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Haben Sie manchmal das Gefühl, dass Sie bei Ihren Videokonferenzen im Nebel herumstochern? Dass Sie gar nicht richtig einschätzen können, was im Kopf Ihrer Gesprächspartner*innen gerade abgeht, weil die entweder die Kamera ausgeschaltet haben und keinen Mucks von sich geben oder mit regungsloser Miene vor dem Bildschirm sitzen? Dann sind Sie vermutlich im Alleinunterhaltermodus gelandet. Sie reden, reden und reden, aber ein richtiges Gespräch mag nicht zustande kommen. Ihre Präsentation fühlt sich eher nach Informationsabladeplatz an. Frustrierend ist das … und ziemlich energieraubend.

Klar, manchmal sind die Voraussetzungen schwierig: Da haben Sie es mit Zuhörer*innen zu tun, die womöglich schon das x-te Meeting am Tag über sich ergehen lassen, gehörig unter Strom stehen und/oder gedanklich gerade mit etwas ganz anderem beschäftigt sind.

5 Fragen für mehr echten Austausch und Resonanz in Ihrer nächsten Videokonferenz!

Dennoch sind Sie dieser Situation nicht hilflos ausgeliefert. Wenn Sie sich eine bessere Verbindung zu Ihrem Gegenüber wünschen, helfen Ihnen diese fünf Fragen, bisherige Präsentationen zu reflektieren, mögliche Knackpunkte aufzuspüren und ein Gefühl dafür zu bekommen, wie Sie künftig die Weichen anders stellen können.

 

(1) Habe ich gleich zu Beginn deutlich gemacht, warum es sich lohnt, hinzuhören und am Ball zu bleiben?

„Was geht mich das heute an?“ – das ist die meist unausgesprochene Frage, die unsere Zuhörer*innen vor jeder Präsentation umtreibt. Offline ebenso wie online. Da die Aufmerksamkeitsspanne in der virtuellen Welt noch geringer ist als bei Präsenzveranstaltungen, ist es unerlässlich, dass wir gleich in den ersten Minuten klipp und klar kommunizieren, welche Mehrwerte die Teilnehmer*innen erwarten können. Am einfachsten gelingt Ihnen das, wenn Sie statt einschläfernder Agendafolien mit zahllosen Tagesordnungspunkte drei knackige Themen herauspicken, mit denen Sie den Nerv Ihres Publikums sicher treffen und damit Lust machen auf das, was kommt.

 

(2) Habe ich den Anfang bestmöglich genutzt, um einen guten Draht zu meinen Teilnehmern aufzubauen?

Online-Begegnungen sind ein sozialer Kaltstart. Deshalb ist es besonders wichtig, die ersten Minuten dafür zu nutzen, eine Beziehung aufzubauen. In vielen Meetings ist diese Phase allerdings nach dem Small Talk zur Begrüßung abgeschlossen: Sobald der „offizielle Teil“ beginnt, wird der Bildschirm geteilt, der Redner ist nur noch im Briefmarkenformat erkennbar und die Folienshow beginnt mit den Worten: „Ich habe ihnen ein paar Charts mitgebracht.“ oder „Ich führe Sie jetzt mal durch meine Präsentation.“ Schwupps sind Sie mittendrin in einer undankbaren One-Man/Woman-Show.

Was halten Sie davon, bei Ihrem nächsten Auftritt ganz bewusst auf die ersten Slides (Titelblatt, Agenda) zu verzichten und sich stattdessen im „Großformat“ zu begegnen – Auge in Auge, ohne visuelle Ablenkungen. Indem Sie sich zeigen, bauen Sie Vertrauen auf und schaffen damit die Basis für ein echtes Miteinander. Wenn Sie jetzt noch mit einer gut gewählten Frage wirkliches Interesse signalisieren, machen Sie deutlich, dass Sie keinen Monolog anstreben, sondern einen Dialog, der für alle Beteiligten nützlich ist.

