(c) Gitte Härter

(c) Gitte Härter

Die ersten drei Minuten Ihres Vortrags entscheiden darüber, ob Sie Ihr Publikum für sich gewinnen können. So lange haben Sie in der Regel die ungeteilte Aufmerksamkeit Ihrer Zuhörer, die in dieser Zeit neugierig abchecken, wer da vor ihnen steht und ruckzuck beschließen, ob sie dabeibleiben oder doch lieber gedanklich auf Reisen gehen. Jetzt gilt es, das Publikum aufzurütteln und zu zeigen: „Hey, es lohnt sich, mir zuzuhören!“

Leichter gesagt als getan? Allzu häufig macht sich beim Schritt nach vorne tatsächlich im Hirn statt eines anfänglichen Feuerwerks eher der „Verflixt, was tue ich hier eigentlich?“-Gedanke breit. Übermannt von der Ausnahmesituation wird dann reflexartig das altbekannte, vertraute Standardprogramm abgespult … und damit in den ersten Sekunden jede Menge Wirkung verschenkt. Wie schade!

Zu diesen wenig überzeugenden Klassikern gehören:

  • Gängige Floskeln à la „Herzlich willkommen. Schön, dass Sie den Weg zu uns gefunden haben und so zahlreich erschienen sind!“ Mal davon abgesehen, dass Sie so niemanden hinter dem Ofen hervorlocken, sind diese vertrauten Formulierungen bei genauerem Hinsehen zum Teil ziemlich ungeschickt – schließlich sind Ihre Zuhörer nicht zu doof, um den Weg zum Veranstaltungsort zu finden ;-).
  • Nicht enden wollende Schilderungen von Lebensläufen und wörtliche Wiederholung (Vorlesen!) des Themas. Normalerweise wissen die Menschen doch, in welchem Vortrag sie gerade sitzen (über die Einladung, aus der Tagesordnung, durch die Anmoderation) und wer der Referent ist. Warum lassen Sie diesen Part nicht einfach weg?
  • Entschuldigungen und Rechtfertigungen. Und das, obwohl das Publikum so manchen vermeintlichen Makel gar nicht mitbekommt … sofern man es nicht extra mit der Nase darauf stupst.
  • Jede Menge Organisatorisches! Dabei wird mit den Schilderungen zum Ablauf der Veranstaltung, zur Regelung der Parkgebühren oder zum Ablauf des Mittagessens nur wertvolle Redezeit verschwendet  Diese Infos gehören in die Tagesordnung bzw. gut sichtbar auf ein Flipchart. Bei größeren Veranstaltungen sind sie Sache des Moderators.
  • Detaillierte Ankündigungen, was in dem Vortrag alles besprochen werden soll. Wo bleibt denn da der Spannungsbogen? Wesentlich charmanter ist es, das Thema nur kurz zu umreißen und die Menschen neugierig zu machen.

Aber keine Sorge, Sie brauchen keine Showmaster-Qualitäten, um ausgetretene Präsentationspfade zu verlassen! Oft sind es vermeintliche Kleinigkeiten, die den Unterschied machen. Die folgenden Ideen helfen Ihnen, einen cleveren und erfrischenden Einstieg zu finden, der Lust auf mehr macht:

  • Erzählen Sie Geschichten: Wir Menschen lieben es, mit anderen mitzufiebern und mitzuzittern. Sie fragen sich, wie Sie an passenden Stoff kommen? Das können prägende Erlebnisse aus Ihrem Leben sein. Aber gerade auch die kleinen Anekdoten aus dem Alltag (beim Bäcker, im Taxi, bei der Bank, …) sowie Fallbeispiele aus Ihrem beruflichen Umfeld eigenen sich wunderbar. Oder haben Sie einen kuriosen Artikel in einer Zeitung gelesen, der Ihnen ein „Ach was, das wusste ich ja noch gar nicht!“ entlockt hat? Halten Sie Ihre Augen offen und werden Sie zum Jäger und Sammler von glücklichen, traurigen, ärgerlichen, lustigen, peinlichen, überraschenden, … Momenten. So wird Ihnen der Erzählstoff sicherlich nicht ausgehen.
  • Beginnen Sie mit der Wahrheit: Um Tacheles zu reden, braucht es zwar manchmal ein bisschen Mut. Es ist aber wohl der wirkungsvollste Weg, um einen guten Draht zum Publikum aufzubauen. Was glauben Sie, wie die Leute reagieren, wenn zum Beispiel der Personalreferent mit folgenden Worten vor die Belegschaft tritt:

