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Sie taucht in meinen Workshops immer wieder auf – die Frage nach dem Sinn bzw. Unsinn von Agendafolien. Vermeintliche Pro-Argumente sind schnell gefunden:

  • Die Agenda gehört zu einer Präsentation einfach dazu und wird vom Publikum erwartet.
  • Die Zuhörer*innen müssen wissen, was auf Sie zukommt und brauchen eine Struktur.
  • Als Redner*in kann ich mich zu Beginn warmreden und gewinne Sicherheit.

Trotzdem lohnt es sich, genauer hinzuschauen und das „So macht man das halt!“ zu hinterfragen. Denn auch wenn die Themenübersicht in einem Handout sicherlich sinnvoll ist – im Präsentationsmodus hat sie ihre Tücken:

Wirkungsräuber Agenda!

1. Eine Agenda birgt Langeweile-Potenzial: Womöglich haben Sie sich einen tollen Einstieg für Ihren Vortrag überlegt, die Zuhörer*innen zum Hinhören bewegt … und klick … dann geht es weiter mit x Agenda-Bullet Points, die nun Schritt für Schritt vorgetragen werden. Puh, besonders spannend ist dieses betreute Lesen nicht! Abgesehen davon, dass Sie von den Stichworten an der Wand im schlimmsten Fall auch noch in einen ziemlich unnatürlichen Redestil gedrängt werden, à la „Nachdem ich Ihnen unser Unternehmen vorgestellt habe, gehe ich auf Produktvorteile ein und zeige Ihnen im Anschluss mögliche Formen der Zusammenarbeit.“

Idee: Warum lassen Sie die Agenda nicht einfach weg? Gerade für kürzere Formate (bis zu zwei Stunden) braucht es keine Gliederungsfolie, um den Teilnehmer*innen Orientierung zu geben. Es reicht, wenn Sie Ihren Zuhörer*innen kurz und knackig – auf der Tonspur – kommunizieren, was sie von Ihnen erwarten können und warum es sich lohnt, Ihnen zuzuhören. Dafür setzen Sie am besten auf drei aussagekräftige Punkte, die neugierig machen und einen groben Rahmen vermitteln – Ihre Kernbotschaften. Diese können Sie dann während Ihres Vortrags immer wieder aufgreifen und die Zuhörer*innen damit gezielt an der Hand nehmen. Ein Beispiel finden Sie hier: Online: 3 x wirkungsvoll einsteigen!

 

2. Eine Agenda wirkt mitunter abschreckend: Gerade wenn Ihre Zuhörer*innen schon die eine oder andere Präsentation hinter sich haben und der Kopf voll ist, löst eine prall gefüllte Agendafolie schnell ein inneres „Oh Gott! Wer soll das bloß heute alles noch aufnehmen!“ aus. So baut sich ruckzuck Widerstand auf, den Sie zu Beginn Ihres Vortrags nun wirklich nicht gebrauchen können.

Idee: Wenn Sie auf eine inhaltliche Übersicht nicht verzichten wollen, fassen Sie sich bitte so kurz wie möglich. Drei Tagesordnungspunkte sind völlig ausreichend, um Ihre Botschaft zu transportieren – ohne das Publikum zu überfordern! Zugegeben, manchmal braucht es ein bisschen Hirnschmalz, um die Menge der Themen auf wenige überzeugende Überschriften herunterzubrechen. Aber die Arbeit lohnt sich, denn so kommen Sie wirklich auf den Punkt und Ihre Teilnehmer*innen werden Ihnen gerne zuhören. Sollte Ihr inneres Stimmchen dennoch nach mehr Details und weiteren Unterpunkten rufen, denken Sie bitte daran: Sie wollen Menschen für Ihr Unternehmen, Ihr Produkt, Ihre Idee gewinnen … und keine wissenschaftliche Arbeit verteidigen!

 

3. Eine Agenda baut keine Verbindung auf: Herkömmliche Gliederungsfolien sind häufig eine Ansammlung nüchterner Stichpunkte, die die Zuschauer nicht ins Boot holen. – Weil Sie den Nutzen für das Publikum nicht oder nur am Rande erahnen lassen. Denken Sie nur an die gängigen Formulierungen, wie „Unternehmen XY im Überblick“, „Produktvorteile“, „Best Practice Beispiele“, „technische Umsetzung“, … Das ist total schade, da Sie mit solchen Schlagworten die Möglichkeit verspielen, Ihrem Gegenüber zu signalisieren: „Hey, ich habe mir Gedanken über DICH und DEINE Situation gemacht und möchte Dich mit meinem Angebot unterstützen!“

Idee: Haben Sie sich für eine Gliederung entschieden, lohnt es sich, Ihr Thema durch die Brille des Gegenübers zu betrachten und die einzelnen Inhalte so zu formulieren, dass ein Bezug zum Publikum entsteht. Klingt kompliziert? Ist es nicht. Es genügen schon Kleinigkeiten, um einer Auflistung von Tagesordnungspunkten ein bisschen mehr Leben einzuhauchen und die Zuhörerschaft mit Ihren Bedürfnissen sprachlich abzuholen. Ihr Vorteil: Die Teilnehmer*innen fühlen sich angesprochen und werden eher dranbleiben

So könnten Sie zum Beispiel aus „Vorstellung Unternehmen XY “ den Tagesordnungspunkt „Unternehmen XY – Ihr Partner für …“ machen. Oder Sie verwandeln den Bullet Point „Produktangebot im Überblick“ in „Lösung/Ideen für Ihr(e) …“

Die Agenda für eine Produktschulung in der Finanzbranche, die mir kürzlich zwischen die Fingern gekommen ist, würde sich mit ein paar kleinen Änderungen beispielsweise so lesen:

  • Inhaltlich sicher – das Produkt XY im Beratungsalltag (statt „Produktinhalte“)
  • Fit in der Abwicklung – Formulare und technische Kniffe (statt “Unterlagen und Technik“)
  • Neukunden gewinnen mit einer überzeugenden und sympathischen Ansprache (statt „Ansprache“)

Merken Sie den Unterschied?

Jetzt sind Sie dran!

Schnappen Sie sich doch gleich einmal Ihre nächste Präsentation! Können Sie sich vorstellen, die Agenda ganz rauszuschmeißen? Oder finden Sie Ansatzpunkte für einen textlichen Feinschliff? Ich freue mich, wenn Sie Ihre Gedanken und/oder Ideen mit mir teilen.