am Ende eines solchen Powertages sowohl der Akku der Redner*innen als auch der Zuhörer*innen leer ist, liegt nahe!

„Auch die Pausen gehören zur Musik“ (Stefan Zweig)

Sie möchten ein bisschen mehr Ruhe in Ihre Präsentationen und Meetings bringen? In Ihrem eignen Interesse, aber ebenso im Interesse Ihrer Teilnehmer*innen? Sie wollen herausstechen aus der täglichen virtuellen Infoflut und der gefühlten Druckbetankung ein Ende setzen?

Dann trauen Sie sich, zwischendurch Pausen einzubauen. Innezuhalten. Auszusteigen aus dem gewohnten Online-Powermodus.

7 x Pause machen im Online-Meeting!

Die folgenden Mini-Auszeiten sorgen dafür, dass Sie während Ihres Auftritts nicht nur durchatmen können, sondern gleichzeitig auch stärker wirken und bessere Ergebnisse erzielen. Für entspanntere Meetings, die länger nachklingen!

 

1. Verschnaufpause

Im Eifer des Gefechts gehen sie oft unter – die regelmäßigen Auszeiten, in denen sich Ihr Gegenüber mit frischem Kaffee versorgen, die Beine vertreten und möglicherweise die eingegangen Mails checken kann. Schließlich sind Sie als Moderatorin oder Redner voll in Action, brennen für Ihr Thema … und merken deshalb manchmal gar nicht, dass Ihre Gesprächspartner*innen dringend Luft schnappen müssten.

Gerade in Online-Treffen ist es jedoch total wichtig, von Zeit zu Zeit die Stopp-Taste zu drücken. Nur so gelingt es, über einen längeren Zeitraum sowohl die Energie als auch die Aufmerksamkeit zu halten. Planen Sie also unbedingt Pausen ein! Die Frequenz hängt dabei stark von Ihrem Meeting-Format ab. Grundsätzlich gilt: Je weniger Interaktion, desto mehr Zwischenstopps! ;-)

 

2. Folienpause

PowerPoint-Präsentationen gehören zu Meetings im virtuellen Raum einfach dazu. Und das ist gut so! Bewusst gewählte Folien unterstützen Ihre Aussagen, wecken Emotionen, lösen Aha-Effekte aus und sorgen nicht zuletzt dafür, dass auf dem Bildschirm etwas passiert.

Aber: Die bunten Bilder können Ihnen das Redner*innen-Leben auch erschweren. Nämlich dann, wenn Sie sich von Ihren eigenen Charts durch den Vortrag jagen lassen, nur noch als Stimme aus dem Off wahrgenommen werden und dadurch nach und nach die Verbindung zu Ihrem Publikum verlieren. Um hier gegenzusteuern, lohnt es sich, die Blicke immer wieder auf sich selbst zu lenken und den Präsentationsmodus gezielt zu unterbrechen. Frei nach dem Motto: raus aus der Bildschirmteilung, rein in den Kontakt mit Ihren Zuhörer*innen!

 

3. Kamerapause

Ja, in einem Video Call macht es Sinn, sich zu zeigen! So werden Sie als Mensch greifbar und schaffen schneller eine gute Verbindung zum anderen. Allerdings kann die Dauerbeobachtung durch die Kamera auch ziemlich anstrengend werden.

Insbesondere in Arbeitsmeetings bietet es sich deshalb an, zwischendurch kleine Sequenzen mit „schwarzem Bildschirm“ einzuplanen. Gut geeignet sind hierfür Aufgaben, die Ihre Meetingteilnehmer*innen in Einzelarbeit erledigen. Wenn Sie als Moderator*in das Angebot machen, für die nächsten x Minuten die Kamera auszuschalten, werden Ihre Zuhörer*innen das sicherlich gerne annehmen. Der Vorteil: Ihre Gegenüber können sich voll und ganz auf den Arbeitsauftrag konzentrieren und alle (!) Beteiligten haben die Chance, sich zwischendurch mal kurz zu lockern.

 

4. Sprechpause

Sie merken, dass ab und zu der Gaul mit Ihnen durchgeht? Weil Sie doch nur wenig Zeit haben, um Ihre Botschaft loszuwerden? Weil Sie anderen gar nicht erst die Chance geben möchten, in Ihre Atempause zu hüpfen? Weil Sie lebendig und energiegeladen wirken wollen?

