© HappyAprilBoy Shutterstock.com

Einen knackigen Folientitel zu formulieren, ist gar nicht so einfach und kostet oft eine ordentliche Portion Hirnschmalz. Da ist es nicht überraschend, dass das Thema „Überschriften“ in meinen Workshops und Beratungen regelmäßig auf den Tisch kommt … und ebenso regelmäßig Futter für Diskussionen liefert. Denn viele PowerPoint-Titelzeilen lesen sich in etwa so:

  • „Der Nettoabsatz des Produktes xy ist im 2. Quartal unerwartet um 15 Prozent gestiegen.“
  • „Digitale Transformation: Kreativität und Teamfähigkeit stehen bei Unternehmen hoch im Kurs.“
  • „Deutsche Sparer setzen nach wie vor aufs Sparbuch.“

ÜBERSCHRIFTEN ALS AUFMERKSAMKEITSKILLER

Diese Headlines haben beim Präsentieren einen entscheidenden Haken: Sobald du die Folie anklickst und die Überschrift erscheint, hüpft deinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Kernbotschaft der nächsten Redeminuten ins Auge. Das ist, als ob du bei einem Krimi den Täter direkt auf der ersten Seite verrätst. Deine Gegenüber wissen direkt Bescheid, auf was du hinauswillst. Oder meinen es zumindest zu wissen. Jetzt besteht die Gefahr, dass du ganz schnell einen Teil deiner Zuhörerschaft verlierst, weil sich ein innerliches „Ah, alles klar! Da brauche ich gar nicht mehr weiter zuhören!“ im Raum breit macht. Mit dieser einen Zeile hast du dir einen Strich durch deinen Spannungsbogen gemacht und dafür gesorgt, dass deine weiteren Ausführungen zu dieser Folie im schlimmsten Fall irgendwie schal klingen.

JA, ABER!

Ich höre es schon :-) – dein ABER:

Aber, das habe ich doch schon vor Jahren genau SO gelernt! Ein ordentlicher Titel soll die Inhalte der Folie bitteschön auf den Punkt bringen, so dass die Überschriften beim Durchblättern des Foliensatzes eine schlüssige Storyline ergeben. Außerdem will ich es meiner Zuhörerschaft möglichst einfach machen. Eine klare Überschrift gibt Orientierung und sorgt dafür, dass sich die Leute schon mal gedanklich auf die folgenden Inhalte einstellen können. Mal ganz davon abgesehen, dass aussagekräftige Überschriften im beruflichen Alltag mittlerweile fast ein ungeschriebenes Gesetz sind. Das wird so erwartet!

All das ist richtig … und ich bin absolut bei dir, wenn es um dein Handout geht! Dein Handout sollte allerdings nicht deine Präsentation sein.

EINE SPRITZIGE PRÄSENTATION REGT ZUM MITDENKEN AN!

Der Foliensatz für deinen Vortrag unterliegt anderen Regeln. Dieser ist im besten Fall nicht selbsterklärend, sondern braucht dich als Rednerin bzw. Redner, um die Folien mit Leben zu füllen. Sonst könntest du die Unterlagen ja auch gleich als Lesestoff per Mail verteilen.

PRÄSENTATIONSFOLIEN: SO BLEIBEN DIE ÜBERSCHRIFTEN SPANNEND

Für deine Folientitel bedeutet das, dass du im Präsentationsmodus das gängige „Das macht man halt so!“ gerne über den Haufen werfen darfst. So habe ich zum Beispiel schon einige richtig mitreißende Vorträge erlebt, in denen die Vortragenden komplett auf Überschriften verzichtet und dafür auf ganzseitige Bilder mit den dazu passenden Geschichten gesetzt haben.

Falls dir das für deinen Redekontext etwas zu waghalsig scheint, trau dich ruhig, mit deinen Headlines zu spielen! Dafür musst du nicht zum superkreativen Texter zu werden; es geht einfach darum, dass du mit dem Klick auf die Folie nicht gleich alles raushaust, was wichtig ist. Wenn du dafür sorgst, dass dein Publikum zumindest ein bisschen neugierig bleibt, dann wird es dir auch lieber zuhören:

Nehmen wir mal das Beispiel:

„Digitale Transformation: Kreativität und Teamfähigkeit stehen bei Unternehmen 2022 hoch im Kurs.“

Du könntest zum Beispiel schreiben:

  • „Digitale Transformation: Welche Soft Skills stehen bei Unternehmen 2022 hoch im Kurs?“
    Indem du eine offene Frage stellst, bleiben die Leute wach und gespannt, was du zu sagen hast. Dass es um Kreativität und Teamfähigkeit geht (und was das konkret bedeutet) ist dann dein Fazit zu dieser Folie.

 

  • „Digitale Transformation: Mit diesen Soft Skills punkten Sie 2022 bei Unternehmen!“
    Mit der direkten Ansprache packst du die Teilnehmer, wirst persönlich und löst damit viel eher einen „Darüber will ich mehr wissen“-Sog aus.

 

  • „Digitale Transformation: gefragte Soft Skills 2022“
    Im Präsentationsfoliensatz sind zwischendurch auch ein paar aussagestarke Schlagworte erlaubt. Ganz ohne Chichi.

 

Merkst du den Unterschied?

Und jetzt schnapp dir am besten gleich deine nächste Präsentation und schau mal, mit welchen Überschriften du experimentieren kannst. Es sind kleine Kniffe, die hier den Unterschied machen. Für dich und für dein Publikum.