© Andrea Joost

© Andrea Joost

Persönliche Erfahrungen eignen sich wunderbar, um Ihre Botschaft zu untermauern und für das Publikum greifbarer zu machen. Allerdings erlebe ich immer wieder, dass Vortragende zwar eine eindrucksvolle Geschichte auf Lager hätten, sich aber nicht trauen, sie zu erzählen – aus Angst, die Hosen runterzulassen.

Vor lauter Sorge, sich angreifbar zu machen, lassen sie eigene Erfahrungen dann entweder ganz weg oder legen sie einem Dritten in den Mund. Sie wissen schon, das sind dann diese „Ich kenne da jemanden“-Erzählungen.

Wie schade, denn damit verschenken Sie Wirkung.

Natürlich geht es nicht darum, persönliche Krisen gemeinsam mit dem Publikum aufzuarbeiten. Aber wenn Sie Dinge erlebt haben, von denen andere profitieren können, dann teilen Sie sie ruhig mit Ihren Zuhörern. Unabhängig davon, ob es sich um gute oder vermeintlich schlechte Erfahrungen handelt. Vor kurzem habe ich zum Beispiel eine Referentin erlebt, die davon berichtet hat, dass sie schon fünf Mal den Job verloren hat, weil ihr Arbeitgeber immer wieder von größeren Unternehmen aufgekauft und sie dabei wegrationalisiert wurde. Sie hat nicht gejammert, sondern war dankbar für das, was sie erlebt hatte und zeigte ihren Zuhörern, wie sie von dieser Ausnahmesituation profitiert hat. Was für ein starker Auftritt!

Warum persönliche Geschichten so überzeugend wirken

  • Ein Ja zu den eigenen Geschichten ist ein Ja zu sich selbst. Wenn wir unserem Publikum nicht nur von unseren „Heldentaten“, sondern auch von den Stolpersteinen und Schwierigkeiten im Alltag erzählen, zeigen wir damit ganz klar: „Ja, ich stehe zu mir – auch mit meinen Ecken und Kanten “. Das macht uns menschlich und glaubwürdig. Die Zuhörer merken, dass Sie echt sind und werden offener für Ihre Botschaft.
  • Dinge, die wir selbst erlebt haben, gehen uns leichter über die Lippen. Sie brauchen kein ausgefeiltes Skript, weil die Geschichten ohnehin in Ihrem Gehirn abgespeichert sind … und können frei von der Leber weg erzählen. Dabei werden nicht nur die Erinnerungen geweckt, auch emotional versetzen Sie sich noch mal in die jeweilige Situation. Damit wirken Sie automatisch viel lebendiger und natürlicher als wenn Sie angelesenes oder „fremdes“ Wissen weitergeben.
  • Nichts schafft mehr Emotionen als selbst erlebte Geschichten. Die Zuhörer sind an Ihnen interessiert und wollen wissen, mit wem sie es zu tun haben. Sie fiebern mit und suchen gleichzeitig nach Parallelen zwischen dem Gehörten und den eigenen Erfahrungen, nach dem Motto: „Wie wäre es wohl, wenn mir das passiert wäre?“

Gute Geschichten gehen unter die Haut und bringen die Bilder im Kopf Ihres Gegenübers zum Laufen. Selbst neutrale Informationen werden so plötzlich spannend. Stellen Sie sich vor, ich erzähle Ihnen in einem Vortrag, dass es bei einer Präsentation wichtig ist, Klamotten zu tragen, in denen Sie sich wohlfühlen. Das ist zwar richtig, aber nicht besonders bewegend. Interessanter wird es für Sie, wenn ich Ihnen davon berichte, wie ich mit einer geplatzten Hosennaht (über die komplette Länge meines linken Oberschenkels) ganze 20 Minuten vor einem honorigen Publikum aus Verbandspräsidenten und Vorständen geschwitzt habe. :-)

Deshalb: Trauen Sie sich, Ihre eigene Geschichte zu erzählen!