Fragen sind die einfachste Form der Interaktion im virtuellen Raum. Ganz ohne technischen Schnickschnack ermöglichen sie Ihnen, mehr über Ihre Zuhörerschaft zu erfahren. Vorausgesetzt, Sie fragen so, dass die Teilnehmer an den anderen Bildschirmen auch gut antworten können. Ansonsten passiert es schnell, dass die Rückmeldungen ausbleiben und Sie stattdessen in teilnahmslose Gesichter schauen.
Was tun, wenn Ihre Fragen am Publikum abprallen?
Sollten Sie das Gefühl haben, dass Ihre Fragen und Denkanstößen ab und zu ins Leere laufen, liegt das womöglich an einer der folgenden fünf Stolperfallen:
1. Sie stellen Kettenfragen.
Im Eifer des Gefechts kann schon einmal der Gaul mit einem durchgehen. Sie wollen zu viel von Ihrem Publikum wissen, stellen mehrere Fragen gleichzeitig und erschlagen Ihr Gegenüber förmlich mit dieser Fragenflut: „Wer von Ihnen hat das auch bereits erlebt? Wie sind Sie mit der Situation umgegangen? Was würden Sie heute anders machen? Gibt es Tipps, die Sie Ihren Kollegen mitgeben wollen?“ Halleluja! ;-) Da die Zuhörerinnen nicht wissen, wo sie ansetzen sollen, werden sie im Zweifelsfall lieber den Mund halten und gar nichts sagen. Schade um die vertane Chance! Damit Sie Ihre Gesprächspartner nicht überfordern, platzieren Sie möglichst immer eine Frage nach der anderen und lassen zwischendurch genügend Raum zum Nachdenken. So werden Sie auf die ersten Wortmeldungen sicher nicht lange warten müssen.
2. Sie arbeiten oft mit geschlossenen Fragen.
„Haben Sie noch Anmerkungen?“, „Ist Ihnen das im Kundengespräch auch schon mal passiert?“ – solche Formulierungen sind super, um ein schnelles Feedback vom Publikum zu bekommen. Ein verbales Ja oder Nein. Ein Kopfnicken oder -schütteln. Einen Daumen hoch oder runter. Wollen Sie echten Dialog anzetteln, setzen Sie allerdings lieber auf offene W-Fragen. Diese regen zum Nachdenken an und bringen Ihre Zuhörerschaft ins Reden. Zum Beispiel: „Welche Punkte liegen Ihnen noch auf dem Herzen?“, „Wie haben Ihre Kundinnen regiert, als Sie …?“
3. Sie verwenden Fragen mit Hä?-Effekt.
Verneinungen in der Fragestellung oder unklare Formulierungen sorgen dafür, dass das Publikum für einen Moment irritiert ist und über Ihre Frage nachdenken muss. Das Problem dabei: Sobald Menschen ins Grübeln geraten, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich mit einer Antwort zurückhalten. Machen Sie Ihrem Gegenüber das Leben deshalb so leicht wie möglich. Statt „Wer möchte nicht auch, dass neuen Mitarbeitern ein Pate an die Seite gestellt wird?“ fragen Sie zum Beispiel: „Wer ist dafür, dass neuen Mitarbeitern ein Pate an die Seite gestellt wird? Bitte geben Sie mir ein Handzeichen!“. Oder statt „Welches Bild gefällt Ihnen besser? Das linke oder das rechte?“ fragen Sie: „Wem gefällt das linke Bild besser? Bitte Hand hoch! … Und wem das rechte? Bitte Hand hoch!“ Klare Fragen ermöglichen klare Antworten.
4. Sie fragen zu groß.
„Wie stehen Sie zum Thema ‚Nachhaltigkeit‘ in Ihrem Unternehmen?“, „Wie weit sind Sie in puncto ‚Digitalisierung‘?“ – Fragen wie diese bieten derart umfassende Antwortmöglichkeiten, dass sie das Publikum leicht verstummen lassen. Wenn Ihr Gegenüber nicht genau weiß, worauf Sie hinauswollen, löst das Unsicherheit aus und macht nicht gerade Lust, in die Diskussion einzusteigen. Um das zu vermeiden, lohnt es sich, die Teilnehmer an die Hand zu nehmen, indem Sie präzise fragen und große Themenwelten in kleinere Teilbereiche herunterbrechen. Statt zum Beispiel über „Nachhaltigkeit“ zu sprechen, thematisieren Sie ganz konkret die „CO2-Bilanz“. Statt das weite Feld der „Digitalisierung“ aufzumachen, erkundigen Sie sich nach „automatisierten Produktionsprozessen“. Jetzt wissen die Zuhörer direkt, in welche Richtung sie denken sollen und werden die passende Antwort schnell parat haben.
5. Sie fragen Dinge, die zu sensibel sind.
Es gibt Themen, bei denen Ihr Gegenüber eine persönliche Meinung nicht vor versammelter Mannschaft kundtun möchte. Schon gar nicht, wenn das Treffen im virtuellen Raum stattfindet, wo sich viele ohnehin nicht so wohlfühlen, wie in einem Präsenzmeeting. Werden Sie mit Ihrer Fragestellung zu direkt, ist der Rückzug vorprogrammiert. Damit Sie nicht ins Fettnäpfchen treten, macht es Sinn, Ihre Zielgruppe vorab genau unter die Lupe zu nehmen. Finden Sie heraus, wie die Menschen ticken, mit denen Sie zu tun haben … und machen Sie sich bei heiklen Themen die Anonymität des digitalen Raumes zunutze. Gerade virtuelle Meetings bieten Ihnen intelligente Möglichkeiten, die aktuelle Stimmung abzufragen und gleichzeitig Diskretion zu wahren: Klartext im geschützten Umfeld!
Jetzt sind Sie dran!
Welche Frage-Wirkungsräuber haben Sie für sich identifiziert? Wie werden Sie im nächsten Meeting damit umgehen?