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Gute Vorträge brauchen Zeit. Zeit für die Vorbereitung, um einen stimmigen roten Faden auszutüfteln, uns zu überlegen, wie wir unsere Themen am besten rüberbringen und eine Präsentation zu basteln, die das Publikum bei der Stange hält. So der Idealfall. Würde uns da nicht ab und an das Leben in die Quere kommen: Dinge im privaten Umfeld, die Ihre ganze Kraft kosten, der SOS-Anruf eines Kunden, ein streikender Rechner … zack, weg ist es – das geplante Zeitfenster! Von Vortragsmuße keine Spur. Stattdessen ein leichter Anflug von Panik: „Wie soll ich das bloß schaffen?“

Auf die Schnelle redefit!

Jetzt gilt es, einen klaren Kopf zu behalten. Die folgenden Impulse helfen Ihnen, sich in diesen Stressmomenten auf das Wesentliche zu fokussieren, so dass Sie, trotz Last-Minute-Vorbereitung, mit einem guten oder zumindest besseren Bauchgefühl auf Ihre Bühne gehen können. Haben Sie es nicht mit einem komplett neuen Thema zu tun, in das Sie sich erst eindenken müssen, reichen dafür übrigens schon 15 bis 20 konzentrierte Minuten.

Zum Hören …

… oder zum Lesen:

1. Sie geben Ihrem Vortrag eine Struktur! Wenn Sie es eilig haben, ist es wichtig, dass Sie Ihrem Hirn genau sagen, in welche Richtung es denken soll. Im Eifer des Gefechts können Sie sich sonst leicht verzetteln. Meine Lieblingsstruktur für ad hoc-Einsätze ist „gestern-heute-morgen“. Die funktioniert fast immer. Sie starten mit den Dingen, die in der Vergangenheit passiert sind und erzählen zum Beispiel, wie etwas entstanden ist und sich entwickelt hat. Anschließend schildern Sie den Status quo, indem Sie beispielsweise auf den Stand Ihres Projektes eingehen … und schließen mit dem Blick in die Zukunft.

2. Sie klopfen ab, was Ihr Publikum braucht! Ihr Auftritt ist kein Selbstzweck. Sie möchten etwas erreichen und das gelingt Ihnen am besten, wenn Sie die Menschen erreichen, mit denen Sie zu tun haben. Genau das kommt allerdings manchmal zu kurz, wenn wir unter Strom stehen. Deshalb lohnt es sich, sorgfältig hinzuschauen, was Ihre Zuhörer gerade umtreibt, und welche Wünsche oder Erwartungen sie womöglich haben. Richten Sie den Scheinwerfer nicht auf sich, sondern auf die anderen. Weg von „mir ist heute wichtig …“ hin zu „das bringt Ihnen …“. Sie können Ihr Publikum nur schwer einschätzen und finden es ziemlich kompliziert, in die Schuhe Ihres Gegenübers zu schlüpfen? Allein die Tatsache, DASS Sie sie sich ein paar Minuten Zeit nehmen und sich Gedanken machen, wird Ihre Präsentation verändern und für eine bessere Verbindung sorgen. Positiver Nebeneffekt: Da jetzt nicht mehr Ihre persönliche Performance im Vordergrund steht, nehmen Sie den Druck von Ihren Schultern und werden gelassener rüberkommen.

3. Sie verabschieden sich von der Folienflut! Besonders wenn man es eilig hat, ist es total verlockend, auf bestehende Foliensätze zu bauen, ein paar Charts neu zusammenzuschieben und sich dann Folie für Folie durch den Vortrag zu hangeln. Bitte machen Sie das nicht. Abgesehen davon, dass solche Bullet Point-Schlachten für Ihr Publikum langweilig und anstrengend sind, verschenken Sie als RednerIn so jede Menge Wirkung. Schon ein bisschen Feintuning genügt, um aus einer Handoutversion zum Nachlesen einen ordentlichen Vortrag zu zaubern. Sie brauchen die Folien als Gedankenstütze, weil Sie sich unmöglich alles merken können? Dann bereiten Sie die Charts vor, aber zeigen sie nicht, sondern drucken eine Folienübersicht aus und verwenden diese als Spickzettel.

4. Sie überlegen sich mindestens eine Geschichte! Schnell-schnell-Vorträge strotzen häufig nur so vor Zahlen, Daten, Fakten. Schon mit einer kleinen Anekdote können Sie hier gegensteuern und selbst nüchterne Inhalte mitreißend transportieren. Falls Ihnen von jetzt auf gleich nichts „Cooles“ einfällt, machen Sie sich das Rednerleben bitte nicht unnötig kompliziert. Ein Praxisbeispiel aus dem Alltag genügt, um Ihrer Präsentation mehr Leben einzuhauchen und für eine persönliche Note zu sorgen. Weiteres Plus: Was Sie selbst erlebt haben, ist in Ihrem Kopf präsent und kann auf Knopfdruck abgerufen werden. Da Sie nichts auswendig lernen müssen und frei von der Leber weg erzählen können, entstressen Sie die Situation damit enorm.

5. Sie bereiten einen knackigen Schluss vor! Nein, Sie brauchen nicht zwangsläufig ein Feuerwerk zu inszenieren. Aber Sie sollten eine klare Botschaft am Ende haben. Insbesondere wenn die Vorbereitungszeit knapp ist, geht vielen Vortragenden nach hinten raus die Luft aus. Fragen Sie sich also: Was will ich meinen Zuhörern mitgeben? Was wünsche ich mir oder anderen? Was fordere oder empfehle ich? DAS formulieren Sie dann knackig, um einen wirklich bleibenden Eindruck bei Ihrer Zuhörerschaft zu hinterlassen.

6. Sie bringen sich selbst in einen guten Zustand! Wenn Sie wie ein aufgescheuchtes Huhn in Ihre Präsentation gehen und mit sich hadern, weil Sie nicht genügend Zeit in die Vorbereitung investiert haben, ist das die beste Voraussetzung, Ihren Vortrag gegen die Wand zu fahren. Sie sind, was Sie denken! Besinnen Sie sich also lieber darauf, was Sie können, was an Fachwissen da ist und was Sie Ihrem Publikum mitgeben wollen. Mit diesem Bewusstsein bleiben Sie entspannt(er). Es fällt Ihnen viel leichter, die nötigen Quellen anzuzapfen und die richtigen Worte zu finden – trotz Minimalvorbereitung.

So, und nun: einatmen, ausatmen! Vertrauen Sie auf die positive Energie, die derart Adrenalin geschwängerte Momente freisetzen können. Da ist schon manche und mancher über sich hinausgewachsen. Lassen Sie sich überraschen, was in Ihnen steckt!