Ganz gleich, ob es um den Beitrag in einem Meeting, einen Vortrag vor größerem Publikum oder um ein Webinar geht … Sie werden das Gefühl nicht los, dass Sie beim öffentlichen Sprechen mit angezogener Handbremse unterwegs sind. Sie sind angespannt, nach Auftritten häufig völlig platt, neigen dazu, sich um Kopf und Kragen zu reden oder erleben immer wieder, dass Ihnen Gegenwind ins Gesicht bläst. Irgendwie knirscht es im Redegebälk. Obwohl Sie schon diverse Entspannungsübungen und so manchen rhetorischen Kniff ausprobiert haben, will sich die erhoffte Leichtigkeit einfach nicht einstellen.

Woher kommt das ungute Bühnengefühl?

Haben Sie schon mal ganz gezielt nach innen gehört? Nein? Dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Hat doch Ihr Präsentationsunmut oft gar nichts damit zu tun, WIE Sie reden. Viel spannender ist es, einen Blick darauf zu werfen, mit welcher Einstellung Sie an die Sache rangehen. Um ein Gespür für die eigene Motivation und unbewusste Verhinderer zu bekommen, hilft Ihnen die einfache Frage: „Will ich das?“

Eine Frage, die in diesem Zusammenhang viel zu selten gestellt wird, aber – dank ihrer unterschiedlichen Blickwinkel – spannende Antworten ans Tageslicht bringen kann: Vorausgesetzt, Sie sind ehrlich mit sich selbst.

Auf die Ohren:

… oder zum Lesen:

1. WILL ich das?

Stehen Sie aus freien Stücken auf der Bühne, weil Ihnen Ihre Botschaft wichtig ist und Sie das Thema hinaus in die Welt bringen wollen? Oder stellen Sie sich nur dem Publikum, weil es vermeintlich von Ihnen erwartet wird in Ihrer Rolle als Geschäftsführerin, Abteilungsleiter, Freiberuflerin oder Fachexperte. Am einfachsten kommen Sie sich selbst auf die Schliche, wenn Sie die eigene Wortwahl beobachten. Hand aufs Herz, wie oft „müssen“ Sie einen Vortrag halten, die nächste Präsentation vorbereiten oder einen PowerPoint-Foliensatz für das Online-Training bauen?

Zweifelsohne gibt es im beruflichen Alltag manchmal Dinge zu erledigen, die nicht unbedingt Begeisterungsstürme auslösen. Wenn der innere Widerstand allerdings zum ständigen Begleiter wird, ist es nur logisch, dass es bei Ihren Auftritten immer wieder hakt. Fehlt der persönliche Antrieb und ein klares inneres JA, merkt das Ihr Publikum. Bewusst oder unbewusst. Sie liefern eine Performance ab, die zwar mit ordentlicher Vorbereitung durchaus passabel sein kann, aber eben keine echten Verbindungen schafft. Dass solche Auftritte Kraft kosten und unbefriedigend sind, liegt auf der Hand.

„Erste Hilfe“: Sie sind der Meinung, dass das Reden einfach nicht Ihr Ding ist? Dann nehmen Sie sich Zeit, um in sich zu gehen und herauszufinden, ob Ihr Beitrag nicht doch den einen oder anderen Vorteil mit sich bringt – für Sie selbst, Ihr Unternehmen oder für die Zuhörer. Einen Vorteil, für den es sich lohnt, über den eigenen Schatten zu springen und die Herausforderung anzunehmen. Die Chance ist groß, dass mit einem neuen, sinnstiftenden Warum auch die Lust auf die Bühne (zurück)kommt! Dennoch: Mit Druck ist auf Dauer niemandem gedient. Sollten Sie sich mit Ihrer Rolle als Redner*in so gar nicht anfreunden, kann es sehr erleichternd sein, die Redeverantwortung an Kollegen oder Mitarbeiter zu übertragen und sich auf die Dinge zu konzentrieren, die Ihnen wirklich liegen.

 

2. Will ICH das?

Vor anderen zu sprechen braucht den Mut, persönlich zu werden und neben den fachlichen Inhalten Ihr Redner-ICH auf die Bühne zu bringen. Sind Sie wirklich bereit, einen Teil von sich zu zeigen und mit Ihrem Publikum zu teilen, was Sie erlebt haben? Oder beschränken Sie sich lieber auf blanke Zahlen, Daten, Fakten, um sich bloß nicht angreifbar zu machen? Erst wenn Sie sich nicht nur als Experte, sondern auch als Mensch präsentieren, sind echte Begegnungen mit Ihren Zuhörern möglich. Nun kann genau DER Flow entstehen, der dafür sorgt, dass Reden Spaß macht. Allen Beteiligten.

„Erste Hilfe“: Keine Sorge, Sie sollen nicht bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit einen Seelenstriptease hinlegen. Schon kleine Anekdoten aus dem Arbeitsalltag genügen, um Ihnen ein Gesicht zu geben und Ihre Präsentation lebendiger zu machen. Da kann die Vertriebskollegin zum Beispiel von einem Erlebnis mit einem besonderen Kunden berichten und der Mitarbeiter aus der IT von einem unvorhergesehenem Testergebnis. Ihnen fällt partout nichts ein? Denken Sie doch mal an Momente in Ihrem Berufsleben, in denen Sie sich besonders gefreut haben, die überraschend, lustig, total ärgerlich oder peinlich waren … und geben Sie mindestens einen davon bei Ihrem nächsten Auftritt preis.

 

3. Will ich DAS?

Stehen Sie zu 100 Prozent hinter dem, was Sie sagen? Decken sich Ihre Botschaften mit Ihren persönlichen Werten? Oder haben Sie das Gefühl, dass Sie sich für Ihr Unternehmen, den Vorgesetzten oder Ihre neue Kundin verbiegen? Gibt es Folien, die Ihnen Kopfzerbrechen bereiten? Würden Sie lieber frei reden, trauen sich aber nicht, weil doch eine PowerPoint-Präsentation ungeschriebenes Gesetz ist?

„Erste Hilfe“: Machen Sie sich klar, dass es um Ihren Auftritt geht und die Verantwortung damit bei Ihnen liegt. Sie dürfen sich also erlauben, Dinge passend zu machen. Warum werfen Sie den Chart nicht einfach raus, über den Sie jedes Mal aufs Neue stolpern? Was hält Sie davon ab, die Reihenfolge im Masterfoliensatz zu ändern, damit sie besser zu Ihrem Redefluss passt? Gibt es die Möglichkeit, Themen zu streichen, mit denen Sie auf Kriegsfuß stehen? Falls nein, trauen Sie sich, die Ansatzpunkte herauszupicken, die Sie absolut vertreten können. Es geht einzig und allein darum, dass Sie überzeugen … und das funktioniert nur, wenn Sie sich wohlfühlen und wirklich reden wollen.

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