© Cara Foto fotolia.com

Wie abgemeldet das Flipchart in manchen Unternehmen ist, habe ich erst kürzlich wieder erlebt, als mir ein Exemplar ohne Beine in den Trainingsraum „gestellt“ wurde – die waren im Laufe der Zeit schlicht und einfach verschwunden …

Schade ist das! Liegen die Vorteile des „Präsentierens unplugged“ doch auf der Hand: Statt auf Knopfdruck ein fertiges Endprodukt vorzustellen, entwickeln Sie mit Ihrem Gegenüber etwas gemeinsam. So wirkt Ihr Auftritt lebendiger und es entsteht eine sehr direkte Verbindung zu Ihren Zuhörern. Abgesehen davon, dass die kleinen Redeunterbrechungen während des Schreibens oder Zeichnens Denkpausen schaffen, die es dem Publikum möglich machen, das Gesagte verdauen und setzen zu lassen.

Das Buch „Flipchart – Das Praxisbuch für Einsteiger“ von Heike Haas macht Lust darauf, das gute Stück aus der Versenkung zu holen, sich überhaupt damit zu beschäftigen oder sich neu inspirieren zu lassen.

An die Stifte, fertig, los!

Dabei hält der Titel „Praxisbuch“, was er verspricht. In 13 Kapiteln nimmt die Autorin ihre Leser an die Hand und stellt sicher, dass auch Nicht-Künstler schnell zeichnerische Erfolgserlebnisse haben:

1. Flipchart aus der Asche: Ein Blick auf die Vorteile dieses Präsentationsmediums.
2. Material: Gute Ergebnisse brauchen das richtige Material – vom Papier über die Stifte und Kreiden hin zu sonstigen Helferlein.
3. Text und Schrift: Wie Ihre Inhalte gut lesbar werden!
4. Textboxen, Pfeile und Bulletpoints: So nutzen Sie Lese- und Strukturhilfen sinnvoll.
5. Farbe, Schatten & Effekte: Von der Kunst, gekonnte Akzente zu setzen … und warum Schattenstifte so viel Freude machen.
6. Piktogramme – kleiner Bilderkosmos: Sie lockern auf, heben hervor, helfen beim Merken, verschönern und verdeutlichen.
7. Figuren & Tiere: Schluss mit der „Oh Gott, ich soll ein Männchen zeichnen?“-Angst!
8. Aufbau und Struktur: Wichtige Kniffe, wie Sie ein Flipchart-Poster so gestalten, dass sowohl Sie als auch Ihre Teilnehmer den Überblick behalten.
9. Gute Visualisierung verlangt gute Abstraktion: Mit der Zwiebel-Methode die passenden Bilder finden!
10. Bildercodes knacken: Wie Sie Bilder verwenden, die auf den ersten Blick nichts mit dem eigentlichen Inhalt im Wortsinn zu tun haben.
11. Vorlagen gestalten: Vom Willkommens-Poster über die Agenda bis hin zur Visualisierung von Visionen und Meilensteinen. Die vielen Beispiele in diesem Kapitel können Sie direkt in Ihren beruflichen Alltag übertragen. Oder möchten Sie vielleicht einfach nur Ihre Kreativität beflügeln lassen?
12. Visualisierung unter Zeitdruck: Ihre ganz persönliche Visualisierungs-Reiseapotheke für Workshops und Meetings, in denen es schnell gehen muss.
13. Der kleine Humor möchte bitte am Ende des Buches abgeholt werden: So gelingen Ihnen visuelle Schmunzler.

Was mir besonders gut gefällt:

Der lockere, herzliche Schreibstil der Autorin lädt dazu ein, das Buch in einem Rutsch durchzulesen und gleich ins Tun zu kommen. Denn Heike Haas konzentriert sich auf das, was wirklich wichtig ist, um mit wenig Aufwand im Berufsleben visuell zu überzeugen.

Die vielen, vielen kleinen Tipps am Rande à la „Schreibe erst den Text und ziehe dann den Rahmen!“ helfen anfänglichen Zeichenfrust zu vermeiden, bieten aber auch erfahrenen Flipchart-Nutzern eine wertvolle Unterstützung. So habe ich mir zum Beispiel das Kapitel über schöne Flipchart-Handschrift besonders intensiv zu Gemüte geführt.

Fazit

Mit diesem Buch ist Heike Haas ein sehr klares, gut strukturiertes und gleichzeitig humorvolles Werk aus der Praxis für die Praxis geglückt. Eine Empfehlung für Einsteiger, aber auch für alle, die schon Erfahrungen mit der Visualisierung am Flipchart gesammelt haben. Und so nützlich, dass ich es direkt in die Büchertipp-Liste aufgenommen habe, die ich am Ende meiner Workshops an die Teilnehmer verschicke.