„Zu den Leitlinien unserer Personalarbeit zählt folgender Grundsatz: Offene Stellen werden nach Qualifikation besetzt. Das stimmt nicht. Bei neun von zehn    Personalentscheidungen sind Beziehungen das entscheidende Zünglein an der Waage.“

Wenn die Menschen merken, dass Sie den Mut haben, auch Dinge anzusprechen, um die andere bislang einen großen Bogen gemacht haben, werden sie Ihnen Vertrauen schenken und zuhören.

  • Bringen Sie einen Gegenstand mit bzw. bereiten Sie eine kleine Demonstration vor: Ihrer Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. So hat zum Beispiel der Verkaufstrainer, der auf der Bühne einen Blumenkohl halbiert, um zu zeigen, was im Gehirn der Kunden passiert, ganz bestimmt die volle Aufmerksamkeit seiner Zuhörerschaft. Am einfachsten finden Sie ein passendes Bild, wenn Sie die Schlüsselbegriffe Ihrer Botschaft herauspicken und mit den folgenden fünf Worten die „Bilder-Wurfmaschine“ starten: „Das können Sie vergleichen mit …“ Sofort erscheinen Bilder vor Ihrem geistigen Auge, aus denen Sie dann das passende aussuchen.
  • Lassen Sie die Zuhörer aktiv werden: Sobald Sie das Publikum durch eine kleine Aufgabe aktiv einbinden, kann es nur noch eines – zuhören. Dafür eignen sich unter anderem Handhoch-Abstimmungen, bei denen Sie die Zuhörerschaft mit klaren, eindeutigen Fragen zum Mitmachen bewegen, zum Beispiel „Wer von Ihnen möchte wissen, wie Sie mit einer einzigen Fitnessübung dauerhaft abnehmen? Bitte Hand hoch!“. Damit machen Sie die Zuhörer neugierig und sichern sich die Aufmerksamkeit. Aber auch kleine Spiele oder Knobeleien eigenen sich prima, um eine Brücke zum Publikum zu schlagen und von Anfang an für Bewegung zu sorgen.
  • Punkten Sie mit Dingen, die Sie gut beherrschen. Wenn Sie Ihre nächste Präsentation zum Beispiel mit einem kleinen Gedicht starten, etwas Passendes auf das Flipchart zeichnen (wortlos) oder sogar singen, merken die Zuhörer sofort, dass etwas Neues auf sie wartet. Nutzen Sie diese Talente!

Für welche Variante Sie sich auch entscheiden: Mit diesen Einstiegen tauchen Sie Ihr Publikum direkt ins Geschehen und überraschen es! Vielleicht haben Sie bei den Ideen das eine oder andere Mal gedacht: „Mensch, das kann ich doch nicht bringen!“ Doch, Sie können! Erlaubt ist alles … außer gewöhnlich. Sie dürfen ruhig (im positiven Sinne) aus der Rolle fallen.

Bitte beachten Sie nur eines: Auffallen um des Auffallens Willen bringt Sie nicht weiter. Mit der Formulierung „Ich erzähle Ihnen das, weil …“ stellen Sie sicher, dass der Zuhörer versteht, was Sie zum Ausdruck bringen wollen. Alles, was Sie sagen und tun, sollte einen Bezug zu Ihrem Thema habe und Ihren Spannungsbogen unterstützen. So wird Wegzappen unmöglich und Sie fesseln Ihr Publikum.