Ohne interaktive Elemente geht es nicht im digitalen Raum! Sie sind der Schlüssel, um Verbindung aufzubauen, Teilnehmer*innen zu Beteiligten zu machen, Feedback zu bekommen und somit den guten Draht zu den Menschen an den anderen Bildschirmen durchgängig zu halten.
Dass kollaborative Tools gerade Hochkonjunktur haben, ist also nicht verwunderlich: Ob Miro oder Mural, VOXR oder Mentimeter, Jamboard oder Flinga … das Angebot an Plattformen für die virtuelle Zusammenarbeit ist schier unerschöpflich. – Keine Frage, all diese Möglichkeiten bringen Schwung in Ihre Online-Meetings und machen Spaß.
Allerdings kann einem die Fülle an technischen Möglichkeiten auch schon mal zu schaffen machen! Nämlich dann, wenn …
… der berufliche Alltag Sie gerade genug fordert und Sie weder Zeit noch Lust haben, sich in ein neues Tool einzuarbeiten,
… Sie womöglich Berührungsängste haben und sich bei Ihrem Auftritt nicht blamieren wollen, weil zum Beispiel der entsprechende Link nicht funktioniert,
… Ihnen die Sicherheitsbestimmungen Ihres Unternehmens einen Strich durch die Rechnung machen oder
… Sie mit Teilnehmer*innen zu tun haben, die sich selbst erst an die Arbeit im virtuellen Umfeld herantasten und durch zu viel Schnickschnack einfach an Grenzen stoßen.
Die Folge: Interaktive Parts fallen nicht selten unter den Tisch, Präsentationen werden durchgezogen „wie immer“ und so manches Online-Meeting gleicht einer Verkündungsrunde. Echter Austausch? Fehlanzeige.
ONLINE-INTERAKTION LEICHT GEMACHT
Sie möchten das ändern? Ohne großen Aufwand und ohne das Risiko, sich unterwegs zu verheddern? Dann schauen Sie doch gleich einmal, welchen der folgenden fünf Impulse Sie möglicherweise für Ihre nächste Besprechung verwenden können.
Alles, was Sie brauchen, sind ein beliebiges Videokonferenzsystem, Ihre Präsentation, die üblichen Schreibtisch-Utensilien und die Lust, mit Ihrem Gegenüber wirklich in Kontakt zu kommen.
1. Sie arbeiten aktiv mit dem Chat:
Abgesehen davon, dass sich dort prima offene Fragen sammeln lassen, ist das wohl die einfachste Möglichkeit, um schnelles Feedback von Ihren Teilnehmer*innen zu bekommen – in allen Phasen Ihrer Besprechung. Was halten Sie davon, direkt zu Beginn eine Stimmungsabfrage einzubauen, beispielsweise „Auf einer Skala von 1 bis 10 (1 = schlecht; 10 = top) … wie schätzen Sie die Zusammenarbeit im Projekt ein?“ Wurden fachliche Inhalte vermittelt, bietet es sich an, sich nach einem Zwischenfeedback zu erkundigen, à la „Sie haben jetzt drei Möglichkeiten für eine gezielte Kundenansprache kennengelernt: Welche werden Sie gleich morgen einmal ausprobieren?“ Und am Ende könnten Sie Ihre Gesprächspartner*innen zum Beispiel bitten, in den Chat zu schreiben, welcher Aspekt des heutigen Meetings für sie am wichtigsten war.
