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Stellen Sie sich vor, Sie halten einen Vortrag … und keiner kommt hin. Auch wenn dem einen oder anderen bei diesem Gedanken direkt ein Stein vom Herzen fällt, so sind unbesetzte Stühle vor allem eines: total enttäuschend!

Abgesehen davon, dass es sich nicht gut anfühlt, in einen leeren Raum hineinzureden, haben Sie Zeit und Hirnschmalz investiert und sich tief in Ihr Thema hineingekniet, um Ihrem Publikum etwas zu bieten. Wird dieser Einsatz nicht gewürdigt, ist der Frust vorprogrammiert. Möglicherweise meldet sich sogar Ihr innerer Kritiker zu Wort und Sie beginnen, sich selbst oder Ihr Thema in Frage zu stellen.

Achtung, jetzt ist die Gefahr groß, dass Sie vor lauter Ärger und Grübelei gar nicht mehr richtig bei Sache sind, halbherzig präsentieren und damit auch die anwesenden Zuschauer verlieren.

Die Fassung bewahren!

Um sich zu sammeln und auf den Punkt da zu sein, helfen Ihnen in solchen Augenblicken die drei folgenden Überlegungen:

1.) Leere Stuhlreihen sind kein persönlicher Affront! Auch wenn es sich erst einmal so anfühlt, also ob Ihr Publikum Sie boykottiert. Es gibt zig Gründe, warum die Zuhörer den Weg nicht in Ihren Vortrag oder Workshop gefunden haben – von der Wetterlage über eine unglückliche Ausschreibung des Veranstalters hin zu einer schlechten Beschilderung des Vortragsraumes. Ein Beispiel: Als ich noch bei der Bank beschäftigt war, habe ich immer wieder Workshops auf Messen gehalten. An einem Tag sitzen mir exakt 5 Teilnehmer gegenüber. Da ich mein Thema gemeinsam mit den anderen Referenten kurz vorher auf der großen Bühne vorgestellt habe, piesackt mich nur ein Gedanke: „Was habe ich gesagt, das die Leute derart abgeschreckt hat?!“ – Nichts, wie ich später erfahre. Die potenziellen Kunden sind einfach nicht in meinem Vortragsraum am Ende eines Ganges angekommen, weil ein cleverer Mitbewerber mit Hilfe freundlicher Hostessen den Großteil der Interessenten direkt in seinen Raum am Anfang des Ganges gelotst hatte.

2.) Das anwesende Publikum verdient Ihre volle Aufmerksamkeit! Bitte trauern Sie nicht denen hinterher, die nicht da sind, sondern freuen Sie sich über die Zuhörer, die gekommen sind. Denn die möchten wissen, was Sie zu sagen haben und sind froh, wenn Sie mit Herzblut und Energie bei der Sache sind. Lassen Sie sich deshalb bitte auch nicht dazu hinreißen, zu erklären, wer eigentlich noch kommen wollte und gar öffentlich zu diskutieren, warum nur so wenige Gäste da sind. Bei Ihren Teilnehmern könnte der Eindruck entstehen, dass sie Ihnen nicht genügen … und das wollen Sie nun wirklich nicht!

3.) Ein kleines Publikum bietet Vorteile! Freilich ist es schön, wenn Sie mit Ihrem Thema viele Zuhörer erreichen. Schließlich möchten Sie Ihre Botschaft in die Welt bringen. Allerdings bietet Ihnen ein übersichtlicher Teilnehmerkreis Chancen, die Sie bei einem großen Publikum nicht haben. So können Sie die Zuhörer nicht nur leichter in den Vortrag einbinden, sondern auch deutlich besser auf individuelle Fragen und Probleme eingehen. Abgesehen davon, dass sich viele Menschen in einem kleineren Rahmen eher trauen, den Mund aufzumachen. Gute Voraussetzungen für einen echten Austausch, der in Erinnerung bleibt! Und wer weiß, wenn sich das im Anschluss an die Veranstaltung rumspricht, wird sich der eine oder andere „Daheimgebliebene“ möglicherweise in den Allerwertesten beißen! ☺

Sollten Sie also bei einem Ihrer nächsten Auftritte auf leere Stuhlreihen gucken, ist das kein Grund zu verzweifeln. Rücken Sie mit Ihren Teilnehmern zusammen und nutzen Sie die Gunst der Stunde. Selbst wenn Sie möglicherweise ganz andere Erwartungen und Pläne hatten.

Zusatztipp: Falls möglich, empfehle ich Ihnen, nicht besetzte Stühle wegzuräumen und/oder dafür zu sorgen, dass die Teilnehmer näher zusammenkommen. Klaffen zu große Lücken in den Reihen, ist das nicht gerade förderlich für die Energie im Vortragsraum.