Das virtuelle Meeting ist in vollem Gange. Es wird eifrig diskutiert, aber ohne Sie! Obwohl Sie bereits ein paar Mal gedanklich Anlauf genommen und sich durch Handzeichen bemerkbar gemacht haben, gelingt es Ihnen nicht, Ihren Beitrag zu platzieren. Sobald Sie zum Reden ansetzen, ergreift schon wieder ein anderer Teilnehmer oder die Kollegin aus der Nachbarabteilung das Wort. Sie haben das Gefühl, dass Sie nicht schnell und laut genug oder einfach nur zu nett sind. Ärgerlich ist das und auf Dauer ziemlich frustrierend!
Schluss mit Selbstzweifeln!
Sollten sich in diesen Augenblicken Selbstzweifel breitmachen, à la „Die nehmen mich einfach nicht ernst!“, „Ich kann mich nicht einmal in einem Team-Meeting durchsetzen!“, „Ich bin einfach zu still und unauffällig!“ drücken Sie bitte gleich die mentale Stopp-Taste.
Denn hier geht es nicht um Ihre Durchsetzungsstärke. Hier ist das wache Moderatoren-Auge gefragt! Aufgabe des Gastgebers ist es nicht nur, durch das geplante Programm zu führen, sondern auch, die Teilnehmenden im Blick zu behalten und wahrzunehmen, wenn jemand etwas sagen möchte. Wird die Redezeit nicht gerecht verteilt, ist das meistens darauf zurückzuführen, dass die Moderationsrolle nicht zu 100 Prozent gelebt wird.
So kommen Sie zu Wort …
Klar, nun können Sie Ihre*n Moderator*in nicht vor versammelter Mannschaft daran erinnern, einen ordentlichen Job zu machen. Aber wenn Sie nachsichtiger mit sich selbst sind, lassen sich solche Situationen einfacher wuppen. Sie bleiben gelassen und finden eher einen Weg, wie Sie trotz dieser erschwerten Bedingungen auf sich aufmerksam machen. Die folgenden Ideen helfen Ihnen dabei:
- Sie binden Ihren Gastgeber vor dem Meeting ein: Falls Sie möglicherweise schon mit Dauerquasslern rechnen, lohnt es sich, bereits vorab ein kurzes Signal zu geben, dass Sie ein Thema platzieren möchten. Informieren Sie den Moderator einfach kurz und knackig, zu welchem Tagesordnungspunkt sie etwas sagen möchten. Jetzt kann er Ihren Beitrag anmoderieren, und Sie bekommen Ihre Redezeit ganz ohne „Ellenbogeneinsatz“.
- Sie suchen sich Verbündete: Haben Sie einen guten Draht zu einem oder einer der Vielredner*innen? Dann nutzen Sie diesen! Wenn Sie dem Kollegen schon vorher verraten, welche Botschaften Sie transportieren möchten und wo Sie Akzente setzen wollen, kann er Ihnen wunderbar den Ball zuwerfen. Dass das auch taktisch clever ist, liegt auf der Hand. Schließlich ist direkt erkennbar, dass Sie in der Gruppe bereits mindestens einen Befürworter haben.
- Sie setzen auf den Chat: Nützen weder die Handzeichen Ihres Konferenztools noch eine echte Meldung, hinterlassen Sie eine schriftliche Nachricht. Je nach Thema entweder als Message an alle oder als private Nachricht an den Moderator. Wenn Sie hartnäckig dran bleiben, steigt die Chance, dass Sie wahrgenommen werden.
- Sie grätschen dazwischen: Das ist sicherlich die letzte Eskalationsstufe. Aber sollte sonst nichts helfen, ist Dazwischenreden ausdrücklich erlaubt. Um clever auf Ihre Gedanken überzuleiten, haben sich beispielsweise diese Formulierungen bewährt: „In diesem Kontext ist mir folgendes aufgefallen …“, „Diesen Punkt möchte ich gerne aufgreifen …“, „Danke für diesen interessanten Aspekt, zusätzlich will ich …“ Achten Sie dabei bitte unbedingt darauf, möglichst ruhig und mit starker Stimme zu sprechen, um souverän zu wirken. Außerdem gewinnen Sie Präsenz, wenn Sie guten Blickkontakt mit der Kamera halten, aufrecht sitzen und sich innerlich stark machen.
- Sie setzen auf Humor: Je nach Situation und Teilnehmerkreis dürfen Sie sich auch mit einem lockeren Spruch Gehör verschaffen. Besonders charmant finde ich die Idee einer ehemaligen Seminarteilnehmerin, die Vielredner*innen gerne folgendermaßen in die Schranken weist – entspannt und mit einem Schmunzeln im Knopfloch: „Herr/Frau X … darf ich mal in Ihre Atempause hüpfen?“
Haben Sie weitere Kniffe, mit denen Sie sich Redezeit verschaffen? Ich freue mich sehr, wenn Sie Ihre Erfahrungen mit mir teilen!