 

(3) Habe ich genügend interaktive Elemente eingeplant?

Um die Zuhörer*innen im digitalen Raum bei der Stange zu halten, sollten sie in etwa alle drei bis fünf Minuten aktiv eingebunden werden. In manchem Video Call geht das allerdings völlig unter. Da reden Präsentierende ohne Punkt und Komma, weil sie im Eifer des Gefechts so mit sich und ihren Botschaften beschäftigt sind, dass sie ihr Gegenüber schlicht und einfach aus dem Blick verlieren … oder weil sie denken, dass eine gewisse Performance von ihnen erwartet wir. So oder so – diese Berieselung ist die beste Voraussetzung dafür, Ihr Publikum abzuhängen. Dass die dringend benötigte Resonanz nun ausbleibt, ist nicht verwunderlich.

Um gar nicht erst in diese Falle zu tappen, lohnt es sich, vorab zu überlegen, wie Sie zwischendurch immer wieder in Kontakt mit Ihren Teilnehmer*innen kommen. Ganz gleich, ob Sie gemeinsam Inhalte weiterentwickeln, Erfahrungen austauschen oder Feedback einholen möchten, das Angebot an kollaborativen Tools ist mittlerweile gewaltig. Sollte Ihnen die dafür nötige Technik zu aufwendig sein, finden Sie hier einige Möglichkeiten ganz ohne Gedöns. Übrigens: Die einfachste Form der Interaktion ist es, Fragen zu stellen und/oder sich über körperliche Signale (Daumen hoch/runter) eine Rückmeldung geben zu lassen. Planen Sie doch für Ihre nächste Präsentation einfach einmal eine Platzhalterfolie als Reminder ein, auf der Sie nur eine Frage notieren … das Gespräch ergibt sich dann fast von selbst.

 

(4) Habe ich genügend Fokuswechsel eingeplant?

Viele Redner*innen tauchen aus der Folienversenkung, also dem geteilten Bildschirm, erst am Ende Ihrer Präsentation wieder auf. Bis dahin sind sie die Stimme aus dem Off, die Charts erklärt und Informationen liefert. Dass das auf Dauer für das Publikum ermüdend sein kann und nicht besonders förderlich für die Beziehung ist, liegt auf der Hand.

Um hier gegenzusteuern, macht es Sinn, das Screen Sharing von Zeit zu Zeit zu unterbrechen, den Blick zurück auf sich selbst zu lenken und damit den Menschen und nicht die Charts in den Vordergrund zu rücken. Für Ihre Zuhörer*innen sind Sie jetzt wieder voll sichtbar und erkennbar im Gesprächs- statt im Präsentationsmodus. Aber auch die Teilnehmenden können sich nicht mehr so leicht „verstecken“. Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die Gegenüber an den anderen Bildschirmen mitmachen bzw. auf Ihre Fragen reagieren.

 

(5) Habe ich meine Moderationsrolle wirklich ausgelebt?

Treffen im virtuellen Raum brauchen noch mehr Klarheit und Struktur als Präsenzmeetings. Das bedeutet, dass Sie auch als Moderator*in (und sei es „nur“ für die Dauer Ihres Beitrags) stärker gefordert sind. Sie dürfen und sollen ganz deutlich kommunizieren, wo die Reise lang geht. Da nonverbale Signale weitestgehend wegfallen, sind knackige Ansagen gefragt. Höflich und sympathisch, aber ohne zu zögern. Trauen Sie sich also ruhig, einzelne Zuhörer*innen anzusprechen oder die Reihenfolge der Beiträge zu definieren, auch wenn Sie das bei einer Präsenzveranstaltung nicht machen würden. Zum Beispiel so: „Ihre Meinung zum Thema xy ist mir wichtig. Lassen Sie uns doch die Teilnehmerliste von unten nach oben durchgehen. Frau Huber, machen Sie den Start?“ So büxt Ihnen keiner mehr aus. :-)