2. Sie schaffen Raum für Reflexion:
Interaktion bedeutet nicht, dass Sie für hektische Betriebsamkeit im Online-Meeting sorgen müssen! Gezielte Momente der Stille sind oft deutlich wirkungsvoller, weil die Teilnehmer*innen einen kurzen Augenblick zum Durchschnaufen haben und wirklich die Chance bekommen, sich mit den Themen zu beschäftigen. Trauen Sie sich also, zum Nachdenken anzuregen. Zum Beispiel so: „Wenn Sie die letzten beiden Wochen Revue passieren lassen, was war Ihr größter Aha-Moment in den Gesprächen mit Ihren Kunden?“. Oder geben Sie Raum, um das Gesagte sacken zu lassen: „Nehmen Sie sich jetzt gerne drei Minuten Zeit, um einen Blick in Ihre Unterlagen zu werfen. Wie sehen Ihre konkreten Schritte ab morgen aus?“
3. Sie planen Gruppenarbeiten ein:
Im kleinen Kreis spricht es sich mitunter offener und es werden häufig schneller Ergebnisse erzielt als in der großen Runde. Sollte Ihre Konferenzumgebung die dafür benötigten Breakout-Rooms nicht (so einfach) hergeben, ist das aber kein Problem. Lassen Sie die Teilnehmer*innen zum Telefon greifen! Als Moderator*in bereiten Sie eine Folie mit den Telefonpaaren vor (Sandra ruft Mark an, Dieter ruft Jens an, Michael ruft Tanja an), lassen die Nummern ggf. im (Privat)Chat austauschen, geben eine feste Zeit vor … und los geht’s! Im Anschluss können Sie die Ergebnisse wunderbar „im Plenum“ besprechen. Ich habe diese Methode bei Harald Groß im Munterrichts-Training zum ersten Mal erlebt, anschließend mehrfach selbst ausprobiert und für sehr gut befunden.
4. Sie nutzen Ihre PowerPoint-Präsentation:
Folien sind nicht nur zum Zeigen da! ;-) Um Ihr Gegenüber einzubinden, können Sie zum Beispiel in Ihre Charts ein kleines Quiz einbauen oder Ihre Gesprächspartner*innen zu einer „richtig oder falsch?“-Einschätzung einladen. Dafür bereiten Sie eine Folie mit einer einfachen, zum Thema passenden Aussage vor, beispielsweise „65 Prozent aller Privatkunden sind offen für eine Beimischung von Aktien in Ihrem Portfolio.“ Nun lassen Sie die Gruppe via Chat abstimmen, ob diese Zahl korrekt ist oder nicht und lösen auf der nächsten Folie die Frage auf. Damit bringen Sie die Gruppe ins Mitdenken … und tada, eine rege Diskussion kommt in vielen Fällen auch direkt in Gang.
5. Sie setzen auf Papier und Stift:
Die Whiteboardlösungen in Zoom, WebEx und Co. sind zwar praktisch, aber gerade mit der Maus gestaltet sich die Zeichnerei manchmal doch etwas kniffelig. Um es möglichst einfach zu halten, bitten Sie Ihr Gegenüber, zu einem weißen Blatt Papier und einem Kugelschreiber zu greifen und das Ergebnis in die Kamera zu halten. Das klappt zum Beispiel richtig gut bei der „Hashtag“-Übung: „Liebe Teilnehmer*innen, welches Schlagwort kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an gelungene Teamarbeit denken? Bitte skizzieren Sie dieses mit ein paar einfachen Strichen, zum Beispiel in Form einer Sprechblase, wenn Sie an funktionierende Kommunikation denken.“ Sie werden sehen, schon beim Zeichnen ist der eine oder andere Lacher garantiert und Sie kommen mit Ihrem Gegenüber deutlich leichter ins Gespräch.
JETZT SIND SIE DRAN!
Welche Methode passt zu den Inhalten Ihres nächsten Online-Meetings? Welchen Impuls werden Sie gleich einmal ausprobieren oder verstärkt nutzen? Ich freue mich sehr, wenn Sie mir von Ihren Erfahrungen berichten … und natürlich auch, wenn Sie mir Ihre persönlichen Kniffe verraten. Ein Hoch auf mehr Lebendigkeit im digitalen Raum – einfach umsetzbar und trotzdem (deshalb) wirkungsvoll!
Zum Weiterlesen:
Online: 3 x wirkungsvoll einsteigen!
Online: 3 x merk-würdig aufhören!
Online: Teilnehmer ins Reden bringen