Achtung, so ein Redeschwall ohne Punkt und Komma fordert Sie als Redner*in und kann für Ihre Teilnehmer*innen ziemlich ermüdend sein. Gerade online. Damit Ihnen niemand verlustig geht, setzen Sie am besten auf bewusste Pausen … und zwar an den Stellen, die Sie besonders betonen möchten. Statt „Mit der Firma xy konnten wir einen interessanten neuen Kunden gewinnen!“ sagen Sie zum Beispiel: „Wir konnten einen interessanten neuen Kunden gewinnen: (3 Sekunden Pause) die Firma xy!“ Dadurch nehmen Sie sprachlich Tempo raus und Ihre Wirkung steigt!

 

5. Antwortpause

Hand aufs Herz, ertappen Sie sich manchmal dabei, dass Sie eine Frage stellen, nur um sie direkt selbst zu beantworten, wenn nicht gleich die gewünschte Rückmeldung kommt? – Freilich, Wartepausen fühlen sich im virtuellen Umfeld oft noch unangenehmer an als in einem Präsenztreffen. Allerdings lohnt es sich, die Stille auszuhalten. Abgesehen davon, dass es in Video Calls immer wieder technische Verzögerungen gibt, brauchen die Zuhörer*innen an den anderen Bildschirmen einfach einen Moment zum Nachdenken, zum Freischalten des Mikros, zum Tippen! Gönnen Sie ihnen und sich selbst diese Zeit!

 

6. Alleinunterhalterpause

Sobald der Bildschirm geteilt wurde, verfallen jede Menge Redner*innen in den „Beschallungsmodus“. Sie reden und reden und reden, werden mit der Zeit immer unsicherer, da die Resonanz des Publikums fehlt … und wollen schließlich nur noch eines: fertig werden. Tun Sie sich das bitte nicht an!

Sie brauchen nicht die komplette „Show“ alleine zu bestreiten. Keiner erwartet, dass Sie nonstop reden und die ganze Runde 30, 45 oder 60 Minuten unterhalten. Binden Sie Ihr Publikum ein! Das Angebot an kollaborativen Tools ist mittlerweile riesig, so dass Sie ganz bestimmt für jede Zielgruppe eine passende Möglichkeit finden, um vom Hinreden ins Miteinanderreden zu kommen. Und selbst wenn Sie es mit einem vermeintlich „steifen“ Publikum zu tun haben: Fragen stellen geht immer! („Wie gehen Sie mit dem Thema x in Ihrem Unternehmen um!“, „Wie schätzen Sie die Entwicklung in den letzten 6 Monaten ein?“, „Mit Blick auf die vorgestellten Produktvorteile: Welche Aspekte sind aktuell für Sie am relevantesten?“)

Sie werden sehen: Der Austausch nimmt jede Menge Druck von Ihren Schultern und sorgt gleichzeitig dafür, dass sich der andere beachtet und gehört fühlt. Jetzt werden Online-Begegnungen möglich, die allen Beteiligten Freude machen. Entspannt(er) und trotzdem dynamisch.

 

7. Reflexionspause

Das hohe Tempo in Online-Meetings sorgt mitunter dafür, dass die vermittelten Inhalte zwar gehört werden, aber nicht richtig ankommen. Wenn Sie Ihren Gesprächspartner*innen ermöglichen möchten, die relevanten Themen wirklich sacken und „verstoffwechseln“ zu lassen, macht es Sinn, die oft hektische Betriebsamkeit mit gezielten Augenblicken der Stille zu unterbrechen. Indem Sie Raum geben, sich mit den Inhalten tiefer zu beschäftigen und zum Nachdenken anregen. Zum Beispiel folgendermaßen: „Wenn Sie die Online-Präsentationen der letzten Woche Revue passieren lassen, an welchen Stellen hätten Sie die Möglichkeit gehabt, Pausen einzubauen?“ oder „Welche der sieben Pausenmöglichkeiten möchten Sie künftig stärker nutzen?“

Übrigens, falls Sie auf der Suche nach einem merk-würdigen Online-Schluss sind, empfehle ich Ihnen, zwei oder drei Minuten Zeit einzuplanen, in denen die Teilnehmer*innen – jede*r für sich – die Veranstaltung noch einmal anhand der eigenen Aufzeichnungen rekapitulieren: Welche Informationen haben einen Aha-Effekt ausgelöst? Was nehme ich mit? Was bedeutet das für meinen Arbeitsalltag? So enden Ihre Meetings nicht mit einem hektischen „Tschüss“ in die Kamera … und die transportierten Themen bleiben ganz bestimmt hängen.